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Hotel Pompino


'Karel Dudesek Karel Dudesek

VGTV – Ein Reaktor für Neue Medien
Van Gogh TV hat seit 1986 kontinuierlich Visionen präsentiert, wie die Technologie der Massenmedien eingesetzt werden könnte, um den Zuschauer auf künstlerische Weise zu erreichen. Zur Realisierung der Ideen wurden Radio, Fernsehen, interaktives Fernsehen, Online-Multi-User-Systeme und spezielle Multimediatechniken eingesetzt.

VGTV schuf bedeutende interaktive Kommunikationsprojekte für das Fernsehen und später auch für das Internet. Seit 1986 ist VGTV ein flexibles, sich je nach Bedarf verkleinerndes und erweiterndes Kollektiv, eine internationale Vereinigung von Künstlern, Technikern und Programmierern, die im Spannungsfeld zwischen Hightech-Prototypen und serienmäßigen Standardprodukten arbeitet.
Rückblick: Das Pompino-Projekt von VGTV aus dem Jahr 1990 war ein Cocktail aus Blut, Sperma, Schweiß und Tränen der wirklichen Welt und den „01 – Ein-/ Ausschaltern“ der virtuellen Welt, eine personalisierte, privatisierte und emotionalisierte Komposition über und rund um das Fernsehen. Für die Projektdauer waren alle Teilnehmer 24 Stunden rund um die Uhr auf „Sendung“, in einer verdichteten Studiosituation, verstärkt durch die Sendezeit. Unberührbar und abstrakt aufgrund seiner Virtualität (mitunter sind sich Techniker und Schauspieler während der Übertragung in den Haaren gelegen und haben vergessen, dass sie bereits auf Sendung waren). Unvereinbar mit dem allgemeinen Verständnis von Fernsehen.
Ende der Achtziger trafen sich VGTV Mike Hentz und Karel Dudesek mit Peter Weibel (damals noch künstlerischer Leiter der Ars Electronica) und besprachen das VGTV-Fernsehprojekt Hotel Pompino, in dem alle Beteiligten während der gesamten Zeit in einer Containercity miteinander leben und arbeiten und permanent von Kameras aufgenommen werden sollten. Das Vorhaben stieß zunächst auf wenig Echo, erst ein nächstes Meeting von VGTV-Mitglied Benjamin Heidersberger mit dem Team der Ars Electronica und dem Indendaten des ORF Oberösterreich, Hannes Leopoldseder, brachte den Durchbruch und ein Vertrag zwischen VGTV, ORF, SRG, ZDF und 3sat wurde abgeschlossen.

Benjamin Heidersberger war zuständig für alle technischen Innovationen, die das Projekt Pompino und später die Piazza Virtuale ausmachten. Er war der einzige, der parallel zu den künstlerischen Ideen den technischen Kontext denken und beherrschen konnte oder zumindest so tat, als ob alles klar wäre. Mit diesem Vertragsabschluss betraten VGTV tele-VISIONÄRES Neuland, keiner wusste, wie die Unternehmung eigentlich ausgehen wird und ob das Angedachte auch machbar ist. Hier Respekt dem Intendanten Leopoldseder, der die Courage besaß, sich auf dieses waghalsige Unternehmen einzulassen. Heute wäre so ein Vorgang undenkbar im privaten sowie in öffentlichen TV.

Es war die erste Virtual-Reality-Serie der TV-Geschichte mit interaktiven TV-Features, ein in jeder Hinsicht interaktives Cyber-TV – und das bereits vor 15 Jahren.
Es war eine permanente Show mit einem fließenden Übergang vor und nach der Sendezeit. Hotel Pompino lief fast 24 Stunden, 5 Tage hindurch live, wobei zwischen realen und virtuellen Bühnen gewechselt wurde. Es war zugänglich für die Öffentlichkeit, die einen Blick hinter die Kulissen des Vorläufers und Gegenstücks von Big Brother werfen konnte. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass uns die Idee gestohlen wurde und in ein viel schlechteres kommerzielles Format verwandelt wurde. Endemol ist ein hässliches, verachtenswertes Unternehmen, das im Grunde genommen vor Gericht gebracht und wegen eines Verbrechens gegen die Menschheit angeklagt werden sollte.
Hotel Pompino war ein TV-Format basierend auf der Idee, dass die Kandidaten und die Macher als Gäste ein reales, aber auch virtuelles Hotel bewohnen und in verschiedene Situationen und Aufgaben verwickelt werden, die von den Pompinos, den Hotelangestellten, oder von Zuschauern ausgedacht worden sind. Die Pompinos konnten den Kandidaten helfen oder aber auch in die Irre führen. Eine Jury vergab Punkte für die gelösten Aufgaben.

