Hiroshi Ishiguro – TOTAL RECALL – The Evolution of Memory https://ars.electronica.art/totalrecall/de 05.09 - 09.09.2013 Fri, 28 Oct 2022 10:00:13 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.6 TOTAL RECALL – Symposium https://ars.electronica.art/totalrecall/de/2013/08/08/total-recall-symposium-2/ Thu, 08 Aug 2013 05:51:23 +0000 https://ars.electronica.art/totalrecall/?p=1219 Continue reading ]]> Das Themensymposium am Freitag, dem 6. und Sonntag, dem 8. 9. im Brucknerhaus ist der Ort des Gesprächs und der Begegnung mit den herausragenden VertreterInnen einer in Richtung Kunst und Philosophie aufgeschlossenen jungen Generation von HirnforscherInnen.

Panel 1

Nach einem Intro zur diesjährigen Themenstellung durch den künstlerischen Leiter Gerfried Stocker beginnt der erste Teil des Symposiums mit Blicken auf bzw. in den Ort des menschlichen Gedächtnis, unserem Gehirn. John Dylan Haynes (Director of Berlin Center for Advanced Neuroimaging) in die Welt der modernen Gehirn und Kognitionsforschung einführen. Anhand von Schlüsselszenen von SiFi Filmen wie Total Recall wird er eine realistische Analyse der gegenwärtigen und künftigen Potentiale der wissenschaftlichen Erforschung des Gehirns vornehmen.

Über Fasertraktografie und Connectomforschung, also der Kartierung der räumlichen Verläufe von Nervenbahnen im menschlichen Gehirn, berichtet anschließend Alfred Anwander vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften.

Nach diesem Einblick in aktuelle Methoden mit denen die Gehirnforschung unserem Gedächtnis auf die Spur zu kommen versucht geht es mit dem Verlust der Erinnerung weiter. Arno Villringer, ebenfalls Neurowissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften wird die das Krankheitsbild der Demenz aus neurologischer und klinischer Sicht erläutern und Helga Rohra, selbst Betroffene einer Lewy Body Demenz wird uns vom Leben mit dieser Diagnose berichten.

10:00 – 10:20 Intro GS
10:20 – 11:00 John-Dylan Haynes
11:00 – 11:30 Aleida Assmann
11:30 – 11:55 Alfred Anwander
11:55 – 12:25 Q+A und Pause
12:25 – 12:50 Arno Villringer
12:50 – 13:15 Helga Rohra
13:15 – 13:30 Q+A

Panel 2

Der zweite Teil des Symposiums beginnt mit dem Gedächtnis der Natur, der DNA. Dazu wird uns die Molekularbiologin und Pflanzenforscherin Barbara Hohn die wesentlichen genetischen und epigenetischen einer biologische Erinnerung beschreiben. Nick Goldman, Mathematiker und Genomforscher vom European Bioinformatics Institute hat mit seinem Team durch das erfolgreiche Abspeichern und Wiederauslesen von mp3-files in DNA großes Aufsehen erregt. Er wird aber nicht nur davon berichten, welche Auswirkungen das für die Zukunft der Datenspeicherung haben wird, sondern auch mit der englischen Künstlerin Charlotte Jarvis über eine gerade gemeinsam begonnene Kunst-Wissenschafts-Kooperation berichten.

Ein weiterer Ausblick in die Zukunft der Erinnerung beschäftigt sich mit der Vision das menschliche Gedächtnis im Computer nachbilden zu können. Zwei Projekte, das Synapse Projekt in den USA und das europäische Human Brain Project stehen hier an vorderster Front. Aber kann ein Computer gebaut werden, der wie ein Mensch denkt? Dharmendra S. Modha von IBM sagt ja und wird in einem Tele-Talk über seine Arbeit mit kongnitiven Computersystemen mi IBM Almaden Research Center berichten. Die großen und zahlreichen Schwierigkeiten die es für eine Simulation des menschlichen Gehirns noch zu bewältigen gilt, sind Anlass für den etwas skeptischeren Blick, den der Mediziner, Physiker und Bioelektroniker Hans Ulrich Dodt von der TU-Wien mit uns teilen wird.

