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Ars Electronica 2002
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Festival 1979-2007
 

 

MULONGA
Das Tonga.Online-Projekt

'Keith Goddard Keith Goddard

„Für jemanden aus dem Volk der Tonga wie mich hat das Wort MULONGA eine zutiefst biblische Bedeutung, und doch ist es auch eine moderne Geschichte. Eine Geschichte höchst effektiver, aber nicht weitergegebener Technologie. Eine Geschichte von Wasser im Überfluss und gleichzeitig beständig quälender Dürre.“ [Referenz zum Sambesi-Fluss, von dem die Tonga durch den Bau des Kariba-Staudamms vertrieben wurden]

Dominic Muntanga
Eine kulturelle Zusammenarbeit zwischen der ARGE Zimbabwe Freundschaft (AZFA), der NGO KUNZWANA Trust (Harare, Simbabwe) und den Valley Tonga.

Das Tonga.Online-Projekt (www.mulonga.net), vertreten bei der Ars Electronica 2002, ist die jüngste Phase einer schon seit Längerem bestehenden kulturellen Beziehung zwischen der NGO KUNZWANA Trust in Simbabwe, der ARGE Simbabwe Freundschaft in Linz und dem Volk der Tonga aus dem Zambezi-Tal, das zu beiden Seiten der Grenze zwischen Zambia und Simbabwe im Gebiet des Kariba-Staudamms lebt. Seinen Ausgang nahm das Projekt im Dorf Siachilaba, das 60 Kilometer vom Hauptort Binga entfernt liegt, wobei der besondere Anstoß von der Ngoma Buntibe-Musik einer Gruppe namens Simonga ausging.

Die Tonga sind die drittgrößte ethnische Gruppe Simbabwes und zählen zu den am stärksten marginalisierten Teilen der Bevölkerung des Landes. In der Vergangenheit waren sie von den öffentlichen Leistungen, die anderen Bürgern Simbabwes – vor allem jenen in den Städten – zukommen, weitgehend ausgeschlossen. 1957 wurden sie von den Ufern des Zambezi-Flusses vertrieben, um Platz für den Bau des Kariba-Staudamms zu schaffen, der dem Rest Simbabwes (damals Südrhodesien) nicht nur elektrischen Strom, sondern durch den Tourismus, der sich rund um den See entwickelte, auch andere wirtschaftliche Vorteile brachte. Bis in die Achtzigerjahre, als nach der Unabhängigkeit Simbabwes mit dem Bau von Schulen, Kliniken und Straßen begonnen wurde, wurden die Tonga bei allen positiven Neuerungen einfach übergangen.

Über den Schaden, der den Tonga zugefügt wurden, indem man sie vertrieb und in die Halbwüste verbannte, wurde viel geschrieben. Vor allem das soziale Auseinanderbrechen der Gemeinden war eine Katastrophe. Durch den 280 Kilometer langen Stausee wurden Familien zerrissen und ihre Mitglieder voneinander abgeschnitten. 1964 kam noch die neue politische Grenze zu Zambia hinzu. Gleichsam um diese historische Wunde auch noch durch Beleidigung zu vertiefen, wurden die Tonga als gefährliche, missgebildete Untermenschen stigmatisiert, die Hexerei betreiben und Fremde hassen. In der Zeit des britischen Siedlerregimes wurden sie wie Bewohner irgendeines menschlichen Nationalparks in ihrem Zustand belassen, um wie das Wild zur Unterhaltung der Touristen herhalten zu müssen. Während diese Mythen und die Verbrechen der Vergangenheit angeprangert werden müssen, hat die ständige Bejammerung vergangener Übeltaten auch ihre Nachteile. Einer der wichtigsten ist, dass sie der Opfer-Täter-Mentalität Vorschub leistet, die sich in Millionen Köpfen in der so genannten entwickelten Welt und auch in den Köpfen von Millionen von Afrikanern festgesetzt hat.
Der Begriff ,kulturelle Identität‘ wird verstanden als die Gesamtsumme der kulturellen Bezüge, durch die Personen und Gruppen definiert werden, sich formieren und anhand derer sie anerkannt werden; ,Kulturelle Identität‘ bedeutet die mit der Würde der Person verbundenen Freiheiten und integriert in einem permanenten Prozess die kulturelle Vielfalt, den persönlichen und universellen Hintergrund, das Gedächtnis und den Entwurf.

