english / deutsch


border rescue

Social Impact / Harald Schmutzhard

Flüchtlinge ertrinken im Meer oder in Grenzflüssen, sie erfrieren bei nächtlichen Grenzübertritten,
ersticken in Containern oder begehen Selbstmord in Abschiebegefängnissen.
Die „Festung Europa“ wird immer stärker abgeschottet. Der Preis, den die
Flüchtlinge bezahlen müssen, um in die „Festung“ hineinzugelangen, wird immer höher.
Das Amsterdamer Institut „UNITED for Intercultural Action“ hat seit 1993 die Schicksale
von 3026 Menschen dokumentiert, die beim Versuch nach Europa einzuwandern
gestorben sind.

Im Vorfeld des EU-Gipfel von Sevilla (Juni 02), bei dem Staats- und Regierungschefs
über schärfere Kontrollen der Migrationsströme und den Einsatz des Militärs gegen
Flüchtlinge berieten, startete das Kunstprojekt border rescue, um auf die steigenden
Todesfälle an den Grenzen Europas aufmerksam zu machen. Für den Aktionszeitraum
von einer Woche überquerte Social Impact illegal die EU-Außengrenze zwischen Österreich
und Tschechien, um Gefahrenstellen zu recherchieren, „sichere“ Fluchtrouten
zu suchen (mittels GPS-Daten, Videosequenzen, Fotografien, Karten) und Verhaltenstipps
für Flüchtlinge in der Praxis zu erarbeiten. Die Rechercheergebnisse sind im Internet
veröffentlicht. Handliche Routenführer zur Einwanderung können ausgedruckt werden,
Infos zur Asylsituation in Österreich, Todesfälle an der EU-Außengrenze und allgemeine
Hinweise zu Einwanderung und Fluchthilfe werden angeboten.

border rescue versteht sich nicht nur als aktionistischer Protest gegen eine rigide Einwanderungspolitik der EU, die das Migrationsproblem nur einer scheinbaren Lösung zuführt,
sondern auch als subversive Strategie, um die vereinfachten Erklärungsmuster der
Politik zu unterlaufen. Die Methoden von border rescue sind exemplarisch, deren Adaption
und Fortführung durch Dritte ausdrücklich erwünscht.