Die große Partitur
'Seppo Gründler
Seppo Gründler
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'Elisabeth Schimana
Elisabeth Schimana
Die Aufführung der Großen Partitur ist der vierte Teil eines auf fünf Jahre und acht Konzerte ausgelegten Projekts. In sieben Städten wird am Material der Großen Partitur gearbeitet. Das am jeweiligen Ort erzeugte Material wird unter Verwendung der Grundstruktur in einem einstündigen Konzert präsentiert. Alle Materialien ergeben in der siebenten Aufführung ein siebenstündiges Werk. Zusätzlich wird die Partitur der Grundstruktur an KünstlerInnen vor Ort als Konzept zur eigenen Interpretation hinterlassen. Diese Interpretationen führen in der achten Aufführung zu einem Netzkonzert an realen Orten und im virtuellen Raum.
Die Partitur liegt nicht vor, sondern wird auf die Bühne, auf die PerformerInnen projiziert. Die Videoprojektion ist gleichzeitig Bühnenlicht und Partitur. An den Veränderungen wird die zeitliche Struktur erkennbar.
Von jedem Konzert erscheint eine 21-minütige CD, ein Kondensat der Aufführungen. Die CDs sind ausschließlich im Abonnement in einer Sammelmappe erhältlich. So bleibt während der gesamten Projektdauer eine Verbindung zum Publikum erhalten.Die Große Partitur grundstruktur:gründler / schimana >> materialerzeugung1 >> gefrierung2 >> regelung3
rechner >> datenerfassung1 >> analyse2 >> synthese3 Materialerzeugung1 Elisabeth Schimana transformiert ihre Stimme mit analogem und digitialem Instrumentarium. Dieses wird über die Antennen eines Theremins gesteuert. Seppo Gründler verwendet seine Elektrogitarre als Klangerzeuger und Controller, prozessiert seine Klänge mit analogen und digitalen Geräten. Die erzeugten Klänge stehen der jeweils anderen Person als Quellmaterial für die Weiterbearbeitung zur Verfügung, da die Klangerzeuger beider kreuzweise miteinander verbunden sind.
Die wechselseitige Verfügbarkeit des Materials führt zu einer Destabilisation der jeweils eigenen Kontrolle. Klänge, die von der Erzeugerperson selbst schon aus dem Geschehen entfernt wurden, leben im Vis-à-vis weiter, die Verfügungsgewalt über das Material verändert sich von einer diktatorischen, singulären hin zu einer dialogischen, materialbestimmten. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Ästhetik der Aufführungspraktik, dem Live-Kontext, der Bühnensituation.
Datenerfassung1
Parallel zur Materialerzeugung speichert ein Rechner die Audiodaten für die spätere Analyse. Unabhängig davon werden einzelne kurze Schleifen generiert.
Gefrierung2 Kurze Schleifen, die im ersten Teil gewonnen wurden, werden mittels anlogen und digitalen Prozessoreinheiten bearbeitet und zu einer Klangmasse geschichtet.
Analyse2
Aus Audiodaten der Materialerzeugung1 werden die Struktur- und Klangparameter für den nachfolgenden Teil gewonnen.
Regelung3
Die Performer nehmen nur noch subtile Eingriffe in den generierten Klang in Form einer Klangregie vor.
Synthese3
Auf Grund der in der Analyse gewonnenen Datenstruktur synthetisiert der Rechner den vierkanaligen Klangstrom.Exkurs Zu viele Notebookbesitzer (bewusst in der männlichen Form) stellen oder setzten sich auf die Bühne, geben Laptop-Konzerte – eine Unart, die schon am Terminus „Laptop“ bzw. „Powerbook- Konzert“ krankt. Zu jedem Klang ein Bildchen. Und dann noch bewegt und bearbeitet, meist stellt sich die Frage: Wozu? Die Rückbesinnung auf alte Meister der elektronischen Musik hat bereits eingesetzt. Jedoch an einer Struktur- und Theoriebildung sowie einer inhaltlich künstlerischen Auseinandersetzung mangelt es noch immer, die akademischen Institutionen haben sich hauptsächlich auf die Schaffung neuer Soft- und Hardwarelösungen konzentriert. Es ist Zeit für inhaltliche, ästhetische Fragestellungen und für eine kritische Reflexion zur Frage der technischen Überfrachtung, des Aufladens von Kunstprojekten mit Bedeutung allein durch die Anhäufung von Technik. Auch dazu soll das Projekt als Diskussionsgrundlage dienen.
Seppo Gründler: Gitarren, analoges und digitales Instrumentarium Elisabeth Schimana: Stimme, Theremin, analoges und digitales Instrumentarium Elisabeth Kopf: grafisches Design Die große Partitur wird unterstützt von BKA, IEM, SKE, Werkstadt Graz. Dank an die österreichischen Kulturforen Budapest, Moskau und Den Haag.
http://partitur.at
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