Der Abschluss des ersten Symposiumtages bringt uns zurück zur Neurowissenschaft, aber auch zurück zu Kunst: Rodrigo Quian Quiroga (Leiter des NeuroEngineering Lab der University of Leicester UK) wid über seine Erforschung der „Concept Cells“ – oft auch „Jennifer Aniston Neuron“ genannt – berichten und wie ihn seine Forschung zum Werk des großen argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges brachte.

14:30 – 15:00 Barbara Hohn
15:00 – 15:25 Nick Goldman
15:25 – 15:50 Charlotte Jarvis
15:50 – 16:20 Q+A und Pause
16:20 – 16:40 Dharmendra Modha (Tele-Talk)
16:40 – 17:10 Hans-Ulrich Dodt
17:10 – 17:40 Rodrigo Quian Quiroga
17:40 – 18:00 Diskussion

Panel 3

In der dritten Session widmet sich das Symposien der Kultur- und Technologiegeschichte von Aufzeichnungs- und Erinnerungsapparaten. Die Kulturwissenschaftlerin Claudia Schmölders berichtet von ihrer eindrucksvolle Untersuchung des Vorkommens, bzw. Fehlens der weiblichen Stimme in den historischen Tonarchiven. Der Medienphilosoph Frank Hartmann führt uns zurück in die Frühgeschichte der Informationsgesellschaft, zum fantastische Lebenswerk von Paul Otlet dessen Prototyp einer universellen Bibliothek oft auch als das erste Internet bezeichnet wird. Michael Buckland, Professor Emeritus der UC Berkeley, bringt uns mit Emanuel Goldberg einen weiteren faszinierenden Pionier der modernen Informationsverarbeitung in Erinnerung. Und Hiroshi Ishiguro, der Star unter den japanischen Roboterforschern, katapultiert uns zurück in die Gegenwart, in der er mit seinen Robotern und Androiden die Erinnerung an einen außergewöhnlichen japanischen Schauspieler für die Zukunft erhalten will.

14:30 – 15:00 Claudia Schmölders
15:00 – 15:30 Frank Hartmann
15:30 – 15:45 Q+A
15:45 – 16:15 Michael Buckland
16:15 – 16:45 Hiroshi Ishiguro
16:45 – 17:00 Diskussion

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Geminoid HI-4 https://ars.electronica.art/totalrecall/de/2013/08/02/geminoid-hi-4/ Fri, 02 Aug 2013 07:26:45 +0000 https://ars.electronica.art/totalrecall/?p=949 Continue reading ]]> Fr 6.9. 10:00 – 21:00
Ars Electronica Center, RoboLab

Hiroshi Ishiguro (JP)

Vor sieben Jahren schuf Hiroshi Ishiguro (JP) den fernbedienten Androiden Geminoid HI-1 als Kopie seiner Person. Mit 46 Stellmotoren und verschiedenen Sensoren ist er bis heute einer der komplexesten unter den bisher gebauten Robotern und entsprechend wenig transporttauglich. Eine mobilere Version hat Ishiguro mit dem Geminoid HI-4 geschaffen. Diese Lightversion des HI-1 kann mit BesucherInnen sprechen und verfügt über 12 Stellmotoren für Mimik, Augen- und Kopfbewegungen.
Fur gewöhnlich befinden sich Ishiguro und Geminoid HI-4 nicht zur selben Zeit am selben Ort: Während einer der beiden irgendwo einen Vortrag hält, arbeitet der andere in Japan oder anderswo – und umgekehrt.

