Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM)
'Marie-Luise Angerer
Marie-Luise Angerer
Weder Akademie noch Filmhochschule, weder Zentrum für Künstlerförderung noch Designcenter – und auch keine wissenschaftliche Fakultät: Dennoch oder gerade vielleicht deshalb ist die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) mehr und mehr sowohl auf Festivals für junges Kino als auch an der amerikanischen Westküste oder in Venedig präsent. Vielleicht gerade deshalb finden sich ihre Arbeiten in Galerien, Museen und Ausstellungen. Die KHM ist Anziehungspunkt für Forscher und Experimentatoren aus Geistes- und Naturwissenschaften, ein Laboratorium, in dem sich Künstler und Techniker, Chemiker und Autoren, Musiker und Neurobiologen begegnen.
Sie hat nicht einmal einen gut klingenden Namen und ist doch in der internationalen Szene ein Begriff. Obwohl die Geschichte der Kunsthochschule für Medien Köln noch jung ist, umfasst sie bereits ein Zeitalter. Denn Zeitalter in den Medien vergehen schnell, sie dauern etwa eine halbe Generation, beispielsweise von der Postmoderne bis zur Ausrufung des Post-Humanen und Post-Digitalen.
Vor 15 Jahren war immer wieder die Rede vom „Elektronischen Bauhaus“, wenn Museen, Forschungseinrichtungen und Fakultäten gegründet wurden, die sich mit der Produktion audiovisueller Medien beschäftigen sollten. Kurioserweise hat diese Formel im Fall der Kölner Neugründung, die 1990 ihren Studienbetrieb aufnahm, damals weniger gestimmt, als sie es heute tut, wo sie kaum noch jemand verwendet. Denn eine ästhetische oder stilbildende Programmatik, wie sie dem originären Bauhaus noch unterstellt werden darf, war es offenkundig nicht, die angewandte und freie, laute und leise Künste zusammenbringen sollte.
Leitend war vielmehr ein Amalgam aus Industrie- und Bildungsinteressen, lokalem und regionalem Ehrgeiz, ein Amalgam, das auf jeden Fall fester gegossen war als der bunte Haufen von Filmemachern und Fernsehleuten, Designern und Künstlern, Wissenschaftlern und Organisationsexperten, der sich aufgefordert sah, auf ein gemeinsames Ziel zu schwören. Schon in den Anfängen schien das allen eine arge Zumutung, und seit über einer Dekade ist dieses Konzept einer Verbindung des Divergenten zum Teil hohem Druck (von außen & innen) ausgesetzt. Vielleicht – wenn diese Koketterie erlaubt ist – liegt gerade darin das Geheimnis des Erfolgs: in der Spannung des Experiments, in Überfülle und gelegentlicher Überforderung, in einem prekären Gleichgewicht der Kräfte oder auch in der ganz besonders bei den Studierenden heranreifenden Fähigkeit, vielschichtig zu denken, variable Techniken zu erproben, Komplexität und Widerspruch zu ertragen.
Die Beiträge der Kunsthochschule für Medien Köln zum Sonderprogramm der Ars Electronica 2002, bestehend aus Ausstellung, Film-, Video- und Diskussionsreihe, können deshalb vielleicht auch Anstöße für eine Reflektion über die zu Ende gegangene Periode der Neuen Medien geben. Eine kleine, vitale Institution als Modell nicht nur für Studium und Praxis der audiovisuellen Medien, sondern auch als pars pro toto von Medienpolitik; zwei parallele Geschichten.
KHM at Ars Electronica 2002
Alberto de Campo (A) and Jörg Lindenmaier (D), sound performance
Maximilian Erbacher (D), Monospace (photographic work)
Jaanis Garancs (Estonia), MultiCultureMolecular Humans. Society as MultiCultureMolecular Virus Epidemy (interactive installation)
Dagmar Keller (D) and Martin Wittwer (CH), Say hello to peace and tranquility (video installation)
Anja Kempe (D), Politische Unordnung (video)
Anja Kempe (D), Laser Raum (interactive installation)
Yun-Chul Kim (Korea), diagnose%prognose (video)
Viola Klein (D), www.ilovesteilacoom.com (Internet work)
Thom Kubli (CH) and Sven Mann (D), deterritoriale Schlingen (sound performance)
Ko Kubota (Japan), Ein schwingender Raum (sound installation)
Ko Kubota (Japan), ohne Titel (photographic work)
Anke Limprecht (D), Ohne Handy und viel Archiv (video)
Agnes Meyer-Brandis, Das Korallenriff (multimedia installation)
Aurelia Mihai (Romania), Power Game (interactive installation)
Heike Mutter (D), Wenn der Hase mit dem Igel (photographic work)
Naujokaite Neringa (Latvia), Name einfügen (video installation)
Tilman Peschel (D), Verdacht auf (photographic works)
Matthias Neuenhofer, ki (video installation)
Susanna Schönberg (I), nogame (video installation)
Susanna Schönberg (I), Pascal Fendrich (D), Ruben Malchow (D), Martin Seck, Speisung (video installation)
Till Steinmetz (D), Gegen alle illegalen Inhalte (video)
Cathrin Vahl (D), Pausenplattform (video work)
Olaf Vahl (D), Verstärker (game console sculpture)
Olaf Vahl (D), swingUp Games (interactive installation)
Olaf Vahl (D), paintOn Games (computer game)
Sandra Vasquez de la Horra (Chile), Hemispherios (video)
Jochen Viehoff (D), Boxsack (experimental interface)
Film program in Moviemento put together by Prof. Andreas Gruber Video series compiled by Prof. Marcel Odenbach Workshop on the subject of “Coding in Art Teaching” Concept: Dr. Stefan Römer Staff responsible for the program in conjunction with Ars Electronica: Ursula Damm, Bernd Voss, Dr. Jochen Viehoff Chief administrator: Prof. Dr. Marie-Luise Angerer
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