Test-Patches sollen wie Testanwendungen Reaktionen und Antworten aufdecken.
Jede
Szene bzw. jeder Ausschnitt (Edit) lässt sich modifizieren,
umstrukturieren, erweitern
oder zusammenschneiden. Durch Adaptation und Mutation entstehen neue,
unerwartete
Stimmungen und Einblicke. Manchmal sind die programmierten audiovisuellen
Effekte exakt auf notierte und choreographierte Bewegungen abgestimmt.
Dann
wieder werden Bewegungen auf der Grundlage von Bildern in einer Art strukturierter
Improvisation stets neu geschaffen. Dieser Performance-Zugang spiegelt
die Medienkultur
des CutnPaste bzw. den freien Fall zwischen verschiedenen
Genres wider.
Zur Zeit entwickeln wir in Zusammenarbeit mit dem Forschungslabor Maeda
Laboratory
Graduate School of Information Science and Technology der Universtität
Tokio
(www.star.t.u-tokyo.ac.jp/) ein am Körper tragbares Gerät, das
Körperbewegungen mit
dem Bild- und Klangnetzwerk synchronisieren soll. Der Künstler als
Anwender wird zu
einer lebenden Schnittstelle zwischen dem Zuseher und der Installation.
Das Gerät wird
allerdings nicht einfach als Maschine oder Prothese am Körper angebracht,
sondern
wird zu einem Katalysator, der den Blick auf weitere performative und
audiovisuelle
Perspektiven zu eröffnen vermag.
Software-Tools werden eingesetzt, um die altbekannten Stile künstlerischer
Darstellung
zu erweitern. Die Modellierung von Körpern und Formen durch die Darstellung
von Licht und Schatten mittels scharfer Kontraste verstärkt die Wahrnehmung
der
Bildtiefe und erweckt die Illusion eines festen, dreidimensionalen Gegenstandes.
Monochromatische Übergänge entstehen durch die Umwandlung von
Grautönen in dunklere
und hellere Farbschattierungen sowie durch den scharfen Kontrast zwischen
Hell und
Dunkel. Diese Schwarz-Weiß-Ästhetik erzeugt die Atmosphäre
eines Live-Filmstreifens,
der uns die Stummfilmzeit ins Gedächtnis ruft, und erinnert an die
elektrischen
Impulse der frühen Phase des digitalen Bitmappings, als der Bildschirm
bei Einsen
aufleuchtete und sich bei Nullen verdunkelte.
Immersive Bilder durch Panoramadarstellungen, Wandmalereien und
Dioramas entstehende
Bildwelten dienen bereits seit langem dazu, die visuellen und qualitativen
Aspekte von Landschaften darzustellen. Effekte und Texturen, die mit Hilfe
von Software
zur Visualisierung von Geodaten und C.V.A. (ein Echtzeit-Grafikprogramm:
http://www.genemagic.com) geschaffen werden, statten die bildliche Darstellung
mit Eigenschaften
der Örtlichkeit aus. Die Interaktion erfolgt zwischen der Bildlandschaft
und den Körpern der Künstler, die an der Gestaltung der Landschaft
mitwirken und in ihr existieren. Trompe loeil-Effekte entstehen
durch die optische Verschmelzung verschiedener Perspektiven. Die Herausforderung
besteht darin, die oft allzu glatten Effekte von Software-Tools bei der
Schaffung einer Atmosphäre des Wabi Sabi einzusetzen, das in seiner
asymmetrischen, organischen und variablen Einfachheit sowohl ein Gegenals
auch Kontrastmittel zu den in anderen Ansichten dargestellten, präzisen
geometrischen Formen abgibt
.
Figuren (Körper in Bewegung) existieren nicht ohne ihren Untergrund.
Weder Figur noch
Untergrund können allein bestehen: Es sind die Beziehung und die
Verbundenheit zwischen den beiden, die eine gewisse Stimmung der Örtlichkeit
ausstrahlen. Beide sind in einer sich stets wandelnden Dynamik voneinander
abhängig. In den Schwarz-Weiß-Frames verbirgt sich eine versteckte
Totalität. Die Figur taucht auf und verschwindet, nimmt Form an und
löst sich auf oft bleibt unklar, ob man den Künstler
selbst oder eine der unzähligen, durch Lichteffekte geschaffenen
Schattenfiguren wahrnimmt
Aus dem Englischen von Sonja Pöllabauer
|