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Das Internet in Afrika
Ein Lagebericht per Mai 2002

'Michael Jensen Michael Jensen

In Afrika, wo die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im Vergleich zu anderen Regionen der Welt noch in den Kinderschuhen steckt, ist die „Digitale Kluft“ am stärksten ausgeprägt. Anfang 2002 hatte von 770 Millionen Menschen in Afrika im Durchschnitt nur

  • jeder 5. ein Radio (160 Mio Menschen),

  • jeder 13. ein Fernsehgerät (50 Mio),

  • jeder 33. ein GSM-Mobiltelefon (23 Mio),

  • jeder 39. einen Festnetzanschluss (20 Mio),

  • jeder 130. einen PC (5,9 Mio),

  • jeder 150. Zugang zum Internet (5,5 Mio),

  • jeder 400. Pay-TV (2 Mio).
Die Kluft zwischen Stadt und Land ist sogar noch tiefer. Zwar verzeichnen die Städte die höchste Zahl an IKT-Benutzern, doch lebt die Mehrheit der Afrikaner weit verstreut in kleinen ländlichen Gemeinden. Oft konzentrieren sich mehr als 75 Prozent der Telefonleitungen eines Landes in der Hauptstadt, während der ländliche Raum kaum erschlossen ist. Diese Tatsache sowie eine unregelmäßige oder inexistente Stromversorgung gehören zum Alltag und erschweren insbesondere außerhalb der wichtigsten Städte die Verwendung von IK-Technologien. Außerdem gelten Computer und Mobiltelefone, die übrigens fast ausschließlich importiert werden, steuertechnisch meist als Luxusartikel, was sie kostspielig und somit für die breite Masse noch unerschwinglicher macht.

Doch diese relativ entmutigenden Zahlen spiegeln nicht die ganze Wirklichkeit wider. Während der letzten beiden Jahre hat sich die IKT-Landschaft dramatisch verändert. Die oben genannten Durchschnittswerte sind auf Grund der enormen Vielfalt des afrikanischen Kontinents nicht geeignet, die bedeutenden Entwicklungen in allen Nischen abzubilden. Noch vor fünf Jahren gab es nur in einer Hand voll von Ländern lokalen Internetzugang; heute ist das zumindest in jeder Hauptstadt möglich. Im selben Zeitraum wurden in ganz Afrika 23 Millionen Mobiltelefone in Betrieb genommen – das ist mehr als die Anzahl der Festnetzanschlüsse im gesamten letzten Jahrhundert. Hunderte neue lokale und kommunale Radiostationen wurden zugelassen, und auch Satelliten-TV ist inzwischen weit verbreitet.

Das Zusammenspiel von IK-Technologien im Rahmen dessen, was heute als Internet bezeichnet wird, findet nun auch in Afrika immer mehr Beachtung. Regierungen und internationale Entwicklungsinitiativen wie NEPAD (New Partnership for Africa’s Development), die von den G8-Staaten initiierte DOT.Force und die ICT Task Force der UNO sehen es inzwischen als vorrangige Priorität an, breiteren Bevölkerungsschichten den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Dieser Lagebericht soll die Fortschritte des Internet in Afrika näher beleuchten.

Als das Internet 1995 in der entwickelten Welt „kommerziell“ wurde und damit seinen Siegeszug als Allzweck-Tool für die breite Öffentlichkeit und die Geschäftswelt antrat, waren nur die Wissenschafts- und Forschungsbereiche in Ägypten, Südafrika und Tunesien voll vernetzt. Angesichts ihrer finanziellen Mittel hatten es diese Sektoren nicht nötig, alternative Finanzierungsquellen zu erschließen. Im restlichen Afrika hingegen waren die Universitäten die Ersten, die sich zur Abdeckung der Zugangskosten das kommerzielle Potenzial des Internet zu Nutze machten.

