Public Square Squared – ORIGIN https://ars.electronica.art/origin/de ORIGIN - ARS ELECTRONICA 2011 Mon, 27 Jun 2022 14:49:46 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.6 Aufstände in Spanien und Syrien: Interview mit Leila Nachawati https://ars.electronica.art/origin/de/2011/08/30/english-uprising-in-spain-and-syria-interview-with-leila-nachawati/ Tue, 30 Aug 2011 18:12:55 +0000 https://ars.electronica.art/origin/?p=2739 Gastpost von David Sasaki

Die spanisch-syrische Aktivistin und Journalistin Leila Nachawati war im Zentrum von zwei der größten Protestbewegungen der letzten Jahre sowohl in Syrien, als auch in Spanien. Als eine erfahrene Social-Media-Strategin, die flüssig Spanisch, Arabisch und Englisch spricht, hat Leila eine einzigartige Perspektive auf die Geschehnisse in Spanien und Syrien, und auf ihre Ursachen. Sie wird beim Public Square Squared-Symposium am 4. September im Brucknerhaus am Podium stehen. Das folgende Interview wurde per email geführt.

Leila Nachawati / public square squared

DS:Was hat die spanische 15 M Bewegung erreicht? Was möchte sie erreichen?

LN:Die Bürgerinnen und Bürger haben ihre Stimmen erhoben, nachdem sie geradezu apathisch einem politischen System zusahen, welches auf die Bedürfnisse und Forderungen eines großen Teils der Bevölkerung überhaupt nicht eingeht. Hunderttausende haben sich übers ganze Land verteilt gegen Korruption, Arbeitslosigkeit und das Zwei-Parteien-System ausgesprochen und eine repräsentative Demokratie gefordert. „Wir sind nicht das Spielzeug von Politikern und Bankern“, das war das Motto der Demonstrationen. Ich glaube, dass das wichtigste Ergebnis die Erkenntnis ist, dass man nicht allein ist, dass die Leute sich zusammentun können, um die Veränderungen voranzutreiben, die sie gerne sehen würden, sie können und sollen sich am politischen Geschehen beteiligen. Die 15 M – Bewegung, die sich jetzt auch auf die Nachbarstaaten ausdehnt, wo Kommitees und Vereine gegründet werden, hat der traditionellen Politik eine Lektion in Sachen Demokratie erteilt. Das Ziel ist es, die Bürgerbeteiligung an Politik und Gesellschaft wieder zu stärken (in den 80er Jahren wurden soziale Institutionen von politischen Strukturen geschluckt). Konkrete Ziele sind auch die Änderung des Wahlrechts, welches im Moment ein Zwei-Parteien-System fördert, man verlangt transparente Wahllisten und Antikorruptionsgesetze. Viele Spanierinnen und Spanier würden diese Änderungen gerne sehen.

DS: Spanier und Araber haben eine stark verflochtene gemeinsame Geschichte. Laut manchen Statistiken stammen 8% der spanischen Bevölkerung aus dem arabischen Raum. In den letzten Jahren standen allerdings Spannungen rund um Migrationspolitik und den Umgang mit Arabern in Spanien im Vordergrund der Beziehungen. In diesem Frühjahr wurden wir Zeugen von neuen Wegen der Zusammenarbeit, junge AktivistInnen auf beiden Seiten des Mittelmeers schlossen sich im Internet und auf den Straßen zusammen, um gegen Zensur und Korruption zu protestieren. Du hast auf Al Jazeera geschrieben, dass die Spanisch-Syrische Community, die jahrzehntelang sehr still war, hat in im Zuge der spanischen Proteste Möglichkeiten gefunden, mehr Freiheiten im eigenen Land zu erarbeiten. Spürst du die Unterstützung aus Spanien in den Protestbewegungen im Nahen Osten und in Nordafrika? Hast du einen Unterschied wahrgenommen, wie Araber in Spanien behandelt werden?