Cultural Rights Project der Vereinten Nationen
Das Bestreben, eine Bettlermentalität zu vermeiden, ist der Grund dafür, dass die kulturelle Beziehung zwischen KUNZWANA/AZFA und den Tonga wenig mit humanitärer Hilfe zu tun hat. Es werden keine Lebensmittel abgeladen, keine Getreidemühlen verteilt und keine Kliniken gebaut. Die Zusammenarbeit gründet auf dem Prinzip, dass kulturelle Identität eine wichtige Funktion für das menschliche Überleben bildet. Als die Tonga gewaltsam gezwungen wurden, Platz für den Bau des Kariba-Staudamms zu machen, verloren sie alles, einschließlich der greifbaren Bestandteile ihrer materiellen Kultur wie die Schreine der spirituellen Ahnenverehrung. Ihren kulturellen Lebensstil hingegen nahmen sie mit, da er ohnehin keinen zusätzlichen Platz beanspruchte und von den vertriebenen Körpern auch nicht hätte getrennt werden können. Die Tonga wahrten ihre Identität, indem sie sich an das hielten, was von ihrer Kultur erhalten geblieben war. Da die Kultur dynamisch war, half sie ihnen, sich den enormen Herausforderungen zu stellen, mit denen sie ihre neue Umwelt konfrontierte, und sich ihnen anzupassen. Einfach ausgedrückt: Die Tonga investierten viel in ihre Kultur, und das sicherte ihr Überleben.

MULONGA – THE LOOP: Die „Ngoma Buntibe“-Musik der Tonga wird als Fokus des Tonga.Online-Projekts bei der Ars Electronica 2002 an ihren Ursprung zurückgeführt und in alle Welt ausgesendet.

Eigenartigerweise schenkte die erzwungene Umsiedlung den Tonga ein kleines Juwel. Kurz vor der Überflutung des Gebiets wurde der Musikethnologe Hugh Tracey vom Livingstone Museum eingeladen, Beispiele für die angeblich letzten Überreste der Kultur der Tonga aufzuzeichnen, bevor diese für immer verschwinden würde. Tracy nahm über sechzig Beispiele der Musik der Tonga auf Tonband auf. Über lange Zeit waren diese Aufnahmen der Kultur, die sie hervorbrachte, vorenthalten gewesen. Nun können die Bewohner des Tals dieses historische Vermächtnis dank der Website der International Library of African Music (ILAM) in Südafrika und der neugeschaffenen Internet-Verbindung in Binga wieder für sich in Anspruch nehmen. Die Aufnahmen sind inzwischen von Tonband auf Schallplatte übertragen, neuerdings digitalisiert und aus Sicherheits- (und Haltbarkeits-) gründen in einem norwegischen Stollen nördlich des Polarkreises gelagert worden.

Die Rückführung der Tonga-Musik kommt beim Ars Electronica Festival durch eine Rückkoppelungsschleife zum Ausdruck: Die Tonaufnahmen von 1957 werden von Norwegen zu ILAM in Südafrika heruntergeladen, nach Linz gestreamt und nach London übermittelt, von wo SW Radio regelmäßig nach Simbabwe sendet. Die Tonga im Gebiet von Binga haben also Gelegenheit, den Aufnahmen am Kurzwellenempfänger zu lauschen und sie in Interviews über Telefon ins Studio nach London zu kommentieren. Diese Reaktionen werden wiederum ausgestrahlt und bilden die Grundlage für weitere Reflexion und Diskussion während des Festivals in Linz und Binga, speziell im Rahmen des Radiotopia-Netzwerks einer globalen künstlerischen Kommunikation.

Der Ansatz der kulturellen Zusammenarbeit zwischen KUNZWANA Trust bzw. AZFA und den Tonga hat immer wieder seine Kritiker gefunden. Auf ein Konzert von sechs zeitgenössischen Komponisten Bezug nehmend – Reflexionen über die Musik der Tonga, das 1997 in Siachilaba stattfand – fragten manche, welchen Sinn es wohl mache, den Tonga obskure elektroakustische Musik vorzuführen, wenn die lokalen Musikgruppen nicht einmal Instrumente hätten. Hinterfragt wurden die Kosten und die Angemessenheit des Unterfangens, den Tonga eine Musik vorzusetzen, die selbst für viele westliche Zuhörer symptomatisch ist für den kulturellen Niedergang der sogenannten entwickelten Welt. Jemand fragte wütend, warum wir das Geld nicht für die Reparatur der kaputten Getreidemühle im lokalen Geschäftszentrum verwendeten.