Fr 6.9. 10:00 – 21:00
Ars Electronica Center, RoboLab

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TOTAL RECALL – Symposium – Panel 3 https://ars.electronica.art/totalrecall/de/2013/07/31/total-recall-symposium-panel-3/ Wed, 31 Jul 2013 13:21:30 +0000 https://ars.electronica.art/totalrecall/?p=799 Continue reading ]]> So 8. 9. 14:30 – 17:00
Brucknerhaus

In der dritten Session widmet sich das Symposien der Kultur- und Technologiegeschichte von Aufzeichnungs- und Erinnerungsapparaten. Die Kulturwissenschaftlerin Claudia Schmölders berichtet von ihrer eindrucksvolle Untersuchung des Vorkommens, bzw. Fehlens der weiblichen Stimme in den historischen Tonarchiven. Der Medienphilosoph Frank Hartmann führt uns zurück in die Frühgeschichte der Informationsgesellschaft, zum fantastische Lebenswerk von Paul Otlet dessen Prototyp einer universellen Bibliothek oft auch als das erste Internet bezeichnet wird. Michael Buckland, Professor Emeritus der UC Berkeley, bringt uns mit Emanuel Goldberg einen weiteren faszinierenden Pionier der modernen Informationsverarbeitung in Erinnerung. Und Hiroshi Ishiguro, der Star unter den japanischen Roboterforschern, katapultiert uns zurück in die Gegenwart, in der er mit seinen Robotern und Androiden die Erinnerung an einen außergewöhnlichen japanischen Schauspieler für die Zukunft erhalten will.

14:30 – 15:00 Claudia Schmölders
15:00 – 15:30 Frank Hartmann
15:30 – 15:45 Q+A
15:45 – 16:15 Michael Buckland
16:15 – 16:45 Hiroshi Ishiguro
16:45 – 17:00 Diskussion

Moderation: Xaver Forthuber (AT)

So 8. 9. 14:30 – 17:00
Brucknerhaus


Claudia Schmölders (DE) lehrt als Philosophin, Sprach- und Literaturwissenschaftlerin an der Humboldt Universität Berlin (DE). Zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen zählen Die Kunst des Gesprächs, Hitlers Gesicht. Eine physiognomische Biographie sowie Die Stimme des Bösen. Zur Klanggestalt des 3. Reiches.


Frank Hartmann (DE) ist Medienphilosoph und Autor mehrerer Buchveröffentlichungen über Medientheorie und -archäologie sowie über visuelle Kommunikation. Er lehrt an der Bauhaus-Universität Weimar (DE).


Michael K. Buckland (UK/US) ist emeritierter Professor an der School of Information der University of California in Berkeley. Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn beschäftigt er sich intensiv mit Bibliotheken, Wissensorganisation und der Dokumentation von Geschichte.


Hiroshi Ishiguro (JP) forscht als Grenzgänger zwischen Kunst und Wissenschaft v. a. im Bereich der interaktiven Robotik und der Androiden. Er ist Professor für Systems Innovation an der Osaka University und Gründer sowie Leiter des Hiroshi Ishiguro Laboratory am Advanced Telecommunications Research Institute.

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TOTAL RECALL Exhibition https://ars.electronica.art/totalrecall/de/2013/07/29/total-recall-exhibition-2/ Mon, 29 Jul 2013 14:05:36 +0000 https://ars.electronica.art/totalrecall/?p=387 Continue reading ]]> Brucknerhaus
Do 5. 9. 10:00 – 19:00
Fr 6. 10:00 – 17:30
Sa 7. 9. 10:00 – 17:00
So 8. – Mo 9. 9. 10:00 – 19:00

Viele Zugänge zum Festivalthema bietet die TOTAL RECALL Exhibition. Sie zeigt Arbeiten und präsentiert Projekte zu verschiedensten Formen des Erinnerns – vom menschlichen über das kulturelle Gedächtnis hin zu diversen Speichermedien.

Gegen das Vergessen

Yad Vashem in Jerusalem ist die bedeutendste Gedenk- und Forschungsstätte zur nationalsozialistischen Judenvernichtung. Zu ihr zählt neben der „Halle der Erinnerung“ auch ein Online-Archiv mit den Namen und Bildern vieler der abermillionen Opfer. Die TOTAL RECALL Exhibition bietet Zugriff auf die Yad-Vashem-Datenbank und erinnert in Form einer Slideshow an die Opfer der NS-Diktatur, von denen zahlreiche in Oberösterreich im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern umgekommen sind.

