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And the question is: Are YOU plugged or unplugged?
Sie fragen sich vielleicht: bin ich „unplugged“ oder „plugged“? Sie werden sich vielleicht sagen: natürlich bin ich „plugged“, denn ich lese dies ja online! Richtig? Nun ja, nicht ganz. Die Antwort ist weit schwieriger und die Frage in ihrem Kern eine, die zu einem Dialog führen sollte, der Licht auf die blinden Flecken auf unser aller mentalen Karten wirft.
Ein Update von Andreas Hirsch
Sie fragen sich vielleicht: Bin ich „unplugged“ oder „plugged“? Sie werden sich vielleicht sagen: Natürlich bin ich „plugged“, denn ich lese dies ja online! Richtig? Nun ja, nicht ganz. Sie werden vielleicht sogar einen Gedanken über jene Unglücklichen verlieren, die dieses Privileg nicht mit ihnen teilen. Wieder richtig? Nun ja, sicherlich freundlich und menschlich, aber irgendwie am Punkt vorbei.
Der Punkt ist nämlich, dass die Antwort völlig relativ ist. Relativ zu ihrem Blickwinkel, relativ zu ihren Werten und ihrem kulturellen Kontext, relativ auch zu dem Aspekt der „Pluggedness“, an den Sie gerade denken, und nicht zuletzt relativ zu dem Grad der „Pluggedness“, die gerade in Frage steht. So seltsam es klingen mag, aber „unplugged“ ist keine binäre Sache, es ist keine Frage von 1 oder 0 oder von Ein oder Aus. Es kommt noch schlimmer: Sie können gleichzeitig „plugged“ und „unplugged“ sein.
Während Sie diese Zeilen auf dem Bildschirm Ihres Computers lesen, werden Sie in das Internet „plugged“ sein, ein Zustand, der in vielen Teilen der Welt sicherlich als ein relativ hohes Maß an „Pluggedness“ betrachtet wird, während sie auf der anderen Seite völlig „unplugged“ sind von – sagen wir – Mali zu diesem Zeitpunkt. Ok, Sie können sich über das Internet Informationen über das Land oder über bestimmte Gruppen, über Initiativen und kulturelle Projekte dort besorgen, aber Sie können sich nicht in das Leben in Mali „einklinken“, außer die Menschen dort lassen Sie herein in ihre Kultur und ihre Tradition, außer Sie finden einen Weg, die Menschen dort und ihre Werte und Interessen zu verstehen, wenn Sie nicht einen gemeinsamen Raum mit ihnen betreten und einen Dialog versuchen. (Wenn Sie in Mali sind, dann wählen Sie ein anderes Beispiel, wie wäre es mit Österreich ...)
Worum geht es also bei der Frage nach „plugged“ und „unplugged“? Es macht keinen wirklichen Sinn, darüber zu sprechen, wenn wir nicht gleichtzeitig klarstellen, über welche existierende oder fehlende Beziehung wir sprechen und welche Art von Beziehung (oder Informationsfluss, Zugang zu Ressourcen etc.) wir eigentlich meinen.
Es gibt guten Grund anzunehmen, dass die Idee hinter dem Begriff „unplugged“ auf den geistigen Hintergrund zurückgeht, der jene Vielzahl an Bewegungen umgibt, die auf den ersten Ruf „zurück zur Natur“ folgte. Was daraus ein Artefakt eines Romantizismus des elektrischen Zeitalters machen würde. Rockstars, die ihre Stromgitarren von den Verstärkeranlagen absteckten, haben den Begriff berühmt gemacht - und nun taucht er vor dem Hintergrund jener Gedanken wieder auf, die das Entstehen des Internet umgaben. Aber es ist natürlich kein maschinenstürmerischer Standpunkt, der bei der Ars Electronica eingenommen wird, es ist vielmehr ein mutiger Versuch, einen Dialog zu eröffnen und sich gleichzeitig der Schwierigkeiten und Fallstricke bewusst zu bleiben, die uns erwarten, gleich von welcher Seite aus wir uns dem Thema nähern mögen.
Bei all dem sollten wir in Erinnerung behalten, das „Pluggedness“ keine naturgegebene Sache ist, sondern eine Frage sozialer Konstruktion. Es ist im wesentlichen keine Entscheidung, „plugged“ oder „unplugged“ zu sein, es wäre schon schwierig, sich von der eigenen Kultur zu „unpluggen“, aber umso schwieriges wäre es, sich in die Informationskreisläufe der G9 einzuschalten, wenn man nicht dazugehört. In ihrem Kern läuft die Diskussion über „unplugged“ oder „plugged“ entlang der Diskurslinien des (Post-)Kolonialismus, und so macht es auch keinen Sinn zu leugnen, dass es eine (post-)koloniale Diskussion ist, in die wir hier eintreten.
Was man an diesem Punkt tun kann, ist Licht auf die jeweiligen blinden Flecken auf unser aller mentalen Karten von jenem Rest der Welt zu werfen, der außerhalb unseres direkten Lebenszusammenhanges liegt und so offen wie möglich in einen Dialog einzutreten. „Pluggedness“ in einem höheren Sinne wäre die Freiheit, zu entscheiden, wann und in Bezug worauf man gerade „plugged“ oder „unplugged“ sein möchte, und nicht wann jemand anders einem dies vorschreibt. Aber dies ist wohl eine Freiheit, deren Existenz bezweifelt werden darf.
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