Analog zur Situation in Nordamerika und Europa hatte das Internet bis 1996 auch in Afrika das Interesse der öffentlichen Telekombetreiber (Public Telecom Operators, PTOs) geweckt. Sonatel, der senegalesische Betreiber, bot als Erster afrikaweit Internetdienste an, die er im Großhandel zum Weiterverkauf anbot. Ab der zweiten Hälfte der neunziger Jahre konnte das Internet in Afrika immer besser Fuß fassen. 1998 gab es bereits in 42 Landeshauptstädten Internetzugänge; als letztes afrikanisches Land richtete Eritrea im Jahr 2000 mithilfe der von USAID unterstützten Leland-Initiative öffentlich zugängliche Internetdienste ein.

Im selben Zeitraum wuchs weltweit das Bewusstsein dafür, wie wichtig der Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien für die Entwicklungsländer ist. Bei einem G7-Treffen in Brüssel im Jahr 1995 wurde diese Thematik durch die Rede des damaligen südafrikanischen Vizepräsidenten Thabo Mbeki erstmals einem breiteren Publikum nahe gebracht. Mbeki stellte fest, dass es keine „globale Informationsgesellschaft“ geben könne, solange die halbe Menschheit noch nie mit einem Mobiltelefon telefoniert habe, und lud die entwickelten Länder im Namen seines Landes zu einer Konferenz zum Thema „Information Society and Development“ (ISAD) ein. Auch Präsident Nelson Mandela vertrat bei der ITU-Telecom-Konferenz in Genf im selben Jahr diese Ansicht. Die Bemühungen waren erfolgreich, und 1996 konnte die ISAD-Konferenz in Johannesburg abgehalten werden. Sie bot eine erste Plattform zur Auseinandersetzung mit jenen Themen, die heute unter dem Schlagwort „Digitale Kluft“ zusammengefasst werden.

Parallel zu den Aktivitäten auf politischer Ebene formierte sich mit Unterstützung der UN-Wirtschaftskommission für Afrika UNECA auf Initiative der Konferenz der afrikanischen Minister in Addis Abeba Mitte 1996 die „African Information Society Initiative“ (AISI). Ziel der AISI ist die Entwicklung eines Plans für die nationale Informations- und Kommunikationsinfrastruktur (National Information and Communication Infrastructure, NICI) in jedem afrikanischen Land, wobei dieser Plan die jeweiligen nationalen Entwicklungsprioritäten berücksichtigen soll. Zum Zweck des Erfahrungsaustauschs und zur Förderung der regionalen Entwicklung im IKT-Bereich wurde eine Kooperation der afrikanischen Länder angeregt. Die Diskussion fand weltweit immer größeres Interesse und gipfelte schließlich in den aktuellen Aktivitäten der DOT.Force der G8, der ICT Task Force der UNO und ähnlicher Initiativen, die gemeinsam das Ziel verfolgen, die entwickelten Länder für Projekte zu gewinnen, die den Entwicklungsländern einen besseren Start in die digitale Revolution ermöglichen. Da die meisten der am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) in Afrika liegen, konzentrieren sich diese Initiativen meist auch auf diesen Kontinent. Gleichzeitig haben internationale Sponsoren und Forschungsagenturen erkannt, dass man nun via Internet mit lokalen Partnern kommunizieren kann, und investieren verstärkt in die Schaffung von Internetanbindungen für einzelne Sektoren, wie z. B. für afrikanische Gesundheits-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen. So fördert die Weltbank über ihr Programm „WorldLinks“ die Einrichtung von Internetanschlüssen an Oberstufenschulen, während das von USAID unterstützte Projekt „AfriLink“ der landwirtschaftlichen Forschung Internetzugänge und entsprechenden Schulungen zur Verfügung stellt, und die WHO sowie die US National Library of Medicine haben VSATVerbindungen zur Unterstützung der medizinischen Forschung in Afrika eingerichtet. Außerdem unterstützten vor allem Frankreich und Kanada eine Reihe bedeutender Programme insbesondere in den frankophonen Ländern Afrikas. An den meisten französischsprachigen Universitäten wurden mit Unterstützung der französischen Regierung eine Reihe von Centres SYFED1 eingerichtet, die Zugang zu CD-ROMs, Online-Datenbanken und dem Internet bieten.