Nahe Linz in Alkoven diente das Renaissance-Schloss Hartheim von 1940 bis 1944 als NS-Euthanasieanstalt. Hier wurden an die 30.000 körperlich und geistig beeinträchtigte oder psychisch kranke Menschen sowie KZ-Häftlinge und ZwangsarbeiterInnen gezielt ermordet. Heute ist Hartheim ein Lern- und Gedenkort. Dorthin führt im Rahmen der TOTAL RECALL Exhibition die Memory Tour Hartheim mit Führungen durch diese Stätte des Erinnerns.

Das digitale Gedächtnis

Google verspricht, zum digitalen Gedächtnis der Menschheit zu werden (und zeichnet sich auch beim Umgang mit NutzerInnendaten durch hartnäckiges Erinnern aus). Längst setzen sich MedienkünstlerInnen und NetzaktivistInnen mit dem Datengiganten auseinander – oft kritisch und bisweilen auch erfrischend ironisch.

Google hat mit dem Google Inactive Account Manager ein Service geschaffen, das vorab vom den NutzerInnen ausgewählten Kontakte benachrichtigt, wenn ein Google-Account eine bestimmte Zeit lang nicht mehr genutzt und sozusagen dem Vergessen anheim gefallen ist.

Wer das Digitalisieren z. B. des literarischen Kulturerbes nicht Google Books allein überlassen will, kann seinen Bücherbestand selbst digitalisieren. Ganz einfach geht das mit dem DIYBookScanner, den Daniel Reetz (US) mit günstigen Kompaktkameras und freeware gebaut hat.

Ego-Entblößung und Erinnerungen

Facebook-Kontakte stehen Modell für die Porträts, die im virtuellen Museum of Me hängen: Das Feature von Intel stellt das persönliche Facebook-Netzwerk als Online-Porträtgalerie dar und bildet so das eigene Sozialleben im Netz samt digitalem Fußabdruck plastisch ab.


Um seinen Rechner und damit einen Teil seiner Erinnerungen vor Hackern, Schnüfflern und Zensoren zu schützen, hat Hiroto Ikeuchi (JP) das Schreibtisch-Diorama Fantasy captured in plastic model erbaut, in dem Spielzeugsoldaten Wache halten.

Der sorglose Umgang mit persönlichen Daten und der oft zwanghafte Drang zur Selbstentblößung in sozialen Netzwerken treibt die Künstlerin Doris Graf (DE) um. Für ihre Pikträts fragt sie in Interviews mit BesucherInnen auch beim Ars Electronica Festival unverblümt nach jenen Daten, die im Web gerne mit den nüchternen Formularen der Datensammler erhoben werden und stellt die Eigenschaften und Charakteristika ihrer Gesprächspartner in Form von Piktogrammen dar. Die Zusammenschau der gerahmten und in Reih und Glied arrangierten Pikträts machen augenfällig, wie sehr die menschliche Individualität allen Persönlichkeitsentfaltungsversprechen zum Trotz im Internet auf wenige Fakten zum Zwecke der ökonomischen Verwertbarkeit reduziert wird.

Den umgekehrten Weg beschreitet Werner Pfeffer (AT), der für sein Archiv der Lebenserfahrungen Lebensgeschichten sammelt und die AusstellungsbesucherInnen einlädt, ihre persönliche Geschichte zu erzählen.

Ein Baumwunder und ein Android

Ein sehr spezielles Andenken bewahrt die japanische Stadt Rikuzentakata jenem Miracle Pine Tree, der als einziger (!) von 70.000 Pinien den Tsunami nach dem Beben 2011 überstand. Der inzwischen abgestorbene Baum ist in Originalform und -größe restauriert worden; das Replikat hat den Platz des Originals eingenommen.


