Yuri Suzuki – TOTAL RECALL – The Evolution of Memory https://ars.electronica.art/totalrecall/de 05.09 - 09.09.2013 Fri, 28 Oct 2022 10:00:13 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.6 TOTAL RECALL Exhibition https://ars.electronica.art/totalrecall/de/2013/07/29/total-recall-exhibition-2/ Mon, 29 Jul 2013 14:05:36 +0000 https://ars.electronica.art/totalrecall/?p=387 Continue reading ]]> Brucknerhaus
Do 5. 9. 10:00 – 19:00
Fr 6. 10:00 – 17:30
Sa 7. 9. 10:00 – 17:00
So 8. – Mo 9. 9. 10:00 – 19:00

Viele Zugänge zum Festivalthema bietet die TOTAL RECALL Exhibition. Sie zeigt Arbeiten und präsentiert Projekte zu verschiedensten Formen des Erinnerns – vom menschlichen über das kulturelle Gedächtnis hin zu diversen Speichermedien.

Gegen das Vergessen

Yad Vashem in Jerusalem ist die bedeutendste Gedenk- und Forschungsstätte zur nationalsozialistischen Judenvernichtung. Zu ihr zählt neben der „Halle der Erinnerung“ auch ein Online-Archiv mit den Namen und Bildern vieler der abermillionen Opfer. Die TOTAL RECALL Exhibition bietet Zugriff auf die Yad-Vashem-Datenbank und erinnert in Form einer Slideshow an die Opfer der NS-Diktatur, von denen zahlreiche in Oberösterreich im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern umgekommen sind.

Nahe Linz in Alkoven diente das Renaissance-Schloss Hartheim von 1940 bis 1944 als NS-Euthanasieanstalt. Hier wurden an die 30.000 körperlich und geistig beeinträchtigte oder psychisch kranke Menschen sowie KZ-Häftlinge und ZwangsarbeiterInnen gezielt ermordet. Heute ist Hartheim ein Lern- und Gedenkort. Dorthin führt im Rahmen der TOTAL RECALL Exhibition die Memory Tour Hartheim mit Führungen durch diese Stätte des Erinnerns.

Das digitale Gedächtnis

Google verspricht, zum digitalen Gedächtnis der Menschheit zu werden (und zeichnet sich auch beim Umgang mit NutzerInnendaten durch hartnäckiges Erinnern aus). Längst setzen sich MedienkünstlerInnen und NetzaktivistInnen mit dem Datengiganten auseinander – oft kritisch und bisweilen auch erfrischend ironisch.

Google hat mit dem Google Inactive Account Manager ein Service geschaffen, das vorab vom den NutzerInnen ausgewählten Kontakte benachrichtigt, wenn ein Google-Account eine bestimmte Zeit lang nicht mehr genutzt und sozusagen dem Vergessen anheim gefallen ist.

Wer das Digitalisieren z. B. des literarischen Kulturerbes nicht Google Books allein überlassen will, kann seinen Bücherbestand selbst digitalisieren. Ganz einfach geht das mit dem DIYBookScanner, den Daniel Reetz (US) mit günstigen Kompaktkameras und freeware gebaut hat.

Ego-Entblößung und Erinnerungen

Facebook-Kontakte stehen Modell für die Porträts, die im virtuellen Museum of Me hängen: Das Feature von Intel stellt das persönliche Facebook-Netzwerk als Online-Porträtgalerie dar und bildet so das eigene Sozialleben im Netz samt digitalem Fußabdruck plastisch ab.


Um seinen Rechner und damit einen Teil seiner Erinnerungen vor Hackern, Schnüfflern und Zensoren zu schützen, hat Hiroto Ikeuchi (JP) das Schreibtisch-Diorama Fantasy captured in plastic model erbaut, in dem Spielzeugsoldaten Wache halten.

Der sorglose Umgang mit persönlichen Daten und der oft zwanghafte Drang zur Selbstentblößung in sozialen Netzwerken treibt die Künstlerin Doris Graf (DE) um. Für ihre Pikträts fragt sie in Interviews mit BesucherInnen auch beim Ars Electronica Festival unverblümt nach jenen Daten, die im Web gerne mit den nüchternen Formularen der Datensammler erhoben werden und stellt die Eigenschaften und Charakteristika ihrer Gesprächspartner in Form von Piktogrammen dar. Die Zusammenschau der gerahmten und in Reih und Glied arrangierten Pikträts machen augenfällig, wie sehr die menschliche Individualität allen Persönlichkeitsentfaltungsversprechen zum Trotz im Internet auf wenige Fakten zum Zwecke der ökonomischen Verwertbarkeit reduziert wird.

