KARL MAY


Bob war trotz der Übung, die ihm der Ritt bisher geboten hatte, kein besserer Reiter geworden. Die Haut seiner Beine war nicht abgehärtet. Er hatte sich wundgeritten und saß nun noch jämmerlicher zu Pferd als vorher. Unter immerwährendem Ah und Oh rutschte er von einer Seite auf die andre. Er ächzte und stöhnte in allen Tonarten und versicherte unter fürchterlichsten Grimassen, daß er die Sioux seine Qualen grauenvoll entgelten lassen werde. Um weicher zu sitzen, hatte er sich aus abgeschnittenen Blaugras eine Unterlage hergestellt. Da es ihm aber nicht gelang, ihr auf dem Rücken des Pferdes einen festen Halt zu geben, rutschte sie von Zeit zu Zeit herab und er mit, so daß er in fast regelmäßigen Zeitabständen auf die Erde zu sitzen kam. Das entlockte selbst den sonst so ernsten Schoschonen ein heiteres Lächeln, und als einer von ihnen, der ein wenig Englisch verstand, ihn den Sliding - Bob, den Rutschbob, nannte ging das Wort von Mund zu Mund und wurde zum Spitznamen, dessen man sich später gelegentlich gern bediente.

May, Karl: "Unter Geiern"
s.142 -143 Verlag Ueberreuter
Wien - Heidelberg 1951

HOSENSCHUTZ


Noch immer ein "Greenhorn" im neuen Land beschloß Clark eines Tages für seinen Ritt zum Postamt den Hosenschutz zu tragen. Jemand hatte ihm ein Paar angeboten aus festem Leder mit zahlreichen Messingnieten verziert. Er legte sie also an und sie schienen gut zu passen, aber dann wurde ihm gesagt, daß er sie falsch trug und die Taschen nach hinten gehörten. Unnötig zu erwähnen, daß sein Ritt zum Postamt äußerst unbequem verlief. Mit den Messingknöpfen auf dem harten Sattel sitzend muß das eine Tortur gewesen sein. Wie auch immer, er trug sie immer noch als er ins Postamt kam. Frau Denning auf der Post bemerkte ihn sofort. "Wie geht`s Clark? Ich sehe sie tragen heute den Hosenschutz." "Ja, schon", sagte er "aber ich finde ihn reichlich unbequem. Ich glaube nicht, daß ich ihn für den Heimweg wieder anlegen werde." Er tat Frau Denning leid und sie sagte ihm, daß er reingelegt worden war.