LN:Ich würde nicht behaupten, dass das Verhältnis so angespannt ist, die Ko-Existenz zwischen den Leuten ist größtenteils friedlich, wenn man bedenkt, dass die Nachbarschaft von Ländern mit so großen sozialen und wirtschaftlichen Unterschieden nicht immer einfach ist. Es gab einige Spannung nach dem 11. März, nach den Terrorattacken in Madrid, als einige SpanierInnen Vorurteile gegenüber Arabern und dem Islam und gefährliche Verallgemeinerungen, basierend auf religiösen und kulturellen Hintergründen, entwickelten. Bewegungen in der MENA-Region haben geholfen, ein komplexeres und vielschichtigeres Bild zu zeichnen. Plötzlich weiß man mehr über die arabische Welt als das, was man in den traditionellen Medien sieht, und zum ersten Mal sehen wir eine arabische Zivilgesellschaft, eine friedliche arabische Protestbewegung, arabische Organisation, die effiziente Nutzung von Technologie, arabische Bloggerinnen und Blogger. Endlich sehen wir die Vielschichtigkeit dieser Gesellschaften, die vorher sehr platt dargestellt wurden. Und als jemand, die sowohl in Spanien, als auch in Syrien gelebt hat, hab ich immer davon geträumt, dass der Norden und der Süden des Mittelmeers näher zusammenrücken, um sich auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Sie brauchen einander.

DS:Als Spanisch-Syrische Bürgerin, die Spanisch, Arabisch und Englisch spricht, was ist dir an der Darstellung der Proteste in Spanien und Syrien in den internationalen Mainstreammedien aufgefallen?

LN:Es gibt eine große Lücke zwischen traditionellen Strukturen (sowohl politische, als auch mediale Strukturen) und den Formen bürgerlichen Ausdrucks, die wir sehen. Eine große Lücke zwischen den alten und neuen Formaten. Das sieht man an Hand der Berichterstattung über die Mobilisierungen in Spanien. Sie wurden größtenteils von den BürgerInnen weitergereicht, die Technologie sehr clever eingesetzt haben, und durch kleine, unanabhängige websites wie Periodismo Humano. Die meisten traditionellen Medien sind daran gescheitert, eine Bewegung zu verstehen, die die alten Formate herausfordert und dezentral organisiert wird, was ja in Wahrheit der Charakter des Internets an sich ist. In Syrien ist diese Lücke offensichtlich noch größer, weil das Regime die Medien besitzt und die jede Form von freier Meinungsäußerung zu unterdrücken sucht. Keine JournalistInnen haben die Erlaubnis, die Ereignisse aus dem Land heraus zu dokumentieren, und auch im Internet wird die Zensur immer weitreichender. Aber zum ersten Mal dringt Information nach außen, trotz all der Widerstände, und das liegt an digitalen Werkzeugen wir Youtube und Handys, welche den BürgerInnen die Möglichkeit gegeben haben, ihre Geschichten zu zeigen, ohne von traditionellen Medien abhängig zu sein.

DS: Auf deiner Profilseite aufPeriodismo Humano, wo du sehr aktiv bist, zitierst du Fred Dallmayr: „Beinahe überall, wohin man in unserer heutigen Welt hinschaut, sieht man entweder einen Kriegszustand oder einen schwellenden Krieg. Das einzige Gegenmittel gegen diese Gefahren, die einzige Heilung ist der ehrliche Dialog.“ Es ist ein inspirierendes Zitat, aber als der syrische Präsident Bashar al-Assad einen „nationalen Dialog“ ausrief, haben die meisten Protestierenden und Anführenden sich geweigert, an diesem Dialog teilzunehmen. Kann durch Dialog alles erreicht werden, oder gibt es Grenzen?

LN: Ehrliche Dialog kann nur unter Gleichen stattfinden. Wie soll man einen Dialog führen, während Menschen bombardiert, gefoltert und eingespert werden, weil sie Freiheit verlangen?

