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Zeitgenossen – Binary Art Site

2000

Zelko Wiener (AT)
Ursula Hentschläger (AT)

Die Informations-Dramaturgie der "Zeitgenossen" baut auf den Besonderheiten des World Wide Web auf: Links, Navigation, Einzelszenarios und deren Übergänge sind innerhalb der "Binary Art Site" wesentliche Gestaltungs- und Erfahrungsmomente. Der Inhalt verschmilzt mit seiner medialen Darstellung. Das Spiel mit Text und Grafik führt direkt in die literarischen Inhalte.

Ein wesentliches Kennzeichen der zeitgenössischen Medienkunst liegt in der Entwicklung des generierten Bildes, der generierten Bildfolge, der Generierung grundsätzlich. Dabei wird mit Phänomenen der Simulation und Konstruktion von Wirklichkeit operiert. Die Grundlage dieser Anwendungen findet sich zunächst im binären Code, der die Umwandlung von Text, Bild und Sound in berechenbare Information erlaubt. So werden Ausdrucksformen gleichwertig wie auch gleichzeitig interpretierbar. Die Zusammenführung von ursprünglich unterschiedlichen medialen Komponenten zu einer Oberfläche bedingt eine grundsätzliche Akzeptanz der Gleichwertigkeit dieser Formen und führt zu einer Neuorientierung in künstlerischen Fragen wie auch zwangsläufig zu arbeitsteiligen Prozessen.

In diesem Zusammenhang scheint uns der Begriff der Imagination zentral. Er deutet auf die den Medien immer noch inhärente Freiheit ihres Gebrauchs hin, die im Bereich der Kunst zweifelsohne vorrangig genützt wird. Imagination führt also zurück zum Kunstwerk, enthebt es jedoch nicht seines politischen Anspruches, sofern politische Kunst nicht als sozial-didaktische Übung verstanden wird. Die im Hintergrund medialer Arbeiten stehende Informationsarchitektur wirkt dabei massiv auf die künstlerische Produktion ein. So werden die Begrenzungen des Mediums zur Grundlage der Auseinandersetzung mit dem Medium selbst.

Die Art der Wahrnehmung verändert sich im gleichen Maße wie das mediale Environment. Die Vermischung der Ausdrucksformen führt zu einer gesteigerten Anforderung an die Sinne, die nun alles parallel wahrnehmen können und darüber hinaus für die RezipientInnen die Möglichkeit bietet, in dieses Konstrukt (inter)aktiv einzugreifen. Dabei ergibt sich zwingend die Notwendigkeit der Dramaturgie von Information. Unser Begriff einer "Web-Dramaturgie" bezieht sich dementsprechend auf die Medienspezifik des World Wide Web:Navigation, Einzelszenarien und deren Übergänge sind innerhalb der "Binary Art Site" wesentliche Erfahrungsmomente der Gesamterscheinung. Die einzelnen Kunstprojekte entsprechen formal-inhaltlich diesen Vorgaben und sind über die Stern-Hauptebene mit dem Bereich "Imagination" verknüpft.

Spezielle Adaption der Online-Version für diese Ausstellung.

Prix Ars Electronica 2000: Anerkennung in der Kategorie .net

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