Hinterfragt wurde auch der Import von Dutzenden von Computern in Schulen, in denen es nicht einmal die grundlegenden Lehrbücher oder Schulhefte gibt. Außerdem wurde gefragt, warum Tausende österreichische Schillinge dazu verwendet wurden, eine größere Anzahl von Tonga-Musikern nach Österreich zu bringen, während die Kinder im Tonga-Gebiet einen täglichen Schulweg von bis zu zwölf Kilometern zurückzulegen hätten. Jetzt wird gefragt, warum für die ländliche Bevölkerung ein Internet-Projekt eingeführt wird, wo die Menschen doch eher Einkommen schaffende Projekte für Korbmacher oder eine neue Klinik brauchen würden.

Aber Menschen sind mehr als Körper mit hungrigen Mägen, sie sind auch denkende Wesen mit Ideen. Die Reise der 30 Mitglieder zählenden Ngoma-Buntibe-Gruppe Simonga zum Festival der Regionen in Oberösterreich und die Wanderung über das Tote Gebirge (ein „Kunst und Krawall“-Projekt der Stadtwerkstatt, 1997), betonten nicht die Armut und Hilflosigkeit der Tonga, sondern die Schönheit, die Würde und die Ausdrucksstärke ihrer Musikkultur, vor allem der Nyele-Hörner von Ngoma Buntibe. Die Textur dieser Hörnermusik entlarvte den Mythos von Afrika als Kontinent der Bongo-Trommeln, wo alles bloß Rhythmus ist: Simonga hätte in den Konzerthallen eines zeitgenössischen Musikfestivals in Österreich auch nicht deplatziert geklungen. Außerdem verhalf der Aufenthalt der Musiker in Österreich den Tonga zu einem stärkeren Profil und lenkte die Aufmerksamkeit in noch nie da gewesener Weise auf sie.

Die lineare Sichtweise von Geschichte und Entwicklung, der zufolge der Stein dem Papier, Papier dem Computer und der Computer dem Internet vorangehen muss, ist gefährlich und vertieft die Kluft zwischen den Besitzenden und den Nicht-Besitzenden. Schulbücher sind teuer, während die meisten Informationen, die über das Internet bezogen werden können, gratis sind. Es ist überaus sinnvoll für die Tonga, die Papierrevolution zu überspringen und sich direkt in den Cyberspace zu begeben. Die Mentalität der Getreidemühlen ist eine der schlimmsten Ausdrucksformen der gönnerhaften Bevormundung. der alten Kolonialherre. Die Antwort darauf kam zwei Jahre später, als eine lokale Geschäftsfrau, Joyce Mangoro, elektrischen Strom in das Business Center brachte, die vorhandene Mühle reparierte und eine zweite baute. Die Mühlen arbeiten, weil sie zu einem Unternehmen gehören, das ein starkes Interesse daran hat, dass sie ordnungsgemäß gewartet werden.

Für die soziale Entwicklung im Tonga-Gebiet entstehen dennoch eine Reihe von positiven Nebenwirkungen als Folge der Zusammenarbeit. Eine Schule in Siachilaba wird nun an das Stromnetz angeschlossen, damit ein weiteres Internet-Center betrieben werden kann. Eine Klasse der Handelsakademie in Linz-Auhof führt ein Projekt namens „Auhof Basket Company“ (ABC) durch, in dessen Rahmen Körbe der Tonga-Frauen aus dem Binga Craft Centre importiert werden. Hinsichtlich der Vermarktung der Tonga-Musik bedeuten die Einkünfte aus dem Verkauf der produzierten Simonga-CD oder die Bezahlung für ihre Aufführungen ebenfalls einen Beitrag zur allgemeinen Verbesserung des Lebensstandards.

