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Touchscreen

1999

Anna Anders (DE)
Klaus Gasteier

"Touchscreen" macht die Berührung, die Lust am Anfassen zum alleinigen Thema und spielt variantenreich mit dem Verhalten und den Erwartungshaltungen von Benutzern interaktiver Installationen.

Durch ein in Kopfhöhe in die Wand eingelassenes Fenster kann der Besucher den "Touchscreen" berühren. Jeder Region des Monitors sind verschiedene Video- und/oder Audiosequenzen zugeordnet, deren Reihenfolgen nach dem Zufallsprinzip bestimmt werden, so dass selbst nach häufigen Versuchen kein festgelegter Ablauf auszumachen ist.

Insgesamt können mehr als 400 unterschiedliche Ereignisse aufgerufen werden. Der Benutzer befindet sich in einem ständigen Wechselbad der Gefühle: Mal wird er zum Objekt der Begierde, es wird nach seiner Hand verlangt, die berührte Stelle hingebungsvoll geküsst, dann wieder wird er als aufdringlicher Grapscher beschimpft und zurückgewiesen.

Erfolgt längere Zeit kein Impuls, so werden Sequenzen aktiviert, die auf die Installation aufmerksam machen und zur Kontaktaufnahme animieren. Dann drückt beispielsweise eine blonde Schönheit ihre Nase an der Scheibe platt und hält Ausschau nach neuen "Kunden" oder ein Mann klopft heftig an das Glas und ruft "Hallo!".

Wird der Monitor an zu vielen Stellen gleichzeitig oder zu häufig in zu kurzen Abständen berührt, kommt es zu erbosten Reaktionen aus dem Inneren des Computers. "Nicht alle auf einmal!" oder "Nicht so aufdringlich!" heißt es dann, und dem ungeduldigen Gast werden tadelnde Blicke zugeworfen.

Neben den sehr real wirkenden Videosequenzen gibt es auch reine Audioparts. Man navigiert dann durch Geräusche wie Zischen, klirrendes Glas, Glucksen, Räuspern, Knistern, Plings und Plongs. Oder der reale Finger wird von einem virtuellen Finger verfolgt. Durch Bewegen nach links oder rechts, oben oder unten werden die Töne lauter oder leiser, höher oder tiefer.

Die Darsteller: Rosa Barba, Christin Bolewski, Michael Hanschmidt, Jürgen Jansen, Christiane Schoenen, Clea T. Waite

Das Projekt "Touchscreen" wurde mit dem 1. Marler Video-Installations-Preis 1998 ausgezeichnet und konnte durch diese Förderung überhaupt erst realisiert werden.