]]>
Public Square Square – Die Fronten des Info-Kriegs https://ars.electronica.art/origin/de/2011/08/29/english-public-square-squared-the-front-lines-of-the-info-war/ Sun, 28 Aug 2011 23:52:57 +0000 https://ars.electronica.art/origin/?p=2672 Gastbeitrag von David Sasaki, einer der Kuratoren von public square squared am 4. September im Brucknerhaus

Abhängig davon, mit wem man sich unterhält, führen uns soziale Medien und der breitere Zugang zu Informationen entweder in die Freiheit oder stürzen uns ins Chaos. Innerhalb weniger Wochen haben Ägypterinnen und Ägypter, Tunesierinnen und Tunesier großangelegte Protestbewegungen, die zum Fall von jahrzehntelangen Diktaturen führten, organisiert und die Türen zu nachhaltigen demokratischen Reformen weit aufgestoßen. Andererseits haben soziale Medien die Koordination von gewalttätigen Aufständen in London erleichtert und rechts-extreme Blogger angeblich den Norwegischen Terroristen Anders Breivik inspiriert.

Als BART, das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel in San Francisco, als Reaktion auf geplante Proteste nach einem Zwischenfall, in dem ein Pendler zu Tode geschossen wurde, Handymasten abstellte, wurden Stimmen von lokalen Bloggern laut, die diese Entscheidung mit Mubaraks Entscheidung, den Internetzugang in Ägypten zu beschränken, vergleichen. In der selben Woche forderte der britische Premierminister David Cameron umfangreiche Überwachungsmaßnahmen die sozialen Medien betreffend, eine Forderung, die beispielsweise China und den Iran sehr erfreute.

Der politische Korrespondent von Reuters warnt vor einem wachsenden „Info-Krieg“, der die Grenzen zwischen Zensur und gesellschaftlicher Harmonie, offenen und geschlossenen Gesellschaften verwischen könnte.

Public Square2 symposium wird die Fronten dieses sogenannten „Info-Kriegs“ untersuchen, gemeinsam mit Aktivistinnen und Aktivisten, Analystinnen und Analysten, die im Zentrum von Aufstand und Revolution standen. Die tunesische Bloggerin Lina Ben Mhenni und die türkische Soziologin Zeynep Tufekci werden die Bedeutung und die Auswirkungen der Revolutionen in Tunesien und Ägypten beleuchten. Die Spanisch-Syrische Bloggerin Leila Nachawati präsentiert einen Vergleich der riesigen Protestbewegungen in beiden Ländern und wie sie von internationalen Mainstreammedien dargestellt wurden.

Andere Staaten haben bewiesen, dass sie trotz größter Bemühungen seitens von Aktivistinnen und Aktivisten resistent gegen nachhaltige soziale und politische Reformen sind. Hu Yong, Lektor für Neue Medien und Buchautor wird über die Einschränkungen berichten, mit denen freie Journalistinnen und Journalisten in China zu kämpfen haben. Der singapurische Filmemacher und Blogger Tan Siok Siok wird seine Eindrücke vom Dreh von „Twittamentary„, einer Dokumentation über Twitters Einflüsse auf unser Leben, präsentieren. Markus Beckedahl zeigt „Digitale Gesellschaft“, eine neue, vernetzte Organisation, die sich die Entwicklung der Rechte von deutschen Internetuserinnen und -usern auf die Fahnen geschrieben hat.

Außerdem werden uns die Gewinnerinnen und Gewinner der Prix Kategorie „Digital Communities“ ihre eigenen Visionen, wie man Gesellschaften durch vernetzte Arbeit voranbringen könnte, zeigen. Am 4. September geht das Symposium im Brucknerhaus über die Bühne, wir freuen uns über jede Besucherin und jeden Besucher!

]]>
Nach Revolution, von Innen: Interview mit Lina Ben Mhenni https://ars.electronica.art/origin/de/2011/08/22/english-inside-and-after-tunisias-revolution-interview-with-lina-ben-mhenni/ Mon, 22 Aug 2011 18:10:42 +0000 https://ars.electronica.art/origin/?p=2410 Dies ist ein Gastartikel von David Sasaki, gemeinsam mit Isaac Mao Kurator vom Public Square Squared symposium am 4. September 2011.

