Mersea Circles
'Masaki Fujihata
Masaki Fujihata
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'Takeshi Kawashima
Takeshi Kawashima
Das Projekt Mersea Circles schafft anhand von archivierten Videobildern, die einem geografischen Raum zugeordnet werden, eine kollektive Erinnerung.
Im Sommer 2003 fand dazu auf der kleinen Insel Mersea in der Nähe von Colchester, Essex, ein zweitägiger Event statt. Die Insel ist ungefähr eineinhalb Stunden Fahrzeit von London entfernt und berühmt für ihre Austern. Rund 120 Menschen nahmen daran teil und wanderten in Gruppen die Küste entlang. Mit digitalen Videokameras hielten sie all ihre Aktivitäten, Gespräche, Interviews und Bildeindrücke fest, während die Koordinaten mittels GPS aufgezeichnet wurden.
Das Projekt besteht aus zwei Phasen: In der ersten Phase werden die Daten vor Ort gesammelt und in der zweiten die Ergebnisse in einer Galerie ausgestellt.
Nach dem Event wurden die Daten im Studio nachbearbeitet, um daraus einen dreidimensionalen Cyberspace zu kreieren. In diesem virtuellen Raum wird jede Videosequenz gemäß den aufgezeichneten Koordinaten dort angeordnet, wo sie auch in der Wirklichkeit passiert ist. Nähert sich der Betrachter dem Bildschirm, wird eine Videosequenz abgespielt; entsprechend der Position des Betrachters ändert sich auch die Videosequenz.
Das Besondere an dem Projekt Mersea Circles ist die Form der GPS-Linie, die sich der Zeitlinie entlang in die Höhe entwickelt und so die Insel als Spirale abbildet. Je weiter unten die Videoaufzeichnungen positioniert werden, desto weiter liegen sie in der Vergangenheit zurück, und je weiter oben, desto näher reichen sie an die Gegenwart heran. Bis dato sind sieben solcher Zyklen entstanden. Ich hoffe, dass dieses Projekt auch in Zukunft fortgesetzt wird und ähnliche Events zur Datenspeicherung organisiert werden können.
Die Digitaltechnologie gibt uns die Möglichkeit, mit Hilfe von „externen Erinnerungsgeräten“ Aktivitäten in Bild und Ton in Kombination mit anderen Daten digital zu speichern und nachzubearbeiten. Diese in digitaler Form aufgezeichneten Erinnerungen können auf dem Bildschirm betrachtet und als eine Art Anker verwendet werden, damit wir uns an das erinnern, was wir dort erlebt haben. Das Projekt beschäftigt sich mit der herausfordernden Idee, ein bewegtes Filmarchiv zu erstellen, um so kollektive Erinnerung im Cyberspace entstehen zu lassen.
Aus dem Englischen von Michaela Meth
Coast Digital ist die erste Phase des Coast Projects und wurde von Future Physical / Shinkansen und Firstsite for COAST, einer Essex County Council Initiative, in Auftrag gegeben und produziert.
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