opening – Post City https://ars.electronica.art/postcity/de Ars Electronica 2015 Tue, 28 Jun 2022 13:02:20 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.6 Ars Electronica Opening https://ars.electronica.art/postcity/de/opening/ Wed, 26 Aug 2015 11:14:37 +0000 https://ars.electronica.art/postcity/?p=3207 Zur Eröffnung des Ars Electronica Festival 2015 POST CITY wie auch seines zentralen Schauplatzes POST CITY erklingen eingangs Nebelhörner.

Suche nach makellosem Raum

In seinen beiden (Raum-)Eröffnungsbeiträgen befragt Posaunist Bertl Mütter (AT) seine Instrumente – das Mut- und das Wunderhorn – unter dem Titel irreprehensibilis? nach dem perfekten Ort: Wie makellos müsste ein solcher sein, damit nichts von ihm zurückgenommen werden muss? Denn im Gegensatz etwa zum Festivalschauplatz Mariendom, der seinem Zweck heute noch weitgehend gerecht wird, wie Mütter meint, war das Postverteilzentrum „erschreckend bald“ obsolet. Unbeschadet dessen agiert Mütter darin jedenfalls sichtbar, unsichtbar, nahezu unhörbar und dann wieder vehement – und quasi als Stunt des Abends auch auf der Brücke der Gleishalle.

Kippendes Klavier

Rupert Huber (AT) lässt anschließend das Klavier in ein horizontales elektronisches Feld kippen. Sein zarter, gerade noch einen Ton auslösender Anschlag lässt das Klavier allein klingen: je stärker er wird, je mehr und lauter Töne aus dem Verschwinden in eine akustische Säule angeschlagen werden, desto intensiver wird das mitlaufende Plug-in gespeist und der Klavierton verlängert, erweitert, beflügelt und vom historischen Klang in ein zeitloses Geflecht transformiert. Anschließend nimmt Maki Namekawa (AT/JP) am Flügel Platz und interpretiert ausgesuchte Etüden von Philip Glass und damit einen weniger bekannten Teil des Glass’schen Oeuvres.

Musikalische Migration

Im Anschluss setzen Peter Androsch und Anatol Bogendorfer (Hörstadt/AT) die höchst symbolträchtige Diaspora Maschine in Gang, die mit musikalischen Mitteln Bezug auf die an Europas Küsten anbrandenden Flüchtlingswellen und das damit verbundene Versagen einer ganzen politischen Klasse Bezug nehmen.

Massensterben

Daraufhin rühren raum.null – Chris Bruckmayr (AT) und Dobrivoje Milijanovic (SR) – mit ihrer Performance the sixth wave of mass extinction akustisch wie visuell am Kern der postmodernen Gesellschaft. Sie legen das Bedrohungspotenzial offen, das in der sechsten Massenauslöschung der Weltgeschichte – dem gerade in aller Stille vor sich gehenden Artensterben – schlummert.

Parallelwelten und Retrofilme

Lockerer nehmen es dann die beiden DJs Lotic und M.E.S.H aus dem Salon 2000, einer 2013 entstandenen Parallelwelt aus Musik, Film und Kunst, sowie die DJs Uli Mayr (AT) und Thomas Scheutz (AT). Davor und zwischendrin zeigt Ars Electronica Kurzfilme des Linzer Filmpioniers Alexander Hans Puluj (AT). 1949 gründete er das erste Linzer Kino für Filme mit Kunstanspruch und baute ein Filmproduktionsunternehmen mit den Schwerpunkten Trick-, Industrie- und Tourismusfilm auf und hielt so indirekt die Entwicklung der Stadt in der Wirtschaftswunderzeit fest.