Ich habe Lina Ben Mhenni zum ersten Mal beim zweiten Arab Bloggers Meeting in Beirut, Libanon vor zwei Jahren kennengelernt. Das Treffen, von der Global Voices Advocacy und der Heinrich Boll Stiftung organisiert, zielte darauf ab, das regionale Netzwerk von arabischen Bloggern, OnlineaktivistInnen und Zivilorganisationen zu stärken. Lina bloggte schon seit 2006 von Tunesien aus, oft über das eingeschränkte Recht auf Meinungsäußerung, aber erst im Jahr 2009 sollte sie zu einer Vollblutonlineaktivistin werden, als sie die Kampagne zur Befreiung von Mohamed Soudani koordinierte, einem jungen tunesischen Studenten, der inhaftiert wurde, nachdem er internationalen Medien Interviews gegeben hatte.

Vor zwei Jahren konnte man nicht wirklich eine tunesische Revolution vorhersagen, die das Ende der 25 jährigen Diktatur von Präsident Zine El Abidine Ben Ali bedeuten würde. Lina war sowohl aktive Teilnehmerin an als auch Beobachterin der Protestbewegung, die zur Revolution führen sollte. Sie hat vor kurzem ihr Buch veröffentlicht, das hoffentlich bald in Englisch erscheinen wird, in dem sie über ihre Erfahrungen als Aktivistin und Journalistin spricht.

Lina Ben Mhenni wird uns in Linz aus erster Hand über ihre Erfahrungen während der tunesischen Revolution berichten, und außerdem zeigen, wo ihr Land gerade hinsteuert. Ich habe ihr im Vorfeld ein paar Fragen per email geschickt, um einen Einstieg in die Diskussion während der Ars Electronica zu schaffen.

Lina

David Sasaki: Von außen betrachtet habe ich den Eindruck, dass zunächst sehr wenige internationale Medien über die Anti-Regierungsproteste in Tunesien berichteten und erst als eine kritische Masse erreicht war, haben einige Gruppen, wie beispielsweise Anonymous oder Wikileaks begonnen, sich als Verantwortliche für diese Bewegung zu präsentieren. Wie sieht diese Situation für jemanden, der direkt an der Quelle des Geschehens beteiligt war, aus?

Lina Ben Mhenni: Zu Beginn berichteten wenige internationale Medien über die Proteste, weil einerseits viele von ihnen die Wichtigkeit dieser Bewegung unterschätzten, und andererseits hatten sie mit strengen Richtlinien seitens der Regierung zu kämpfen. Als eine gewisse Größe der Bewegung erreicht war, stieg naturgemäß das Interesse, einigen gelang es, sich im Land zu bewegen, andere verwendeten Bilder und Videos von tunesischen Cyber-AktivistInnen. Aber ich glaube nicht, dass Anonymous oder Wikileaks hier eine große Rolle spielten. Die von Wikileaks veröffentlichten Depechen waren lediglich eine Bestätigung dessen, was das tunesische Volk bereits über die Regierung, über Ben Ali, seine Frau und seine Familie wusste. Später (2. Jänner 2011) unterstützte Anonymous die tunesischen Cyber-AktivistInnen, in dem sie Website der Regierung angriffen. Die Tunesierinnen und Tunesier, die an den Protesten beteiligt waren, waren sich der Wichtigkeit von Informationen bewusst und verbreiteten soviel Bild- und Videomaterial wie möglich.

DS: Es sieht so aus also ob zwei gegensätzliche Katalysatoren zu dieser Revolution geführt hätten. Die eine Seite sieht die Jugendarbeitslosigkeit und der Selbstmord von Mohamed Bouazizi als zentralen Faktor, die andere sieht die fehlende Meinungsfreiheit, die Korruption und den Einfluss von Wikileaks als wichtiger an. Auf Global Voices hast du über beide Probleme gesprochen, lange bevor die englischsprachige Presse sich irgendwie für diese Thema interessierte. Letzten November hast du detailliert über die Anti-Zensur-Kampagne „Launch a Blog“ und über Nawaat’s Tunileaks-Projekt geschrieben. Im Dezember hast du über die Onlineorganisation von Protesten, die auf den Selbstmord von Mohamed Bouazizi reagierten, geschrieben. Was war der zündende Funke für die Revolution?

