Die
Linzer Ars Electronica gibt zur Zeit in New York ein sehenswertes Gastspiel.
Unter dem Titel „Digital Avant-Garde“
wurden am vergangenen Wochenende zwei Ausstellungen eröffnet,
die zeigen, dass Medienkunst ihre Gültigkeit nicht verliert,
wenn man den Stecker zieht, sondern mittlerweile im internationalen
Diskurs zu einer fixen Größe mit historischer Bedeutung
geworden ist. Das 25 Jahr Jubiläum der Linzer Ars Electronica
ist ein würdiger Aufhänger für den Auftritt der Ars
in New York, der dies recht anschaulich und überzeugend verdeutlicht.
Im
Media-Art Center Eyebeam in Chelsea (540 West, 21st Street, www.
eyebeam.org) ist eine „Prix Selection“ zu
sehen. Neun bepreiste Arbeiten in der Kategorie Interactive Art
geben einen Blick auf die Entwicklung und Geschichte der interaktiven
Kunst anhand des Prix Ars Electronica. Zu sehen sind etwa Arbeiten
von Paul Sermon, Lynn Hershmann, Christa Sommerer und David Rokeby.
Dass einige der Werke bis zu fünfzehn Jahre alt sind, ist kaum
zu bemerken. Trotz der rasant fortschreitenden technischen Entwicklung,
deren Standards meist nach einem halben Jahr schon wieder veraltet
sind, haben sie die Qualität für sich zu stehen. Für
Ars Electronica Chef Gerfried Stocker zeigt die Ausstellung, dass
der Weg der Ars zu einem frühen Zeitpunkt solche Arbeiten auszustellen
und zu ermöglichen sich als richtig heraus stellt. Klassiker
wie „Legible City“ von Jeffrey Shaw aus dem Jahr 1990,
wo man durch ein virtuelles Manhattan, das gleichzeitig eine Informationslandschaft
ist, radeln kann, belegen das.
Benjamin
Weil, künstlerischer Direktor des Eyebeam, unterstreicht das
internationale Niveau der Ars. Sie habe „ a certain level
of critical thinking applied to the field, which is not necessarily
readily available elsewhere“.Im American Museum of the Moving
Image in Queens (35 Avenue at 36 Street, www.
movingimages.us), dem zweiten Teil von „Digital
Avant-Garde“, sind unter dem Titel „Interactions/Art
and Technology“ Arbeiten aus dem Ars Electronica Futurelab
zu sehen, die von Artist in residence Künstlern produziert
wurden.
Was die Ausstellungen jedenfalls auch zeigen, ist,
dass das Interesse für digitale Kunst und Kultur, die anhand
von Technologie soziale, politische und kulturelle Fragen behandelt,
sehr groß ist. Der Publikumszuspruch war enorm.
Im September werden im Rahmen der diesjährigen
Ars die Ausstellungen im Lentos in Linz zu sehen sein. Für
die Zukunft gelte es, so Stocker, künstlerische Sichtweisen
im Zusammenhang mit den Chancen und Gefahren der neuen Schlüsseltechnologien
(Biotechnologie, Nanotechnologie, Gentechnologie) als tragfähige
Beiträge für die Bewältigung dieser Herausforderungen
erkennbar zu machen.
Franz Niegelhell
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