Opening-Programm POST CITY

19:30-01:00 Naked Veriti
19:30-20:15 Post Cargo Stage: Einlass mit Nebelhörnern und Drums
20:15-20:30 irreprehensibilis? (1) Bertl Mütter (AT)
20:30-21:00 Rupert Huber (AT)
21:00-21:30 Maki Namekawa (AT/JP): Etüden von Philip Glass
21:00-23:00 Uli Mayr (AT) und Thomas Scheutz (AT)
21:30-21:40 irreprehensibilis? (2) Bertl Mütter (AT)
21:40-22:20 Diaspora Maschine, Peter Androsch (AT) & Anatol Bogendorfer (AT)
in Kooperation mit dem Hardchor, dem Kinder- und Jugendchor des Landestheaters Linz (in Zusammenarbeit mit dem Landesmusikschulwerk OÖ) und der Anton Bruckner Privatuniversität.
22:20-23:00 Chris & Didi Bruckmayr (AT) mit Dobrivoje Milijanovic (SR) aka raum.null
Visuals: Veronika Pauser aka Vero Visual, Peter Holzkorn aka Voidsignal und Florian Berger aka Flockaroo, Produktion: Claudia Schnugg
23:00-0:00 DJ M.E.S.H (präsentiert von Salon 2000)
0:00-1:00 DJ LOTIC (präsentiert von Salon 2000)

 

]]>
Diaspora Maschine https://ars.electronica.art/postcity/de/diaspora/ Thu, 20 Aug 2015 11:00:22 +0000 https://ars.electronica.art/postcity/?p=2675 Die Geschichte der zukünftigen Stadt wird eine Erzählung über Zuwanderung und den Umgang mit Fremden bleiben. Genau dahinein drängen Flüchtlingsströme aus Syrien, Irak oder Nordafrika. Sie entfliehen dem Elend und spannen ein (inter)urbanes Netz der Diaspora, weben und schichten es zu einem anderen Europa. Dabei entstehen neue Städte. Zur afrikanischen oder armenischen Diaspora (griechisch: διασπορά = Verstreutheit) schichten sich nun syrische, irakische oder kosovarische Netze.

Ein riesiges Organon

Die Diaspora Maschine von Peter Androsch und Anatol Bogendorfer (Hörstadt, AT) widmet sich dem Phänomen des Ausstreuens, Zerstreuens, Aussäens. Die gigantische Paketrutsche im ehemaligen Verteilzentrum beim Bahnhof steht wie ein vormodernes Maschinenmenetekel der Diaspora. Als riesiges Organon verteilt sie Stimmen, Klänge, Licht, Gegenstände, die durch verwobene Kanäle „geschleppt“ werden und an verschiedenen Orten anlanden, verankern und gehört werden.

Die Besetzung der Postrutsche

Sänger, Bläser, Chöre, Musiker, Laut/Sprecher, Licht besetzen die Postrutsche ganz körperlich. Sie sickern durch die Maschine, werden zerstreut und ausgespuckt. Sie bringen die Maschine zum Erzittern, Klingen und Ächzen.

]]>
the sixth wave of mass extinction https://ars.electronica.art/postcity/de/the-sixth-wave/ Mon, 10 Aug 2015 13:50:18 +0000 https://ars.electronica.art/postcity/?p=2247 Zukunftsvisionen der Post City zeigen oft düstere Dystopien verschmutzter und überbevölkerter Städte voller Roboter und Fahrzeuge inmitten finsterer Architektur. Dem gegenüber stehen die stadtplanerischen Anstrengungen, die Post City als smartes und geradezu idyllisches Environment anzulegen. Wildnis – die ursprüngliche Natur – hat ihren Platz darin in kleinen Schutzgebieten am Rande. Dabei wird nur allzu gern übersehen, dass infolge der zivilisatorischen Entwicklung eine stille „sechste Welle der Massenauslöschung“ rollt. Ihre Opfer sind tierische und pflanzliche Spezies, die einfach verschwinden.

Das Artensterben und die Stadt

Mit the sixth wave of mass extinction setzen raum.null die 2014 erarbeitete Performance Quadrature fort, die bereits das Nahen von etwas bedrohlich Dunklem angekündigt hat. Das Sequel wirft nun die Frage auf, ob und wie das schleichende Artensterben das Leben der StadtbewohnerInnen berührt. Akustisch rühren Chris Bruckmayr (AT) und Dobrivoje Milijanovic (SR) mit visueller und performativer Unterstützung am Kern der postmodernen Gesellschaft und legen das Bedrohungspotenzial offen, das in der der sechsten Massenauslöschung Artensterben schlummert.

Sound: Chris Bruckmayr (AT) & Dobrivoje Milijanovic (RS)) aka raum.null
Stimme: Didi Bruckmayr (AT) aka Fuckhead
Visuals: Veronika Pauser (AT) aka VeroVisual, Peter Holzkorn (AT) aka voidsignal und Florian Berger (AT) aka Flockaroo
Produktion: Claudia Schnugg (AT)

]]>