LBM: Wie gesagt, ich glaube nicht, dass Wikileaks der Katalysator für die Revolution war. Ganz sicher haben die Menschen, die nach der Selbstanzündung von Mohamed Bouazizi auf die Straße gingen noch nie etwas von Wikileaks gehört. Die Mehrheit der Leute, die den Protest austrugen, haben noch nie das Internet benutzt. Sie gingen auf die Straße wegen Arbeitslosigkeit, Armut, Ungerechtigkeit, Einschränkgung der persönlichen Freiheit, Unterdrückung usw. Es hat nichts mit Wikileaks zu tun.

DS: Lass uns über Tunesien heute sprechen, nach der Revolution. Es gab Pläne, im Juli eine vorläufige Regierung zu wählen, doch die Wahlen wurden auf den 23. Oktober verschoben. War diese Entscheidung richtig? Gibt es Befürchtungen, dass die gleichen Leute aus Ben Alis Regierung wieder an die Macht kommen, wenn man nicht sofort neue Leute wählt?

LBM: Zunächst war ich gegen die Verschiebung der Wahlen, aber mit der Zeit habe ich verstanden, dass es die richtige Entscheidung war. Wir müssen uns Zeit lassen mit den Vorbereitungen auf diese Wahl. Und was deine zweite Frage angeht: Ja, es gab Befürchtungen, dass wieder die selben Leute, die für Ben Ali arbeiteten, wieder an die Macht kommen. Sie geben ihr bestes, um diese zu erreichen, haben sich bereits wieder in politischen Parteien organisiert.

DS: Jetzt wo die Diktatur abgeschafft wurde, kann ich mir vorstellen, dass der nächste Schritt in Richtung Demokratie der ist, dass man möglichst viele tunesische BürgerInnen zu den Wahlen bringt. Du hast auf Global Voices geschrieben, dass sich bis jetzt relativ wenige Leute für die Wahl registriert haben, was junge BloggerInnen inspirierte, die „Time To Register“-Kampagne zu starten. Von denen, die vorhaben, zur Wahl zu gehen, wissen 54% noch nicht, wen sie wählen würden. Fruchtet die „Time To Register“-Kampagne? Wieso sind die TunesierInnen so zurückhaltend, wenn sie so hart für Demokratie gekämpft haben?

LBM: Ich glaube, dass die Kampagne ein wenig geholfen hat, besonders unter den jungen Menschen, die das Internet und Facebook nutzen. Die Wahlbehörde hat auch eine großangelegte Kampagne gestartet, die die Leute auffordert, zur Wahl zu gehen. TunesierInnen sind zurückhaltend, weil sie den Prozess noch nicht verstehen. Manche wissen nicht, wen sie wählen sollten, insbesondere mit dem plötzlichen Auftauchen von hunderten von Parteien. Andere trauen der Regierung nicht und der Art und Weise, wie die Wahlen koordiniert werden.

Sie können Lina Ben Mhenni beim Public Square Squared symposium am 4. September sehen.

]]>
The Public Square, Squared – Gastpost von David Sasaki (USA) https://ars.electronica.art/origin/de/2011/08/10/english-the-public-square-squared/ Wed, 10 Aug 2011 11:29:17 +0000 https://ars.electronica.art/origin/?p=1789 Vor zwei Jahren haben Isaac Mao und ich das Ars Electronica Symposium „Cloud Intelligence“ kuratiert. Eine der Fragen, die wir zu beantworten versuchten, war: „Führt die Onlineaktivität mit server-basierten Tools zu einer Veränderung des sozialen „offline-Verhaltens“, oder gar zu verstärkter Apathie?“ Zwei Sprecher dieses Panels, Xiao Qiang aus China und Evgeny Morozov aus Weißrussland präsentieren ihre Sicht auf digitale Aktivitäten.

Xiao Qiang bezeichnet Zensur als „eine Form von Gewalt dem menschlichen Geist gegenüber“ und präsentierte Ai Weiwei als ein Beispiel für systemimmanenten, vernetzten, cloud-basierten Widerstand. Ganz egal, wie oft die chinesische Regierung versucht hat, ihn zum Schweigen zu bringen, seine Nachricht taucht immer wieder an anderer Stelle im Netz wieder auf und die Anzahl seiner Sympathisantinnen und Sympathisanten wächst ständig. Evgeny Morozov ist wiederum der Meinung, dass der Großteil des digitalen Aktivismus eigentlich „Slacktivismus“ genannt werden sollte, also Aktivismus für Leute, die ihren Hintern nicht hochbekommen. Anstatt uns an wichtigen und nachhaltigen sozialen Projekten zu beteiligen, sind wir abgelenkt von Twitter-Kampagnen, die uns bitten, unsere Avatarfarbe zu ändern oder von tausenden von Online-Kampagnen, die keine Substanz hinter einem potentiell netten Titel bieten.

