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Networked Portrait

2003

John Gerrard (IE)
Erwin Reitböck (AT)
Martin Bruner (AT)
Andreas Jalsovec

Frisch vom Friseur, mit der neuesten Garderobe – so sucht man heute noch einen Fotografen auf, um ein Portrait von sich anfertigen zu lassen, mit dem man immer wieder einmal nicht zufrieden ist, weil man Falten sieht, zuwenig lächelt oder das Hemd oder die Bluse zerknittert ist. “Networked Portrait“ ermöglicht es einem erstmals, Portraits nach eigenem Belieben zu verändern.

Zu Beginn findet sich der Besucher zwei Monitoren gegenüber, von denen ihn zwei Gesichter ansehen. Er wird nun aufgefordert, die Portraits mittels Touch-Screen nach seinem Belieben zu verändern. Sobald der User den gewünschten Gesichtsausdruck erzeugt hat, kann er die beiden Bildschirme zueinander schwenken und zusehen, was passiert.

Bei dem Schwenk verlagert sich die Aufmerksamkeit der Gesichter vom Benutzer, den sie prüfend anblicken, zum Portrait des Gegenüber, dem sie plötzlich ins Auge sehen. Dieser Kontakt löst eine Reihe von Reaktionen aus, die von dem ursprünglich durch den User erzeugten Gesichtsausdruck abhängen. Anhand einer speziellen Software (Ekmans “Facial Action Coding System“) werden Fülle und Form der neuen Gesichtsausdrücke bewertet. Daraus resultiert eine Gleitskala mit Reaktionen, über die der User keine Kontrolle hat.

Die Entwicklung solcher fotografischer Portraits, die von allen Seiten zu betrachten sind, bildet eine Zäsur in der Geschichte der Fotografie, weil der einzelne fotografische Moment, der seit langem durch die Computertechnologie von der Vorstellung einer wahrheitsgetreuen Abbildung losgelöst ist, zum Objekt wird. Die neu animierten “Fotografien“ können im Installationsraum existieren, indem sie auf Teilnehmer reagieren, agieren oder einfach gar nichts tun.

“Networked Portrait“ wurde im Rahmen des Ars Electronica Futurelab Artist-in-Residence-Programms realisiert und durch Pépinières européennes pour jeunes artistes 2003 ermöglicht.

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