|
related links:
Reporters sans frontières
Noborder Network
Borderhack
|
|
Without borders – New Activism in Plugged and Unplugged Worlds
Die globalisierte Welt erweist sich als eine Welt mit mehr Grenzen denn je, die die Reichen vor den Armen schützen sollen. Neuer Aktivismus konnzentriert sich auf die Überwindung aller Arten von Grenzen.
Ein Update von Andreas Hirsch
Grenzen – ein Konzept, das mit Privateigentum verknüpft ist und in der Folge mit dem Nationalstaat – erweist sich in einer Welt, in der Nationalstaaten als zusehends obsolet gesehen werden, als eine Frage der Menschenrechte, gewissermaßen als Symbol all jener Barrieren, die Menschen von ihren grundsätzlichsten Rechten trennen: medizinische Versorgung zu haben, dort zu leben und zu arbeiten, wo man möchte, seine Meinung frei zu äußern und Zugang zu unzensurierten Medien zu haben.
Ärzte ohne Grenzen stehen als Organisation – gegründet 1971 – für die Überzeugung, dass niemand von medizinischer Versorgung 'unplugged' sein und Hilfe nicht von nationalen Regierungen blockiert oder behindert werden sollte. Sie stehen auch für eine moderne Form von internationaler Hilfsorganisation, die als Netzwerk organisiert ist und die ihre Zeugenschaft in den humanitären und politischen Desasterzonen der Welt als integralen Bestandteil ihrer Arbeit betrachten und sie daher auch öffentlich zu Wort melden. Ihre Arbeit ist so auch politisch, und sie agieren in klarem Bewusstsein dieses Umstandes und mit dem Ziel, öffentliches Bewusstsein zu schaffen. 'Ärzte ohne Grenzen' sind ein Beispiel dafür, dass humanitäre Aktionen, politische Arbeit und ein Einsatz der Medien für Bewusstseinsarbeit nicht länger getrennt werden können.
Die Freiheit der Meinung und die Pressefreiheit gehören wesentlich zu den Zielen der Arbeit von Reporter ohne Grenzen . Sie arbeiten an der Verwirklichung dieser Rechte, indem sie öffentliches Bewusstsein über Zensur ebenso wecken wie über die existentielle Bedrohung von Journalisten in verschiedenen Ländern. Logischerweise sind auch die 'Feinde des Internet' in ihrem Fokus, wenn Regierungen versuchen, den freien Informationsfluss über das Internet zu blockieren.
Besondere Aufmerksamkeit ist auch erforderlich, wenn es um traditionelle Grenzen geht, Gegenden wie Grenze zwischen den USA und Mexiko oder die verschiedenen Grenzsituationen rund um die Festung Europa, wo die Europäische Gemeinschaft – eines der wenigen erfolgreichen Friedensprojekte des an Kriegen und Desastern so reichen 20. Jahrhunderts – alles unternimmt, um Einwanderer draußen zu halten. Chantal Akerman beschäftigt sich in ihrer für die documenta11 realisierten Arbeit From the other side mit der Situation vieler Tausender Menschen, die über die US-mexikanische Grenze nach Norden zu migrieren versuchen. Auch bei Nacht werden sie von den Grenzpatrouillen gejagt und von örtlichen Rangers in improvisierten Konzentrationslagern festgehalten. In einem anderen Teil der Welt fischt die spanische Küstenwache die Leichen tausender marokkanischer Männer aus dem Meer, die bei ihrem Versuch sterben, ihr Land in Richtung Europa zu verlassen.
Die zunehmend restriktivere Asyl- und Immigrationspolitik in Europa wird mit einer Reihe von Initiativen und der Arbeit von Aktivistengruppen konfrontiert, die ihre Vernetzung durch die Bildung des Noborder Network verbessert haben. Sie konzentrieren sich in ihrem Aktivismus auf zwei Bereiche: Border Camps dienen als neue Form des Widerstandes gegen die oben erwähnte brutale Politik und ihre Auswirkungen. Ein anderer Bereich des Widerstandes richtet sich gegen die Politik und Praxis der Deportation, insbesondere durch den Versuch, Luftlinien zum Gegenstand ihrer Aktionen zu machen, die ihre Flugzeuge für Deportationen zur Verfügung stellen.
Ein gutes Beispiel solchen Aktivismus ist die sogenannte Deportation class , die versucht, die deutsche Fluglinie Lufthansa zur Beendigung ihrer Zusammenarbeit mit Regierungsstellen in diesem Bereiche zu bewegen. Die Überlegung hinter solchen Aktionen ist der Umstand, das Wirtschaftsunternehmen Aktivitäten aufgeben, wenn diese nicht mehr den nötigen Profit bringen oder diese mehr an negativer Medienberichterstattung und Imageschaden bewirken, als sie Erträge einbringen. Deportation Class hat auch den Brand 'Lufthansa' gehackt, indem sie grafische Elemente verwendete, die an das Corporate Design der Lufthanse erinnerten. Sie setzten auch Mittel der 'virtuellen Sabotage' ein, als sie gleichzeitig mit der Lufthansa Hauptversammlung deren Online-Buchungsservices mit Anfragen überschwemmten und lahm legten. Ein solches Konzept mag zwar nicht neu sein, gibt aber dem Begriff 'Sabotage' eine neue und konstruktive Bedeutung, wie Florian Schneider in seinem Artikel Virtual Sabotage ausführt (in: Eveline Lubbers, Battling Big Business, Green Books/Devon 2002).
Neue Formen des Aktivismus entstehen, die On- und Offline-Aktivitäten ebenso verbinden wie konkrete Hilfsaktionen und politische Arbeit und versuchen, neoliberale Politik mit ihren eigenen Mitteln zu bekämpfen.
no comments
yet
|
|
|
|