In den zwei Jahren die seit diesen Statements ins Land verstrichen sind haben wir genug Beispiele gesehen, die beide Sichtweisen unterstützen. Xiao Qiang can beispielsweise auf Tunesien verweisen, wo die Anti-Zensurbewegung ganz sicher eine tragende Rolle zur erfolgreichen Absetzung von Diktator Zine El Abidine Ben Ali beigetragen hat. Übrigens sind wir sehr stolz darauf, dass wir diese Geschichte direkt von Lina Ben Mhenni hören können, einer der wichtigstens Bloggerinnen, die in die Anti-Zensurkampagne involviert war. Andererseits kann Evgeny Morozov sowohl China als auch Weißrussland als Beispiele anführen, dass die Regierungen mit ihren Zensurtools erfolgreichen waren, die Bevölkerung zu überwachen, als die Aktivisten und ihre „cloud“, die mehr Menschenrechte und mehr Verantwortung von der Regierung fordern.

Am 4. September werden Isaac Mao und ich wieder zur Ars Electronica kommen, mit dabei sind eine All-Star-Ensemble an Aktivistinnen und Aktivisten und Intellektuellen, die sich auf die Suche nach der Beantwortung von zwei schwierigen Fragen machen werden. Die erste Frage lautet: Was für eine Wirkung hatten die Aktivistinnen und Aktivisten in jenen Ländern, in denen es in diesem Jahr große soziale Umwälzungen gegeben hat (Tunesien, Ägypten, Spanien) und worauf konzentrieren sie ihre Energien jetzt? Und die zweite Frage lautet: Wie lange sollte man in Ländern, in denen diese Umwälzungen trotz größter Bemühungen noch nicht stattgefunden haben (China, Singapur, Deutschland) noch warten, und wieso?

Wir hoffen, dass Sie Zeit haben werden, uns während des Festivals auf der Suche nach den Antworten auf diese schwierigen Fragen zu unterstützen, auch wenn Sie nicht vor Ort sein sollten, wird der gesamte Tag live auf dieser Website und auf DORF TV übertragen, außerdem suchen wir aktiv Fragen, die Sie uns per Twitter stellen können und werden sie im Rahmen des Symposiums beantworten.

]]>
public square squared – how social fabric is weaving a new era https://ars.electronica.art/origin/de/2011/08/01/public-square-squared-how-social-fabric-is-weaving-a-new-era/ https://ars.electronica.art/origin/de/2011/08/01/public-square-squared-how-social-fabric-is-weaving-a-new-era/#comments Mon, 01 Aug 2011 15:55:58 +0000 https://ars.electronica.art/origin/?p=322 Die anhaltenden Aufstände im arabischen Raum trugen und tragen weltweit zu einer stark veränderten Wahrnehmung der Rolle sozialer Medien bei. Zehn Jahre nach dem damals verfrühten Hype um eine neue, vernetzte Form demokratischer Partizipation sind wir nun tatsächlich ZeugInnen der Entstehung neuer Formen der gesellschaftlichen Emanzipation und politischen Beteiligung.

Klicken Sie auf eines der Bilder für weitere.

/////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

Erst jetzt, nachdem der Reiz des Neuen verflogen ist, können sie sinnvoll genutzt werden. Nicht nur, dass immer mehr (junge) Menschen diese Technologien nutzen, um virtuell zu den realen Geschehnissen und Schauplätzen zu gelangen, bilden und vernetzen sich immer größere Communities durch die rasend schnelle Weitergabe von Informationen.

Versuchen wir deshalb, diesen virtuellen und realen „square“ neu zu definieren. Diesen Ort, der für alle offen ist, wo sich Beziehungen entwickeln und sich neue Kräfte entfalten können. Wer und was aber sind diese „neuen Kräfte“ eigentlich?