Den umgekehrten Weg beschreitet Werner Pfeffer (AT), der für sein Archiv der Lebenserfahrungen Lebensgeschichten sammelt und die AusstellungsbesucherInnen einlädt, ihre persönliche Geschichte zu erzählen.

Ein Baumwunder und ein Android

Ein sehr spezielles Andenken bewahrt die japanische Stadt Rikuzentakata jenem Miracle Pine Tree, der als einziger (!) von 70.000 Pinien den Tsunami nach dem Beben 2011 überstand. Der inzwischen abgestorbene Baum ist in Originalform und -größe restauriert worden; das Replikat hat den Platz des Originals eingenommen.


Eine Art japanisches Nationalheiligtum für sich ist der Meister Beicho Katsura III, der die Rakugo genannte uralte japanische Rezitationskunst wie kein zweiter beherrscht. Der täuschend ähnliche Beicho Android des Robotikgenies Hiroshi Ishiguro (JP) nimmt es mit seinem menschlichen Vorbild in jeder Hinsicht auf – und ist zugleich eine Hommage an Beicho.

Kamera-Arbeit

Was die visuelle Vermittlung von Kunst und Kunstgeschichte betrifft, ist Ikono.TV (DE) eine Klasse für sich. In einzigartiger ästhetischer wie technischer Qualität und ganz ohne belehrende Worte aus dem Off setzt Deutschlands erster reiner Kunstkanal Kunstwerke, Festivals und KünstlerInnen in Szene.

Into Eternity von Michael Madsen (DK) ist ein Dokumentarfilm über Onkalo in Finnland, das weltweit erste Endlager für radioaktive Abfälle. Und ein Film über die Frage, wie man unseren Nachfahren in z.B. 100.000 Jahren eine Gebrauchsanweisung dafür hinterlässt.

Das filmische Gegenstück dazu ist die Dokumentation Diverseeds von Markus Schmidt (AT) über die Erhaltung der Saatgut- und Sortenvielfalt in Asien und Europa.

Aus dem Technischen Museum Wien (AT) kommen zwei bemerkenswerte Artefakte: ein Stereoskop und eine Kamera für Stereofotografie. Mit einer neuen Aufzeichungsmethode beschäftigt sich Oliver Bimber (AT): Die Lichtfeldfotografie mittels selbstgebauter Lichtfeld- und Lytro-Kamera erfasst die Lichtverteilung im gesamten Raum und liefert reichhaltige Dateien, die eine völlig neue Bildspeicherung ermöglichen.

The Room of Gazes von Mariano Sardón und Mariano Sigman (AR) geht mithilfe von Eyetracking der Frage nach, wie sich Menschen ansehen und wie sich gegenseitig erkennen.

Die gute alte Schallplatte

Superlativverdächtig ist die Oldest Record of History, die nur auf einem Foto erhalten geblieben war. Patrick Feaster (US) gelang es allein anhand dieses Bildes, die Schallplatte quasi nachzubauen und die darauf enthaltene Sprachaufnahme zu rekonstruieren.

Nicht weniger bemerkenswert ist die auf Vinyl gepresste Quotidian Record, eine akustische Autobiografie von Brian House (US). Sie enthält Aufnahmen von allen Orten, an denen sich House während eines Jahres aufgehalten hat. Das Jahr auf der LP vergeht allerdings im Zeitraffer: 1 Umdrehung = 1 Tag, was die 365 Tage des Jahres zu 11 Minuten Spielzeit verdichtet.

Weltdarstellungen


Ebenfalls im Zeitraffer, und zwar in 30 Minuten, führt das Prix-Ars-Electronica-Preisträgerprojekt The Sound of the Earth von Yuri Suzuki (JP) einmal um die ganze Welt. Jedes Land ist auf dieser abspielbaren Weltkarte mit eigenen Klängen vertreten, die von Volksmusik über Hymnen und Pop bis zu Ausschnitten aus Radiosendungen reichen.

Das World Map Archive ist das einzige Archiv für erste Versuche, eine Weltkarte zu zeichnen. Seit vielen Jahren sammelt Benjamin Pollach (DE) solche Prototypen etwa aus Peru, Bangladesch, Mexiko und Kalifornien und präsentiert sie hier erstmals der Öffentlichkeit.