Der Hauptgewinn bestand im Gewinn von Sendezeit: Der Gewinner konnte mit dieser Sendezeit machen, was er wollte.
Es wurde lange vor den kommerziellen Reality-Formaten erfunden. Im Unterschied zu diesen war Pompino live und real, verrückt und poetisch, intelligent, dumm und kritisch zugleich, es konfrontierte und attackierte die Gesellschaft und war gleichzeitig ein selbstreflexiver lebendiger Organismus. Pompino hat das Publikum nie betrogen, ihm nie vorgespiegelt „wir lieben dich“ und wurde dafür geliebt und gehasst
... Es war eine Alternative zum täglichen Unterhaltungs- und Informationsstumpfsinn.
In mehreren Vorlaufprojekten in Amsterdam und im Hamburger Kabelnetz wurden die ersten Pilotsendungen für Linz getestet. In einer großen Bluebox wurde die Interaktion mit den virtuellen Sets ausprobiert und optimiert.

In Linz war die ursprüngliche Idee, Hotel Pompino in einer Containercity unterzubringen, von Seiten der Veranstalter aus Kostengründen nicht durchführbar, als Ersatz wurde das in Bau befindliche O.K – Offene Kulturhaus – als Sende- und Produktionsort gewählt. Eine Gruppe von ca. 90 Personen traf sich in Linz, um bei der ersten Reality-TV-Show mitzuwirken. Im Turnsaal des O.K wurde die gesamte technische Infrastruktur aufgebaut: Regietisch, Bluebox als Virtual Stage, und die Bühne bestehend aus verschiedenen Kulissen (surreale Hotelzimmerausstattungen) als Reality Stage:

Hotel Pompino war als Fernsehformat eine weltweite Neuigkeit, vier unabhängige Bildschirmebenen mit individuell skalierbaren Fenstern, 100% Livesendung, virtuelle Set Technologie, steuerbar aus der Bluebox durch Kameratracking, die die entsprechenden digitalen Räume einspielte.

Innovationen lassen sich nur durch konsequente Verweigerung der etablierten Produktionsformen erreichen, durch Ignorieren des technischen Sauberkeitswahns im kommerziellen Broadcasting und durch Projekte, wo zwar einige erahnen was dabei rauskommen könnte, aber die meisten Beteiligten nicht wissen, um was es eigentlich geht.

Jeder Sturzflug des dislogierten Zuschauers in das kollektive Telenichts war ein Beitrag zur individuellen Reinigung, begleitet von Orientierungsrufen „Hallo, hallo ist da jemand?“. Ein Reigen an Ambivalenz, was gut war, konnte gleichzeitig schlecht sein, und was als schlecht erkannt wurde war für andere wieder gut.
Not only 15 years ago Hotel PoMpIno also 25 years ago Ars EleKtroniKa – Its also 50 yEars of two Pompinos and one 47 years CTO (1) old Pompino. Der SozusAgen 4te virtueLle Van Pompino muss sich noch rehAbiliTieren um in den PompinO Himmel zu kommen nach dem er seine Korruptionssandalen angezogen hat (gibt es ein Reha-Bilitationsprogramm ja nEiN vielleicht?) JA,aber vergiss Mir die PompInos Nicht, aha die Pompinos konnten die Kandidaten Auch belügen, also waR das ja EigentLich legitim oder, was meinst du?
Aus dem Englischen von Martina Bauer

(1)
Chief Technology Officer (Anmerkung der Übersetzerin) zurück