In der Folge stieg die Zahl der Internetbenutzer in Afrika relativ rasch an. Anfang 2002 verfügten knapp 1,5 Millionen über einen Einwahlaccount, und die Bandbreite im internationalen Datenverkehr lag bei über 1,5 Gigabyte pro Sekunde. Obwohl der Großteil dieser Aktivitäten sich auf die großen Städte beschränkt, gibt es in vielen Ländern auch in kleineren Städten Einwahlknoten, so genannte „Points of Presence“ (POPs). Rund 280 verschiedene urbane Gebiete auf dem gesamten Kontinent haben ihre eigenen Internet-Server (100 davon allein in Südafrika). Zusätzlich werden in vielen Ländern heute für sämtliche Wählverbindungen ins Internet unabhängig von der tatsächlichen Entfernung lokale Verbindungsgebühren verrechnet.

Die Aussagekraft dieser Zahlen über die tatsächliche Dimension des Internetsektors sinkt ständig, da sich viele Benutzer einen Account teilen bzw. verstärkt firmeneigene und akademische Netze sowie insbesondere Internet-Cafés und Businesszentren nutzen. Diese Tatsache zeigt sich auch im gesamten internationalen Datenverkehr, der seit Mitte 2001 um 70 Prozent angestiegen ist und nun für abgehende Daten bei über 1,4 Gigabyte pro Sekunde liegt (dabei handelt es sich um einen Näherungswert; die durch Satelliten-Downlinks bedingte Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher). Dennoch lassen die Zunahme der internationalen Bandbreite sowie die kürzlich abgeschlossene Installation kostengünstiger Duplex-Satellitensysteme (VSAT) und die Verlegung des neuen Glasfaser-Seekabels entlang der afrikanischen Westküste nach Europa (s. Karte S. 138) sowie das Angebot an VOIP- und mobilen GPRS-Datendiensten erkennen, dass die Erweiterung des afrikanischen Internetsektors in die nächste Runde geht.

Der beträchtliche Anstieg im internationalen Datendurchsatz ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, insbesondere auf den vermehrten Einsatz von Satellitenverbindungen mit niedrigen Bandbreiten zur Verbesserung der bestehenden Internetverbindungen durch die Internetanbieter (Internet Service Providers, ISPs), die größere Nachfrage einer immer versierteren Internetgemeinde nach mehr Bandbreite (u. a. auch für VOIP), die steigende Verwendung öffentlicher Zugangsmöglichkeiten (Internet-Cafés, Businesszentren) sowie auch die günstigen Kosten für zusätzliche Bandbreite durch die Angebote der Satellitenbetreiber und die Installation des Glasfaser-Seekabels an der afrikanischen Westküste.

In Afrika belaufen sich die Kosten eines Einwahl-Accounts auf durchschnittlich 60 USD für 20 Stunden im Monat (einschließlich der Benutzergebühren und lokalen Verbindungsentgelte, jedoch ohne Grundgebühren). Die Account-Gebühren liegen je nach Betreiber zwischen 10 und 80 USD monatlich. Dieser Preisunterschied reflektiert vornehmlich die verschiedenen Entwicklungsniveaus des Markts, die unterschiedlichen Tarifmodelle der Telekom-Betreiber sowie die diversen Regelungen für private Funkdatendienste und für den Zugang zur internationalen Bandbreite. Laut Angaben der OECD lagen die Kosten für 20 Stunden Online-Zeit pro Monat in den USA im Jahr 2000 bei 22 USD (inkl. Telefongebühren), in Europa waren sie etwas höher (33 USD in Deutschland, 39 USD im EU-Durchschnitt). Das Pro-Kopf-Einkommen in den genannten Ländern ist jedoch zehnmal höher als das afrikanische Durchschnittsgehalt, das unter 60 USD pro Monat liegt.

