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Social Mobiles

2003

Crispin Jones (UK)
Graham Pullin
Mat Hunter
Anton Schubert

Das Handy ist in den Industrienationen inzwischen zu einem ständigen Begleiter des Menschen geworden. Das, worüber man vor einigen Jahren noch lächelte, gehört heute zum alltäglichen Bild. Während die Funktionen der Mobiltelefone ständig erweitert werden, wurde bisher nie auf die sozialen Aspekte dieser Art von Kommunikation Bedacht genommen. Viele Menschen fühlen sich durch lautes Telefonieren, ewiges Handyläuten und dem Fluch der ständigen Erreichbarkeit gestört.

In einer kürzlich in Großbritannien von Radio 4 durchgeführten Umfrage belegten Handys den dritten Platz unter den meist gehassten Erfindungen der letzten hundert Jahre – während das normale Telefon zu den zehn beliebtesten Erfindungen gehörte. Die Mobiltelefone von “Social Mobiles“ sprechen genau diesen sozialen Aspekt der Technik an.

“Social Mobiles“ umfasst fünf Modelle von Handys, die auf das Telefonierverhalten ihrer User Einfluss nehmen und es so verändern, dass es weniger störend wirkt. Ist das Gespräch zu laut, wird ein Elektroschock ausgelöst; um jemanden zu erreichen, muss ein bestimmter Ton gespielt werden, und in Telefongespräche von Ruhestörern kann man ein Signal senden.

SoMo1 (Elektroschock-Handy) erzeugt je nach der Lautstärke, mit der die Person am anderen Ende spricht, Elektroschocks unterschiedlicher Stärke, die bewirken sollen, dass die beiden Gesprächspartner weniger laut sprechen.

Eine stille Kommunikation wird durch SoMo2 (sprechendes Handy) ermöglicht. Wird man an einem ruhigen Ort angerufen, antwortet man durch einfache, aber eindrucksvolle Selbst-Laute, die vom Mobiltelefon erzeugt werden und per Hand fein intoniert werden können. SoMo2, das deutliche emotionale Nuancen auf Kosten der textlichen Information vermittelt, ist die Antithese zur Textmitteilung.

Der User von SoMo3 (Musik-Handy) muss die Melodie der Telefonnummer, die er anrufen möchte, "spielen". Dieser zum Wählen der Nummer erforderliche öffentliche Auftritt legt die Hemmschwelle fest, ab der ein Anruf als angemessen erscheint.

Bei der Verwendung von SoMo4 (Klopf-Handy) zeigt der Benutzer die Dringlichkeit seines Anrufs durch Klopfen an. Der Empfänger hört das Klopfen über sein Telefon und kann so entscheiden, welchen Anruf er annimmt.

Das Einschleusen von Tönen in Telefongespräche anderer Menschen ist mit SoMo5 (Katapult-Handy) möglich. Beim Abfeuern des Katapults sendet man einen Ton in das Telefon des Ruhestörers. Dies ermöglicht ein direktes, aber doch diskretes Eindringen in dessen Intimsphäre.

“Social Mobiles“ entstand in Zusammenarbeit mit der internationalen Design-Beraterfirma IDEO. Da das Projekt gemeinsam mit zahlreichen Designern aus den unterschiedlichsten Bereichen erarbeitet wurde, konnten einige in Form und Funktion ausgesprochen raffinierte Prototypen hergestellt werden. Ihre Gestaltung sollte das Datum ihrer Herstellung möglichst gut verschleiern. Sie sehen zugleich altmodisch und modern aus und sind aus ungewöhnlichen Materialien wie etwa Holz gearbeitet. Diese Geräte sollten nicht als die “nächste Generation“ von Mobiltelefonen verstanden werden, sondern dem Betrachter vor Augen führen, dass es hier hauptsächlich um Interaktion und nicht einfach um Form geht.

“Social Mobiles“ entstand in Zusammenarbeit mit IDEO London.

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