Hommagen ans Tonband

Eine Augenweide und eine Hommage an das analoge Tonband ist die Installation Toki Ori Ori Nasu – Falling Records von Ei Wada (JP) mit hochkant auf Stelen stehenden Bandmaschinen. Von hier aus fallen die abgespielten Tonbänder lose nach unten und falten sich in einer Glasvitrine zu faszinierenden verschlungenen Mustern und Geweben.

Mit einem ebenfalls schon aus dem Alltag verschwundenen Medium arbeiten Michelle Ngai, Keith Lam und Dimension+ (HK/TW), und zwar mit der Kassette: Device Playing – Cassette Recorder (II) übersetzt das Magnetfeld zwischen dem Magnetkopf eines Kassettenrecorders und dem magnetischen Tonband in Sound, der sich mit der zu- und abnehmenden Stärke des Magnetfelds verändert und auf iPods übertragen wird.

Auch Yusuke Tominaka, Shigeki Shimizu, Yusuke Nakamura, Atsushi Msamori und Hiroya Tanaka vom Hiroya Tanaka Laboratory (JP) lassen Klang räumlich Gestalt annehmen: Wave Form Media ist ein Verfahren, um aus Schallwellen – etwa von Musikaufnahmen – individuell gestaltbare Objekte zu machen, die sich wie ein Schmuckstück tragen lassen und es erlauben, das ursprüngliche Tonmaterial immer wieder abzuspielen.

Gehirnwelten und DNA-Kunst

Mit dem Big Brain Project hat sich Joaquin Fargas (AR) die Erschaffung eines Weltgehirns zum Ziel gesetzt: Dafür sollen in möglichst vielen Labors neuronale Zellen kultiviert und aktiviert werden, wobei das Ars Electronica Center und die Maimonides Universität in Buenos Aires (AR) den Anfang machen. Diese Zellen werden via Web miteinander verbunden – die digitale Verbindung übernimmt die Rolle der Synapse.

Unter dem Titel Beautiful Minds: The Psychology of the Savant haben Petra Höfera (DE) und Freddie Röckenhaus (DE) eine ausfürliche Fernsehdokumentation über Menschen mit dem Savant-Syndrom – einer besser unter dem Begriff Inselbegabung bekannten autistischen Entwicklungsstörung – gedreht, die oft zu überragenden Gedächtnisleistungen fähig sind.


Echte Gehirne aus den Präparatbeständen des Naturhistorischen Museums Wien (AT) gibt es in der Gehirngallerie zu sehen. Ihnen steht die per ultrahochaufgelöstem Scan geschaffene erste digitale 3-D-Rekonstruktion eines menschlichen Gehirns gegenüber.

Im öffentlichen Raum aufgefundene DNA-Spuren Fremder sind das Ausgangsmaterial, aus dem Heather Dewey-Hagborg (US) die Porträtskulpturen ihrer Reihe Stranger Visions gestaltet. Damit macht sie die Gedächtnisfunktion der DNA ebenso bewusst wie die Gefahr einer genetischen Überwachungskultur.

Das Suspect Inversion Center von Prix-Ars-Electronica-Preisträger Paul Vanouse (US) ist ein offenes Labor, in dem aus der DNA des Künstlers Kopien der historischen DNA-Bilder aus dem Mordprozess gegen O.J. Simpson 1995 entstehen.

Leberflecken, Pilze und Zellen

Die Installation bodymetries von Theresa Schubert (DE), Moritz Dreßler (DE) und Michael Markert (DE) lädt zur Interaktion mit einer Computersimulation, die dem protoplasmischen Gewebe des azellulären Schleimpilzes Physarum polycephalum Konfigurationen menschlicher Leberflecken zuordnet und so eine alternative Methode der dezentralen Zellorganisation auf den menschlichen Körper überträgt.

Der Wissenschaftler Reinhard Nestelbacher (AT) verändert für The Cell Camera menschliche Zellen und kultiviert sie als einzellige Schicht. Chemikalien aus der Krebstherapie sensibilisieren diese Zellen auf Licht. Unter mit Laborlicht belichteten Schwarz-weiß-Negativen formieren sich die Zellen analog zum Negativ zu einem Bild.