Kuratoren: David Sasaki (US), Isaac Mao (CN)

Schedule

After the Revolution

10:30 David Sasaki (US)
10:50 Lina Ben Mhenni (TN)
11:10 Zeynep Tufekci (TR)
11:30 Leila Nachawati (ES)
11:40 Diskussion
12:30 Pause/break

Prix Forum – Digital Communities

14:00 Felipe Heusser (CL), Alexandra Jönsson (UK), Tim Causer (UK), Cliff Hammet (USA)
Moderation: Beatrice Achaleke (AT)

Before the Revolution

14:50 Hu Yong (CN)
15:10 Tan Siok Siok (SG)
15:30 Markus Beckedahl (DE)
15:50 Diskussion
16:20 Round Table mit den Vortragenden und Prix-PreisträgerInnen
17:30 Isaac Mao (CN)
18:00 Ende

Speakers

Beatrice Achaleke (AT) ist die Initiatorin des World Diversity Leadership Summit Europe und Gründungsgeschäftsführerin von AFRA, dem International Center for Black Women’s Perspectives. 2007 organisierte sie den ersten Black European Women’s Congress in Wien und kandidierte 2008 als erste Schwarze bei den Nationalratswahlen in Österreich. 2010 gab Beatrice Achaleke den Lagebericht Schwarze Menschen in Österreich heraus.

Markus Beckedahl (DE) ist u. a. Mitgründer der re:publica, Sprecher von Creative Commons Deutschland und Mitglied der deutschen UNESCO-Kommission. Seit 2002 bloggt er auf netzpolitik.org über Politik in der digitalen Gesellschaft.

Tim Causer (UK) ist Vertreter des UCL Bentham Project, wo er als Forscher arbeitet.

Felipe Heusser (CL) ist Jurist und Absolvent der London School of Economics. Er beschäftigt sich mit Fragen der Informationsfreiheit, Transparenz und des Haftungsrechts.

Alexandra Jönsson (UK) und Clifford Hammet (USA)bezeichnen sich als „Technologiepfuscher” und setzten sich aus kritisch-medienwissenschaftlicher Perspektive mit sozial engagierter Medienkunst auseinander.

Isaac Mao (CN) ist Risikokapitalgeber, Blogger, Softwareentwickler, Autor vieler Veröffentlichungen zu Onlinejournalismus und berät verschiedene Web-2.0-Unternehmen.

Lina Ben Mhenni (TN) ist als Dozentin an der Universität Tunis und Autorin u. a. der Streitschrift Vernetzt euch! sowie des auch international viel gelesenen Blogs „A Tunisian Girl“ eine der bekanntesten ProtagonistInnen der tunesischen Revolution.

Leila Nachawati (ES) ist eine spanish-syrische Altivistin. Sie arbeitet im Feld der Social Media und schreibt für Global Voices und Periodismo Humano.

David Sasaki (US) ist unabhängiger Berater, Mitgründer von Rising Voices und war Lateinamerikaredakteur von Global Voices. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Stärkung lateinamerikanischer Zivilgesellschaften mithilfe digitaler Medien und Technologien.

Tan Siok Siok (SG) ist Filmemacherin und Unternehmerin. Sie begründete das auf Sport, Musik und Jugendkultur spezialisierte Onlinevideounternehmen Kinetic Media.

Zeynep Tufekci (TR) untersucht als Soziologieprofessorin an der University of Maryland (US), wie sich Informationstechnologien und Gesellschaften wechselseitig formen. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit Gesellschaftsentwicklung, Überwachung und dem Schutz der Privatsphäre.

Hu Yong (CN) ist Professor an der School of Journalism and Mass Communication der Peking University sowie Autor von “The Internet is King”, des ersten chinesischen Buchs über die Auswirkungen des Internet, sowie zahlreicher Beiträge für Medien wie China Daily und China Central Television.

Public Square Squared und Prix Forum – Digital Communities werden live auf DORF TV übertragen.

]]>
https://ars.electronica.art/origin/de/2011/08/01/public-square-squared-how-social-fabric-is-weaving-a-new-era/feed/ 1