Auf Grund der hohen Kosten für Internetdienste, der langsamen Online-Verbindungen sowie der steigenden Verwendung von E-Mail-Diensten gewinnen besonders kostengünstige E-Mail-Only-Lösungen für Kunden an Attraktivität. Da lokale afrikanische ISPs relativ hohe Preise für elektronische Mailboxen verrechnen, verwenden die meisten afrikanischen E-Mail-Benutzer internationale webbasierte Gratisdienste wie Hotmail, Yahoo oder Excite, die zumeist aus den USA stammen. Diese Dienste sind zwar unter Umständen teurer und umständlicher als Standard-E-Mailsoftware, da sie zusätzliche Online-Zeit benötigen, um die Verbindung zu einer weit entfernten Website aufrecht zu erhalten, doch bieten sie andererseits einen stabileren Empfang als der lokale Internet-Provider, der unter Umständen im nächsten Jahr bereits pleite ist. Zum Leidwesen der ISPs beanspruchen diese Dienste auch Anteile an der ohnehin geringen internationalen Übertragungsbandbreite.

In Nigeria und Senegal, aber auch in den meisten wichtigen städtischen Ballungszentren, steigt das Interesse an Internet-Kiosken, Internet-Cafés und anderen Formen des öffentlichen Internetzugangs besonders rasch an. Weitere Zugangsmöglichkeiten ergeben sich etwa durch die Bereitstellung von PCs in den Telefone Shops auf Gemeindeebene, in Schulen, auf Polizeistationen und in Krankenhäusern. Angesprochen werden hier vor allem die niedrigen Einkommensgruppen, da diese Modelle Kosten und Wartungsarbeiten für technische Ausrüstung und Internetzugang auf eine größere Benutzergruppe aufteilen. Viele Telefone Shops bieten nun sogar in entlegenen Städten Internetdienste an, wo bis zum nächsten Einwahlknoten eine Ferngesprächsverbindung notwendig ist. Zusätzlich stellen immer mehr Hotels und Businesszentren PCs mit Internetzugang zur Verfügung.

Auf Grund der hohen internationalen Tarife und der geringen Leitungskapazitäten ist es in den meisten Ländern nach wie vor schwierig, die notwendige internationale Übertragungsbandbreite zu erhalten, und obwohl sich die Voraussetzungen in den letzten Jahren verbessert haben, herrscht zu Stoßzeiten nach wie vor massiver Stau auf der Datenautobahn.

Die Bandbreite für ankommende Daten ist ungefähr 50 Prozent höher als für abgehende Daten, ist jedoch schwieriger zu überwachen, da sie großteils über Satellitensysteme mit variablen Bit-Raten erfolgt. Satellitenübertragungen werden heutzutage häufig verwendet, um das Bandbreitenproblem der Datenübertragungsdienste afrikanischer ISPs zu umgehen. Eine einfache Satellitenschüssel zum Empfang sowohl häufig abgerufener Web-Daten, die auf lokalen Proxy-Servern zwischengespeichert werden, als auch anderer kodierter Funksignale bietet für ankommende Daten eine Übertragungsbandbreite in 64-Kbps-Blöcken (nach unbestätigten Informationen) um rund 30 bis 1.000 USD pro Monat (je nach Benutzerverhalten), was oft weitaus günstiger als die von lokalen Betreibern zur Verfügung gestellten Dienste kommt. Überall wo es zulässig war, wurden bald Duplex-Satellitendienste über VSAT für Direktverbindungen nach Amerika oder Europa eingerichtet. Eine Reihe kostengünstiger kundenorientierter Duplex-VSAT-Dienste soll in diesem Jahr von Unternehmen wie Afsat Kenya oder der in Irland ansässigen Web-Sat auf den Markt gebracht werden. Man erwartet, dass diese Variante vor allem in ländlichen Gebieten, wo bisher keine anderweitige Telekommunikationsinfrastruktur bestand, begeistert angenommen wird.

