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Karma (Applikation)

2004

Kurt Hentschläger (AT)
Friedrich Kirschner (DE)
Claudia Hart
Josh Bapst
Richard le Bihan
Mike Saffiano

In tausenden von Computer- und Playstationspielen sterben jeden Tag Millionen von Protagonisten, werden von Aliens gefressen, in Schlachten erschossen oder auf Dschungelpfaden in die Luft gesprengt. Ihr Tod berührt uns ebenso wenig wie die Toten in den Spielfilmen und Krimis des täglichen Fernsehprogramms. Was aber geschieht, wenn der Tod im Spiel auf einmal nicht mehr nur ein Ausblenden der Spielfigur hinter dem Schriftzug "Game over" ist?

"Karma" holt den Tod in seiner wahren Form in die virtuelle Realität. Die Spielcharaktere verschwinden nicht einfach, sie sterben einen realistischen Tod, werden von Krämpfen geschüttelt und scheinen im Augenblick ihres Todes tatsächlich lebendig zu werden.

Der Betrachter kann seine distanzierte Haltung gegenüber dem Tod in einer fiktionalen Welt nicht mehr weiter aufrecht erhalten, sobald es den Anschein hat, als würde ein menschliches Wesen Schmerzen erleiden oder sich in Not befinden. Die Identifikation mit dem Spiel-Alter-Ego wird stärker und Gefühle kommen auf.

"Karma" ist ein Modul, das in der "Unreal Tournament Game Engine" physikalische Phänomene simuliert. Ein physikbasiertes Subsystem kommt im Moment des "Todes" der Spielprotagonisten zur Wirkung und lässt sie auf realistische Weise ihren Tod finden – sie rutschen über Abhänge oder stürzen über Wände, bis ihre Energie erschöpft ist und sie an ihrem letzten Ruheplatz zum Stillstand kommen. Physiksimulation wird in Game-Engines eingesetzt, um die virtuelle Realität überzeugender zu gestalten und eine möglichst getreue Abbildung der uns bekannten Wirklichkeit zu erreichen.

In "Karma" kann sich der Zuseher im Spiel bewegen, die Szenen beobachten oder auch aktiv eingreifen, indem er die Spielcharaktere festhält, wegstößt oder durch die Luft schleudert. Manchmal wird er plötzlich an einen anderen Ort versetzt und verliert so die Kontrolle über sich selbst.

Sowohl die Bewegungen der Charaktere und der Zuseher als auch die der Kamera und der Leuchten lösen Klänge und Musik aus, wodurch sich ein dynamischer Soundtrack generiert. Die Dauer des Spiels wird vom Besucher selber individuell bestimmt (empfohlen werden 15 – 20 Minuten). "Karma" ist ein Work-in-Progress und wird weiter modifiziert und erweitert.