Eine der Bedrohungen, die die Globalisierung mit sich bringt, besteht darin, dass die weniger Mächtigen Gefahr laufen, von den Mächtigeren überrollt zu werden. Aber wir können uns deshalb nicht eine Zensur dessen anmaßen, was wir kommunizieren oder weitergeben, nur aus der fehlgeleiteten Überzeugung heraus, dass wir dadurch verwundbare und unvorbereitete Geister erneut kolonialisieren. Wenn wir entscheiden, was die Tonga konsumieren und erfahren dürfen und was nicht, begeben wir uns auf dasselbe Niveau wie jene, die Afrika als den Kontinent der Bettler bevormunden. Der Einstellung, dass die Tonga geschützt und ihrer gesonderten Entwicklung überlassen werden sollen, haftet der Geruch der Apartheid an. Sie propagiert weiterhin die exotischen Mythen des rassisch und sexuell Anderen, die vom Kolonialismus verwendet wurden, um die Kolonisierten zu unterwerfen und die Kolonialherren vor dem zu schützen, was „Rassenverseuchung“ genannt wurde. Außerdem kann niemand der Globalisierung Einhalt gebieten: Es ist nicht möglich, sich gegen die Flut der Geschichte zu stemmen, auch wenn man es will und glaubt, es zu können. Das Internet ist ein Ausdruck des allgemeinen Menschenrechts, Informationen zu erhalten und weiterzugeben: Die Verpflichtung, die uns daraus erwächst, besteht darin sicherzustellen, dass die Ausdehnung des Internet in geordneten Bahnen erfolgt und die Kräfte und die Vorteile, die durch die Globalisierung entstehen, allen zur Verfügung stehen und nicht nur einer neuen und privilegierten Elite. Gegenwärtig ist dieser Zugang noch extrem unausgewogen. Das Projekt Tonga.Online wird von vielen als luxuriöse Spielerei betrachtet. Die Ausstellung Tracing the Rainbow im Linzer Landesmuseum in Verbindung zu den Tonga zu bringen, erschien anfangs als eine teure und bizarre Idee, die anscheinend keine sichtbaren Vorteile für die Tonga brachte. Ende Januar 2001 war jedoch klar, dass die Anbindung des Gebiets an das Internet dort nicht nur höchst willkommen war, sondern dass die Binga High School bereits einen Raum dafür adaptiert hatte und nur auf die Computer wartete, die darin aufgestellt werden sollten.
The Tonga have been brainwashed once again by the whites.”

By Jonathan on Thursday, May 03, 2001
Die Mulonga-Website hat auch einige Probleme der Repräsentation angesprochen. Sie wurde von zwei österreichischen Künstlern, Sabine Bitter und Helmut Weber, gestaltet. Sie basiert hauptsächlich auf Text und ist durch eine Reihe von thematischen Plattformen strukturiert, die eine rege Debatte anregen sollen. Bitter und Weber waren sich der Falle bewusst, die entsteht, wenn man Gemeinschaften als exotische Andere darstellt anstatt ihnen ihre Darstellung selbst zu überlassen. Während der Ausstellung wurden in einem karg möblierten Raum einige Workstations aufgestellt. Bei dem Projekt ging es um ein einfaches Wort: Kommunikation. Im Gegensatz zu einem großen Teil der restlichen Ausstellung, bei der viele subtil beleuchtete Artefakte gezeigt wurden, war der Tonga.Online-Projektraum im Design von Thomas Schneider mit grellem Neonlicht ausgeleuchtet. Diskussionsergebnisse aus dem Web wurden während der Ausstellung an den Wänden angeschlagen. Die Zahl der Fotos an den Wänden wurde auf ein Minimum beschränkt und Bilder auf einige Video-Loops beschränkt.

Die Repräsentation und Sichtbarkeit beim Festival Ars Electronica bringt für Tonga.Online eine Reihe von Managementproblemen mit sich. Beim Ars-Electronica-Symposium kann Dominic Muntanga als Tonga und Vertreter der NGO Bwaca Trust wohl mit einiger Autorität (wenn auch als relativ Privilegierter in seiner Gemeinde) sprechen, während ich als weißer Simbabwer in Harare lebe und nicht einmal Tonga spreche. Obwohl ich seit mehr als zehn Jahren mit den Leuten von Siachilaba zu tun hat, liegt mein beruflicher Schwerpunkt derzeit nicht im Bereich der Musik, sondern bei den Menschenrechten und bei Fragen der Sexualität.