Mit der Ausnahme einiger weniger Internet-Provider im südlichen Afrika sind die meisten internationalen Internet-Leitungen Afrikas direkt mit den USA oder Kanada verbunden, einige auch mit Belgien, Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, Italien und Frankreich.

Im südlichen Afrika jedoch profitieren die ISPs in an Südafrika grenzenden Ländern von den niedrigen Tarifen des südafrikanischen Telekombetreibers für internationale Verbindungen in benachbarte Länder. Somit fungiert Südafrika z. B. für seine Nachbarländer Lesotho, Namibia, Simbabwe und Swaziland als Internet-Drehscheibe. Abgesehen davon gibt es nur eine weitere gebietsübergreifende Internetverbindung zwischen Nachbarstaaten, nämlich eine 2-MBps-Verbindung zwischen zwei Telekombetreibern in Gambia und Senegal, die hauptsächlich für VOIP-Dienste genutzt wird. Der Hauptgrund für die geringe Zahl derartiger Verbindungen liegt darin, dass die Telekombetreiber sehr hohe Tarife für internationale Verbindungen verrechnen, was ISPs davon abhält, mehrere internationale Verbindungen einzurichten. Somit sind ISPs gezwungen, ihren gesamte Datenübertragungsverkehr über eine einzelne, hochpreisige internationale Leitung abzuwickeln.

Dies ist mit ein Grund dafür, dass als Hosts für häufig frequentierte afrikanische Websites oft Server in Europa oder den USA fungieren. Dies gilt besonders für die vielen Länder, deren Internet-Provider eigene, unabhängige internationale Verbindungen ohne Anschluss zu lokalen Providern (Peering) unterhalten, wie z. B. Tansania oder Nigeria. In solchen Fällen erfolgt die Datenübertragung zwischen Kunden zweier ISPs in derselben Stadt über die USA oder Europa. Es ist daher effizienter, Websites außerhalb des eigenen Landes zu hosten, vor allem da die lokalen Hosting-Kosten dafür sehr hoch sein können, während es in den USA und in Europa gratis Hosting-Sites sowie andere, von Entwicklungsagenturen unterstützte Möglichkeiten gibt.

Generell ist der afrikanische Webspace weiterhin im Wachstum begriffen. Nahezu jedes afrikanische Land verfügt heute über lokale bzw. internationale Webserver, über die es auf offizieller oder inoffizieller Ebene mehr oder weniger umfassend im Internet vertreten ist. Obwohl z. B. die Regierungen von Ägypten, Angola, Gabun, Lesotho, Marokko, Mauritius, Mozambique, Sambia, Senegal, Südafrika, Togo und Tunesien über beachtenswerte offizielle Websites verfügen, wird das Internet von offiziellen Stellen bisher kaum für administrative Zwecke genutzt. In einigen Sektoren ist die Internetpräsenz höher als in anderen, insbesondere dort, wo Fremdenverkehr und Auslandsinvestitionen eine Rolle spielen; diese Websites sind oft auch professioneller gestaltet und zielen auf eine internationale Marktpräsenz ab.

Die afrikanischen Nachrichtenmedien sind heute relativ gut im Internet vertreten. Schon 1999 waren laut einer Studie der Fakultät für Afrikanistik der amerikanischen Columbia University mehr als 120 verschiedene afrikanische Zeitungen und Nachrichtenmagazine im Internet präsent, von denen über 60 Prozent vom afrikanischen Subkontinent und dort wiederum aus rund der Hälfte der Länder (23) stammten. Auch hier sind jene Länder am stärksten vertreten, deren Volkswirtschaften und Internet-Sektoren am weitesten entwickelt sind: Ägypten, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Senegal, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Tansania. Hervorzuheben sind auch die Bemühungen seitens des Internet-Providers AfricaOnline, lokale Inhalte zu entwickeln und Tageszeitungen zu hosten. AfricaOnline hat Niederlassungen in acht Ländern.