Eine Art japanisches Nationalheiligtum für sich ist der Meister Beicho Katsura III, der die Rakugo genannte uralte japanische Rezitationskunst wie kein zweiter beherrscht. Der täuschend ähnliche Beicho Android des Robotikgenies Hiroshi Ishiguro (JP) nimmt es mit seinem menschlichen Vorbild in jeder Hinsicht auf – und ist zugleich eine Hommage an Beicho.

Kamera-Arbeit

Was die visuelle Vermittlung von Kunst und Kunstgeschichte betrifft, ist Ikono.TV (DE) eine Klasse für sich. In einzigartiger ästhetischer wie technischer Qualität und ganz ohne belehrende Worte aus dem Off setzt Deutschlands erster reiner Kunstkanal Kunstwerke, Festivals und KünstlerInnen in Szene.

Into Eternity von Michael Madsen (DK) ist ein Dokumentarfilm über Onkalo in Finnland, das weltweit erste Endlager für radioaktive Abfälle. Und ein Film über die Frage, wie man unseren Nachfahren in z.B. 100.000 Jahren eine Gebrauchsanweisung dafür hinterlässt.

Das filmische Gegenstück dazu ist die Dokumentation Diverseeds von Markus Schmidt (AT) über die Erhaltung der Saatgut- und Sortenvielfalt in Asien und Europa.

Aus dem Technischen Museum Wien (AT) kommen zwei bemerkenswerte Artefakte: ein Stereoskop und eine Kamera für Stereofotografie. Mit einer neuen Aufzeichungsmethode beschäftigt sich Oliver Bimber (AT): Die Lichtfeldfotografie mittels selbstgebauter Lichtfeld- und Lytro-Kamera erfasst die Lichtverteilung im gesamten Raum und liefert reichhaltige Dateien, die eine völlig neue Bildspeicherung ermöglichen.

The Room of Gazes von Mariano Sardón und Mariano Sigman (AR) geht mithilfe von Eyetracking der Frage nach, wie sich Menschen ansehen und wie sich gegenseitig erkennen.

Die gute alte Schallplatte

Superlativverdächtig ist die Oldest Record of History, die nur auf einem Foto erhalten geblieben war. Patrick Feaster (US) gelang es allein anhand dieses Bildes, die Schallplatte quasi nachzubauen und die darauf enthaltene Sprachaufnahme zu rekonstruieren.

Nicht weniger bemerkenswert ist die auf Vinyl gepresste Quotidian Record, eine akustische Autobiografie von Brian House (US). Sie enthält Aufnahmen von allen Orten, an denen sich House während eines Jahres aufgehalten hat. Das Jahr auf der LP vergeht allerdings im Zeitraffer: 1 Umdrehung = 1 Tag, was die 365 Tage des Jahres zu 11 Minuten Spielzeit verdichtet.

Weltdarstellungen


Ebenfalls im Zeitraffer, und zwar in 30 Minuten, führt das Prix-Ars-Electronica-Preisträgerprojekt The Sound of the Earth von Yuri Suzuki (JP) einmal um die ganze Welt. Jedes Land ist auf dieser abspielbaren Weltkarte mit eigenen Klängen vertreten, die von Volksmusik über Hymnen und Pop bis zu Ausschnitten aus Radiosendungen reichen.

Das World Map Archive ist das einzige Archiv für erste Versuche, eine Weltkarte zu zeichnen. Seit vielen Jahren sammelt Benjamin Pollach (DE) solche Prototypen etwa aus Peru, Bangladesch, Mexiko und Kalifornien und präsentiert sie hier erstmals der Öffentlichkeit.

Hommagen ans Tonband

Eine Augenweide und eine Hommage an das analoge Tonband ist die Installation Toki Ori Ori Nasu – Falling Records von Ei Wada (JP) mit hochkant auf Stelen stehenden Bandmaschinen. Von hier aus fallen die abgespielten Tonbänder lose nach unten und falten sich in einer Glasvitrine zu faszinierenden verschlungenen Mustern und Geweben.

