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Ars Electronica 2002
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onScreen
Ars Electronica Gallery for Digital Video Art & Design

'Joachim Smetschka Joachim Smetschka

Die enormen Möglichkeiten der Bildgenerierung unter Einsatz immer perfekterer Technologien bescheren uns seit Jahren ungeahnte Fantasiewelten in Filmen und Videos. George Lucas und seine Kollegen halten sich in ihren Studios ganze Heerscharen von Digital Artists, die selbst die schlechtesten Ideen und Drehbücher zu Blockbustern hochanimieren. Noch sind, trotz Final Fantasy und Episode III, die Höhepunkte nicht erreicht, und dennoch ist es an der Zeit, die Frage zu stellen:
Wie fing das alles an und war damals nicht alles noch viel besser?

Die Antwort von onScreen lautet: Keine Ahnung, aber mal probieren, wie sich die einfachen Mittel von damals mit den Technologien von heute kombinieren lassen.

Der Schwerpunkt des dritten Updates von onScreen liegt in der digitalen Umsetzung von Einzelbildanimationen, die digital oder auf klassischem Filmmaterial aufgenommen sind und am Computer zu kurzen DigitalVideos gerechnet werden. Die sehr alte Technik der Erstellung von Bewegtbildern erlebt durch die digitale Verarbeitung eine interessante Renaissance. Die Arbeiten von Thomas Maier und Ernst Spiessberger beruhen auf dem Ursprungsprinzip des Films, der in den Experimenten seiner Frühphase im 19. Jahrhundert mangels notwendiger Technik zur Aufnahme von Bildserien vorerst mit herkömmlichen Fotoapparaten Bild für Bild aufgenommen wurde, um dann mit abenteuerlichen Geräten sequenziell abgespielt zu werden und dem Publikum das damals einzigartige Seherlebnis von konservierten Bewegungen zu bieten. Bei Thomas Maier sind es die Aufnahmegeräte, die besonders abenteuerlich erscheinen. Mit Hilfe von Dutzenden gewöhnlicher Wegwerfkameras realisiert er faszinierende Bildwelten, die an HighBudget-SpecialEffects à la Matrix erinnern. Zeitgleich fotografiert er Bewegungen von Objekten oder Personen aus verschiedenen Bildwinkeln und lässt so für den Betrachter die Zeit für einen Moment einfrieren, während die Kamera sich scheinbar weiterbewegt.

Ernst Spiessberger verarbeitet in einer klassischen Trickfilmanimation den Inhalt eines Kühlschrankes zu aufregenden Landschaften und Miniaturabenteuern. Digital fotografiert, werden die in der Kälte konservierten Nahrungsmittel am Computer zu phantastischem Leben erweckt.

Die Fusion einer Waschmaschine mit einem Bürobildschirm bildet die Grundlage für den Raumsichtapparat von David Moises. Ein rotierendes LC-Display generiert räumliche Bilder, die durch den Nachbildeffekt des menschlichen Auges wahrgenommen werden. Dieses Prinzip nutzte bereits 1884 der deutsche Erfinder Paul Nipkow mit der Nipkow-Scheibe, ein sehr wesentlicher Vorläufer der späteren Fernseh- und Videotechnologie. Der Raumsichtapparat bringt bewegte zweidimensionale Bilder in eine Rotationsbewegung um die eigene Achse und erzeugt so auf erstaunlich einfache Weise die Illusion der dritten Dimension.

David Moises
Spatial Viewing Device
Das Prinzip des Raumsichtapparates ist die Generierung von Phantomkörpern mittels rotierendem LC-Display, unter Berücksichtigung des Nachbildeffektes des Auges.

Thomas Maier
Timestop 02
Aus Teilen von gebrauchten Wegwerfkameras wurde eine Spezialkamera zur Erstellung von 80 und mehr Fotos aus verschiedener Perspektive gleichzeitig gebaut. Zum Schnitt des Videos werden die Bilder eingescannt und am Computer zu einem Video aneinandergefügt. Die fotografiert-gefilmten Szenen nehmen schwerpunktmäßig Bezug auf Bewegungsunschärfe, Langzeitbelichtungen und flüchtige Phänomene, zum Teil mit zusätzlicher Belichtung durch Blitz und Stroboskop.

Ernst Spiessberger
The Everyday Strangeness—Animation in the Refrigerator
Eine ungewöhnliche Variante des klassischen Animationsfilms: Profane Nahrungsmittel mutieren zu animalischen Lebewesen und verwandeln den Kühlschrank in eine bizarre Abenteuerwelt.