Französischsprachige Länder haben generell ein höheres Web-Profil und bessere institutionelle Anbindungsmöglichkeiten als nicht französischsprachige Länder. Dies ist in erster Linie auf die tatkräftige Unterstützung seitens verschiedener frankophoner Hilfsagenturen sowie der kanadischen und französischen Regierung zurückzuführen, die der Dominanz des Englischen im Internet entgegenwirken wollen. Die Banque internationale d’information sur les états francophones (BIEF) der Agence de coopération culturelle et technique (ACCT) sowie die Centres SYFED von AUPELF-UREF/REFER2, die sowohl Websites mit lokalen Informationen als auch Internetzugänge einrichten, zählen zu den führenden Anbietern im Bereich der Entwicklung von Web-Inhalten. Es wird erwartet, dass in den nächsten Jahren sowohl seitens der internationalen Gemeinschaft als auch der nationalen Regierungen umfassende Ressourcen zur Schaffung von Internetzugängen in Afrika mobilisiert werden. Die regionale Zusammenarbeit innerhalb Afrikas wird insbesondere durch die NEPAD-Initiative gefördert, sowie auf institutioneller Ebene durch Initiativen wie das Projekt African Connection der African Telecommunication Union, das von der Development Bank of Southern Africa gehostet wird, und das kürzlich eingerichtete African Telecommunication Regulators Network (ATRN). Nachdem in den letzten zwei, drei Jahren eine Vielzahl an internationalen Initiativen zum Aufbau von Telekommunikationsstrukturen ins Auge gefasst wurden, sind hinsichtlich der Telekommunikationsverbindungen Afrikas zum Rest der Welt ebenfalls substanzielle Änderungen zu erwarten. Abgesehen von auf den afrikanischen Markt zugeschnittenen Projekten wie die Verlegung der Glasfaser-Seekabel, die bald die meisten Küstenländer Afrikas miteinander verbinden werden, werden Teile Afrikas in Zukunft auch durch eine Reihe von Satellitenprojekte versorgt werden, die für die größeren Märkte in Europa und im Nahen Osten konzipiert wurden.

Während diese Entwicklungen hoffentlich dazu beitragen, die hohen Bandbreitenkosten in Afrika zu senken, bleibt die Frage der Last-Mile-Verbindung sowie der hohen Gerätekosten für den Zugang nach wie vor brisant. Die Verlegung von Kupferkabeln wird nach und nach aufgegeben, da diese sehr diebstahlanfällig und im Einsatz viel arbeitsintensiver als kabellose Verbindungen sind. Organisationen in ganz Afrika setzen außerdem vermehrt die neueste Generation an Spreizband-Funknetzwerkgeräten (WiFi/802.11) zur Senkung der lokalen Anbindungskosten und Erweiterung der vorhandenen Bandbreite ein. Mit Kosten von weniger als 250 USD für einen drahtlosen Einwahlknoten (oder einen alten 486er mit einer WiFi-Karte zum Preis von 60 USD) ist diese Technologie heute für kleine Unternehmen, Organisationen oder auch Einzelpersonen in Afrika durchaus erschwinglich geworden. Aus diesem Grund wird es in den Städten vieler Länder wohl bald kostengünstige mobile Hochgeschwindigkeitsnetze geben, bei denen die Kosten für die Internet-Bandbreite gemeinsam getragen werden und die von der vorhandenen Telekominfrastruktur unabhängig sind.