Brucknerhaus
Do 5. 9. 10:00 – 19:00
Fr 6. – Sa 7. 9. 10:00 – 17:30
So 8. – Mo 9. 9. 10:00 – 19:00

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Ars Electronica Music Day https://ars.electronica.art/totalrecall/de/2013/07/29/ars-electronica-music-day/ Mon, 29 Jul 2013 10:09:16 +0000 https://ars.electronica.art/totalrecall/?p=363 Continue reading ]]> Mo 9. 9.
Brucknerhaus, Donaupark, Tabakfabrik Linz

Der langen Tradition der elektronischen Musik im Festival verpflichtet, widmet die Ars Electronica dem für die Medienkunst so wichtigen Feld der Musik einmal mehr einen eigenen Programmschwerpunkt im und vor dem Brucknerhaus. Der Ars Electronica Music Day ist eine Plattform für Sound Art, Radiokunst, Klangskulpturen und Klanginstallationen. Die Konzertsäle und der Donaupark werden zu Klang- und Aktionsräumen für Listening Sessions, Performances, Vorträge und Gespräche.

Elektronisches Wunschkonzert

Bereits am Vormittag eröffnet Listening Post. Unter dem Motto Sie wünschen, wir spielen serviert dieses extravagante Wunschkonzert ein Potpourri aus den über 340 Prix-Ars- Electronica-Einreichungen im Archiv.

Prix Forum V – Digital Musics & Sound Art

In Sachen Live-Performances machen die diesjährigen Preisträger des Prix Ars Electronica in der Kategorie Digital Musics & Sound Art den Beginn. Das ist immer noch jene Kategorie, in die mit Abstand die meisten Einreichungen fallen. Zu hören sind Nicolas Bernier (CA), Chris Carlson (US) und SjQ++ (JP), die ihre Arbeiten im Gespräch präsentieren und gemeinsam mit Jurymitglied Electric Indigo (AT) aktuelle Trends und Entwicklungen diskutieren.
Danach gibt der profilierte Grazer Musiktheoretiker und -praktiker Werner Jauk (AT) unter dem Titel Music and Media Arts eine Special Lecture zur Mediatisierung von Musik und Klang.

Hören und Spielen

Bei Listen and Play wird die feine Konzertraumakustik des Großen Saals zum speziellen Rahmen für Präsentationen, Performances und Demos von Künstlern wie Daito Manabe (JP) und Satoru Higa (JP), Roberto Paci Dalo (IT) und Wolfgang Fadi Dorninger (AT). Sie geben damit Höreindrücke von ihrer Arbeit mit Musik und Klang.

TOTAL RECALL: Special Perfomances

Auch in der TOTAL RECALL Exhibition mit etlichen Exponaten musikalischer Natur regt sich am Ars Electronica Music Day akustisches Leben: KünstlerInnen wie Brian House (US), Yuri Suzuki (JP) und Michelle Ngai (JP) stellen ihre Arbeiten persönlich vor und bespielen Installationen wie The Sound of the Earth, Device Playing: Cassette Recorder II, Toki Ori Ori Nasu – Falling Records und Quotidian Record.

Das (Welt)Raumgedächtnis

Die leistungsstarke Soundanlage der Klangwolke stellt sich an diesem Tag ganz in den Dienst der Sound Art mit ihren feinen Geräusch- und Musikgeweben. Sound is the Memory of Space heißt die „sonic memory sculpture“, die das deutsch-österreichsiche Label MF.Redman akustisch im Donaupark errichtet. Klang- und Musikcollagen mit Material aus internationalen historischen Tonarchiven sind der dafür verarbeitete Baustoff.

Digital Musics in Concert

Am Abend gehört die Bühne nochmals den Prix-Preisträgern Nicolas Bernier (CA), Chris Carlson (US) und SjQ++ (JP), die das Programm von Prix Ars Electronica Digital Musics in Concert bestreiten. Ein Auftritt von Station Rose (AT) in der Tabafabrik beschließt den Abend – und das Festival.

Mo/Mon 9. 9. 10:30 – 21:00
Brucknerhaus, Mittlerer Saal, Großer Saal, Donaupark, Tabakfabrik

Brucknerhaus, Mittlerer Saal

10:30 – 17:00 Listening Post: Sie wünschen, wir spielen – Wunschkonzert aus dem Archiv des Prix Ars Electronica

Klangpark am Donauufer

10:30 – 19:00 “Sound is the Memory of Space” – a sonic memory sculpture von MFRedman (A/D)

Brucknerhaus, Großer Saal

11:30 – 13:00 Prix Forum Digital Musics & Sound Art
14:00 – 15:00 Special Lecture Werner Jauk – “Music and Media Arts“
15:00 – 17:00 Listen and Play – Präsentationen, Performances, Demos von Wolfgang “Fadi” Dorninger, Roberto Paci Dalo, Daito Manabe, TOTAL RECALL: Performances
19:30 – 21:00 Digital Musics in Concert – Prix Ars Electronica PreisträgerInnen-Konzert

Tabakfabrik

21:30 Station Rose

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