Mit einem ebenfalls schon aus dem Alltag verschwundenen Medium arbeiten Michelle Ngai, Keith Lam und Dimension+ (HK/TW), und zwar mit der Kassette: Device Playing – Cassette Recorder (II) übersetzt das Magnetfeld zwischen dem Magnetkopf eines Kassettenrecorders und dem magnetischen Tonband in Sound, der sich mit der zu- und abnehmenden Stärke des Magnetfelds verändert und auf iPods übertragen wird.

Auch Yusuke Tominaka, Shigeki Shimizu, Yusuke Nakamura, Atsushi Msamori und Hiroya Tanaka vom Hiroya Tanaka Laboratory (JP) lassen Klang räumlich Gestalt annehmen: Wave Form Media ist ein Verfahren, um aus Schallwellen – etwa von Musikaufnahmen – individuell gestaltbare Objekte zu machen, die sich wie ein Schmuckstück tragen lassen und es erlauben, das ursprüngliche Tonmaterial immer wieder abzuspielen.

Gehirnwelten und DNA-Kunst

Mit dem Big Brain Project hat sich Joaquin Fargas (AR) die Erschaffung eines Weltgehirns zum Ziel gesetzt: Dafür sollen in möglichst vielen Labors neuronale Zellen kultiviert und aktiviert werden, wobei das Ars Electronica Center und die Maimonides Universität in Buenos Aires (AR) den Anfang machen. Diese Zellen werden via Web miteinander verbunden – die digitale Verbindung übernimmt die Rolle der Synapse.

Unter dem Titel Beautiful Minds: The Psychology of the Savant haben Petra Höfera (DE) und Freddie Röckenhaus (DE) eine ausfürliche Fernsehdokumentation über Menschen mit dem Savant-Syndrom – einer besser unter dem Begriff Inselbegabung bekannten autistischen Entwicklungsstörung – gedreht, die oft zu überragenden Gedächtnisleistungen fähig sind.


Echte Gehirne aus den Präparatbeständen des Naturhistorischen Museums Wien (AT) gibt es in der Gehirngallerie zu sehen. Ihnen steht die per ultrahochaufgelöstem Scan geschaffene erste digitale 3-D-Rekonstruktion eines menschlichen Gehirns gegenüber.

Im öffentlichen Raum aufgefundene DNA-Spuren Fremder sind das Ausgangsmaterial, aus dem Heather Dewey-Hagborg (US) die Porträtskulpturen ihrer Reihe Stranger Visions gestaltet. Damit macht sie die Gedächtnisfunktion der DNA ebenso bewusst wie die Gefahr einer genetischen Überwachungskultur.

Das Suspect Inversion Center von Prix-Ars-Electronica-Preisträger Paul Vanouse (US) ist ein offenes Labor, in dem aus der DNA des Künstlers Kopien der historischen DNA-Bilder aus dem Mordprozess gegen O.J. Simpson 1995 entstehen.

Leberflecken, Pilze und Zellen

Die Installation bodymetries von Theresa Schubert (DE), Moritz Dreßler (DE) und Michael Markert (DE) lädt zur Interaktion mit einer Computersimulation, die dem protoplasmischen Gewebe des azellulären Schleimpilzes Physarum polycephalum Konfigurationen menschlicher Leberflecken zuordnet und so eine alternative Methode der dezentralen Zellorganisation auf den menschlichen Körper überträgt.

Der Wissenschaftler Reinhard Nestelbacher (AT) verändert für The Cell Camera menschliche Zellen und kultiviert sie als einzellige Schicht. Chemikalien aus der Krebstherapie sensibilisieren diese Zellen auf Licht. Unter mit Laborlicht belichteten Schwarz-weiß-Negativen formieren sich die Zellen analog zum Negativ zu einem Bild.

Brucknerhaus
Do 5. 9. 10:00 – 19:00
Fr 6. – Sa 7. 9. 10:00 – 17:30
So 8. – Mo 9. 9. 10:00 – 19:00

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