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Ars Electronica 2002
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Festival 1979-2007
 

 

Iconic Panopticon


'Sharif Waked Sharif Waked

Sharif Wakeds Installation Iconic Panopticon zeigt eine Gruppe identischer Strukturen, bestehend aus zwei Meter hohen, rechteckigen Säulen. Ähnlich Burkas – der traditionellen Kleidung afghanischer Frauen – sind sie mit schwarzem Tuch verhüllt. In Augenhöhe sind rechteckige Ausnehmungen für die Monitore vorgesehen.

Die Monitore zeigen ein Endlosvideo, eine Modeschau der akzeptierten Art: Sie ist elegant und glamourös, löst sich aber an dem Punkt, an dem die Models das Ende des Catwalks erreichen, in Selbstverzerrung auf. So persifliert die Videoshow die „Vorstellung“, zu der die Palästinenser an den Checkpoints gezwungen werden. Waked entblößt und verwandelt die Stereotype von Ost und West und zeigt in seinen Bildern die zugrundeliegenden Machtverhältnisse. Er spielt mit der Bedecktheit von Körperteilen, indem er sie der Nacktheit des Ausgesetztseins preisgibt. Der isolierte Körper einer Frau beinhaltet und symbolisiert die Absonderung, die Verhaltensbeschränkungen und die Machtlosigkeit eines ganzen Volks. Waked spielt auch auf die Symbole von Schleier, Tschador und Burka an und greift in den Diskurs über die Betrachtung der Frauen in der Gesellschaft ein, ihre Degradierung zu Objekten, die bestimmend ist für das Verhältnis von Macht und Betrachtung. In der Modeschau, die über die Bildschirme flimmert, wird dieser männliche Blick abgelenkt. Dieser Blick, der den Frauen nur einen komplementären Exhibitionismus und eine narzisstische Faszination für das eigenes Spiegelbild gestattet, ist hier komplexer, mehrdeutiger. Er reflektiert ein Bild, das Verwirrung stiftet, er dekodiert ein Stereotyp und verwandelt es in eine politische Begegnung. Die Dichotomie zwischen dem, was gesehen wird, und dem, was dargestellt wird, weist auf einen Widerspruch in den Wertesystemen hin, der auf keinen bestimmten Ort beschränkt ist, sondern allgemein gilt. Wakeds Werk kann als Strategie des Zurückstarrens beschrieben werden. Er sprengt den Rahmen der Modeschau und reichert das Stereotyp des Angestarrt Werdens um eine neue, unheimliche Dimension an.

Waked stellt das Ausgesetztsein dar, ein Ausgesetztsein, das er in eine Metapher der politischen Ausbeutung übersetzt. Die Installation kann in einem breiteren Kontext der Performance betrachtet werden, die von surrealistischen und futuristischen Künstlern in der Vergangenheit für subversive Zwecke eingesetzt wurde. Wie sie nimmt Waked Anleihen beim Kabarett, die bei ihm zu einer politischen Manifestation werden.

Diese merkwürdigen turmartigen Gebilde drängen eine zusätzliche Association auf, und zwar mit Jeremy Bentham’s Panopticon. Michel Foucault beschreibt dieses Panopticon als eine ringförmiges Gebäude. Seinen Mittelpunkt bildet ein Turm, dessen Aussenseite durch grosse Fenster durchbohrt, auf einen Ring von Zellen blickt. Diese Zellen wiederum, haben Fenster die auf dem Turm gerichtet sind. Der Turmwärter, Beschauer, überblickt die lichtdurchfluteten Zellen, und hat so eine ideale Möglichkeit die Insassen unter Kontrolle zu halten. Auf diese Weise wird eine neue Art von Betrachten, Anschauen demonstriert.Es veranschaulicht ein System, das sich auf die Ausübung von Macht konzentriert. Foucault argumentierte dass dieser beobachtende Blick von den Betroffenen verinnerlicht werden würde. Genau hier setzt Waked seine Rebellion ein, seine Weigerung diesem Blick stattzugeben wird zu eine Überlebensstrategie – nicht nur für die Betrachtenden, sondern letzten Endes auch für die Betrachter.

(Henie Westbrook)

Aus dem Englischen von Annemarie Pumpernig


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