An anderen Stellen des Festivals Ars Electronica wird Tonga.Online durch eine Reihe von Bezugspunkten präsentiert: In Radiotopia, im Klangpark und in der Langen Nacht der Radiokunst sowie auf mehreren PC-Workstations, die mit der Mulonga-Website verbunden sind. Aber im realen Streaming, bei dem riesige Datenmengen übertragen werden, wird um Raum gekämpft. Die Schwierigkeiten werden durch Unterschiede in der Bandbreite noch verstärkt: Die Telefonleitungen in Binga lassen die Übertragung großer Informationsmengen nicht zu. Deshalb muss das Projekt weiter um Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit kämpfen und dafür sorgen, dass seine Botschaft klar und verständlich ist. Verstärkt werden die Schwierigkeiten durch die Tatsache, dass sich das Projekt nicht physisch am Veranstaltungsort der Ars Electronica befindet, sondern an irgendeinem anderen Ort der Welt. Tonga.Online muss dafür sorgen, dass die Gemeinde in Binga ebenfalls die Chance erhält, direkt an der Darstellung beim Festival teilzunehmen, anstatt bloß dargestellt zu werden.

Die Präsenz der Tonga bei der Ars Electronica sorgt jedoch für neue Diskussionen, die darum kreisen, ob das Projekt tatsächlich ein Vehikel für die Kunstproduktion oder einfach ein amorphes, unfokussiertes und prätentiöses Sozialprojekt ist, das in der Verkleidung der Kunst daherkommt. Vielleicht sind das interessante Fragen, die die westeuropäischen Künstler beschäftigen, während die Tonga das Internet als ein praktisches technologisches Werkzeug für die soziale Entwicklung betrachten. Aber Tonga.Online beschränkt sich nicht auf einen Raum: Es existiert in Binga, es existiert in Harare, es existiert in Linz und in Wien – an Orten, die sich im konzeptionellen Denken stark voneinander unterscheiden. Mulonga ist eine der wichtigsten Sites für die Auseinandersetzung zwischen diesen geografischen Sektoren und politischen Räumen geworden.

Damit etwas eine kulturelle Konstruktion sein kann, muss es eine Identität haben und einen Rahmen, denn wenn das nicht der Fall ist, ist eine kritische Beurteilung nicht möglich. Tonga.Online ist natürlich nur ein Winkel des viel größeren Raums, in dem der kreative Austausch zwischen Musikern und Künstlern in Österreich und Simbabwe stattfindet, wobei jeder solche Austauschvorgang seinen individuellen Rahmen und seine individuellen Bezugspunkte hat. Die Präsenz bei der Ars Electronica sorgt dafür, dass das Thema der Kommunikation auf dem Tapet bleibt. Aber nun, da die Tonga tatsächlich online sind, weitet sich dieses Thema auf andere Fragen aus wie zum Beispiel auf jene der mündlichen Überlieferung und die Art und Weise, wie Gemeinschaften wie die Tonga Informationen und Kommunikationsvorgänge in der Vergangenheit bewahrt und organisiert haben, verglichen mit der Organisation von Informationen und Kommunikationsvorgängen mithilfe des Internet.

Wenn Tonga.Online nichts anderes erreicht haben sollte, zeigt es durch die Bühne der Ars Electronica und die Rückkoppelung des Mulonga-Loop doch ein spezielles Beispiel, wie die moderne Technologie genutzt werden kann, um Geschichte aktuell einzufordern. Das Internet ist und bleibt eines der wichtigsten Kommunikationsmittel in Nationen, die durch die immer krasseren Einschränkungen des Rechts der Menschen auf Information geknebelt werden, und in Gemeinden, die in anderen Teilen der Welt oft völlig falsch dargestellt werden.

If being brainwashed means that I am able, from Binga to communicate with the world faster and [more] efficiently, then go on brainwash me. If being used means that I get the opportunity to research on various issues that are pertinent to the wellbeing of my people ... then go ahead used me. If the white people are so generous to donate computers with all their advantages and that is their way of using and brainwashing us then let them come in their thousands ... we definitely want this kind of brainwashing. By the time they ‘leave us alone’ we will be brainwashed and very knowledgeable on a myriad of other subjects as well. Do not doubt the abilities of our people to benefit from this “brainwashing”... that is benefiting our own way. We are able to adapt the inter-net to our needs. Poor as we are and looked down upon as we are, we are able to adapt things to our own uses, you know. WE HAVE BRAINS TOO.

By De Phiri on Wednesday, December 05, 2001
Aus dem Englischen von Annemarie Pumpernig

Unterstützt von Österreichische Entwicklungszusammenarbeit, Kulturland Oberösterreich, LinzKultur, TechWorld, Silverserver, O.K Centrum für Gegenwartskunst, Oberösterreichisches Landesmuseum