Eine wesentlich größere Hürde für den weiteren Ausbau des Internetzugangs in Afrika besteht in den hohen Kosten für die Anschaffung von PCs und der notwendigen Software, was auch die Zahl der Raubkopien in die Höhe treibt. Agenturen wie Computer Aid und die World Computer Exchange forcieren daher das Recycling gebrauchter PCs. Darüber hinaus haben afrikanische Institutionen vor allem in den frankophonen Ländern damit begonnen, einigen dieser Probleme durch die intensive Nutzung von Gratis- und Open-Source-Anwendungen und -betriebssystemen wie StarOffice und Linux zu begegnen. Die weltweit wachsende Popularität von Open-Source-Software ist ein ermutigender Aspekt für den Einsatz kostengünstiger Software-Optionen in Afrika. Dennoch wird die Wirkung vieler dieser Bemühungen hauptsächlich von der Verbesserung der für die Internetnutzung notwendigen Telekominfrastruktur abhängen. Die Liberalisierung des Telekommunikationssektors sowie die Einführung des freien Wettbewerbs gelten als Schlüsselfaktoren dafür, die Preise für Internetanschlüsse zu senken und die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern. Obwohl einige Länder begonnen haben, ihre Märkte zu öffnen, herrscht generell die Ansicht, dass diesbezüglich noch großer Handlungsbedarf besteht.

Es gibt zwar eine Vielzahl an Initiativen zur Restrukturierung der nationalen Telekombetreiber sowie zum Aufbau verbesserter nationaler und internationaler Infrastrukturen, doch vielen fehlt ein kohärenter Ansatz, der auf einem klaren Verständnis der Dynamik und Schnelllebigkeit der Kommunikationstechnologie beruht. Die Modelle zur Bereitstellung von IKT-Infrastruktur in Afrika werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach maßgeblich von denen unterscheiden, die in den entwickelten Ländern verwendet werden, da sie das generell niedrige Einkommensniveau, die eingeschränkte formale Geschäftstätigkeit und die weitaus größere Bedeutung der ländlichen Bevölkerung berücksichtigen müssen. Berücksichtigt man das niedrige Einkommen, so sind hier innovative Modelle gefragt, die auf gemeinsamer Nutzung der Infrastruktur, Zugang in öffentlichen Einrichtungen und Intermediären zur Interaktion mit einem Publikum basieren, das möglicherweise nicht schreiben und lesen, geschweige denn einen Computer bedienen kann.

Aus dem Englischen von Susanne Steinacher

Countries with only one public access full service ISP:
1. Burkina Faso
2. Central African Republic
3. Congo
4. Djibouti
5. Ethiopia
6. Mauritius
7. Niger

Countries with local dialup Internet access nationwide:
1. Burkina Faso
2. Benin
3. Cape Verde
4. Ethiopia
5. Gabon
6. Malawi
7. Mali
8. Mauritius
9. Mauritania
10. Morocco
11. Namibia
12. Niger
13. Senegal
14. South Africa
15. Chad
16. Togo
17. Tunisia
18. Zimbabwe

Countries with local Internet Exchange (peering) points (IXs):
1. Egypt—Cairo IDSC http://www.idsc.gov.eg
2. Kenya—Nairobi KIXP http://www.kixp.net
3. South Africa—Cape Town (CINX), Johannesburg (JINX) http://www.ispa.org.za / http://www3.frd.ac.za/mrtg/jinx/summary.html

Countries with Advanced Data Services:
1. Botswana—ISDN, Frame Relay
2. Egypt—ISDN, Frame Relay, ATM, DSL
3. Kenya—ISDN, DSL
4. Ghana—Frame Relay
5. Mauritius—ISDN, Frame Relay, DSL, ATM
6. Morocco—ISDN, GPRS, Frame Relay
7. Senegal—ISDN
8. Seychelles—ISDN
9. South Africa—ISDN, GPRS, Frame Relay
10. Tunisia—ISDN
11. Uganda—ISDN, DSL