www.aec.at  
 

 

Zauberpinsel
Die Welt als Palette

2004

Kimiko Ryokai (US)
Stefan Marti (US)
Hiroshi Ishii (US) (JP)

Malen ganz ohne Wasser-, Öl- oder Aquarellfarben, sondern mit der Umgebung, ihrer Bewegung, ihrer Farbe, ihrer Struktur. "Zauberpinsel" eröffnet allen Liebhabern der Malerei völlig neue Möglichkeiten!

Bei dieser Installation benötigt ein Künstler eine Leinwand, eine interessante Umgebung und einen speziellen Pinsel, der zwar auf den ersten Blick wie ein ganz gewöhnlicher Malerpinsel aussieht, in seinem Inneren aber eine winzige Videokamera, Lichtquellen und Berührungssensoren verbirgt. Mit dem Pinsel lassen sich Farben, Strukturen und Bewegungen der Umgebung als "Tinte" aufnehmen – indem man über sie streicht - mit denen anschließend auf der Leinwand gezeichnet wird. Jeder Künstler kann sich damit seine ganz persönliche Farbpalette zusammenstellen.

Technisch gesehen, werden die Lichtquellen rund um die Kamera aktiviert, sobald der Pinsel eine Oberfläche berührt. Zu diesem Zweck befinden sich flexible, gefederte Berührungssensoren, deren Eigenschaften denen von Pinselhaaren gleichen, am Pinsel. Das System liest die von der Kamera gelieferten Frames aus und speichert sie. Sobald der Pinsel die "Tinte" aufgenommen hat, beginnen die Faseroptiken, die in die Pinselhaare eingewoben sind, zu leuchten.

"Zauberpinsel" verfügt über drei Modi zur Aufnahme von Textur, Farbe und Bewegung. Im Textur-Modus wird ein aus einem einzigen Frame bestehender Schnappschuss einer Oberfläche gespeichert, über die der Pinsel gerade geführt wurde. Im Farb-Modus erhält der Künstler die Farbe der Umgebung, deren RGB-Wert am häufigsten ausgelesen wurde, um mit ihr zu arbeiten. Und im Bewegungs-Modus werden bis zu 100 aufeinanderfolgende Frames aufgenommen und dem Künstler steht damit "Bewegung" zum Malen zur Verfügung.

Mit einer "Tinte" kann unbegrenzt lange gemalt werden, bis eine neue aufgenommen wird. Führt der Künstler den Pinsel rasch über die Leinwand, entsteht ein Wasserfarbeneffekt, malt er mit langsamen Pinselstrichen, entsteht der Eindruck von starkem Farbauftrag.

Die Leinwand besteht aus einem LCD-Schirm mit integriertem Grafiktablett, wobei die Position des Pinsels auf dem Screen vom System erkannt wird. Die Pinselstriche auf der Leinwand werden mit Filmchen verlinkt, die den Aufnahmeort der "Tinte" dokumentiert. Auf diese Weise eröffnet sich sowohl dem Maler als auch dem Publikum gleichsam auf einer Reise in die Vergangenheit die Geschichte hinter der besonderen Farbpalette.