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Ars Electronica 2004
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La Pâte à Son


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Vermengen von Klangzutaten zu einer musikalischen Melange
La Pâte à Son, ein Klangspielzeug zur Förderung musikalischer Experimentierfreude, das mit „Melange der Klänge“ übersetzt werden könnte, ermöglicht jedem Einzelnen – Jung oder Alt, Anfänger oder erfahrenem Musiker – ein Komponist zu werden und ungewöhnliche Musik zu schaffen.

Das Konzept ist einfach: Dem Benutzer wird eine perfekt geordnete Reihe musikalischer Noten präsentiert, seien es Tonleitern oder einfache Melodien. Diese Struktur kann aus einer Reihe von Vorgaben gewählt werden, ist aber immer vorbestimmt, nie zufällig oder beiläufig. Einfach gesagt, geht es darum, aus einer endlichen Ordnung Unordnung zu erzeugen. In grafischer Hinsicht ist das herausragende Merkmal und Spielfeld von Pâte à Son ein Schachbrett. In zwei Behältern wird eine unbeschränkte Menge Klangzutaten produziert, die über Pfeifen auf beiden Seiten des Schachbretts ausgegeben werden.

Die Musiknoten strömen in strukturierter und repetitiver Weise heraus, jede Note wird durch eine andere Farbe repräsentiert. Will der Benutzer eingreifen, so zieht er Pfeifen aus dem unten angebrachten Förderband. Je nach Platzierung lenken und bestimmen diese Pfeifen die Richtung der ausströmenden Musik. Mehrere verschiedene Arten von Pfeifen und mechanischen Elementen sind verfügbar.

Es gibt neutrale Transportmittel – einfache Pfeifen, gerade oder gebogene, die die Klangpartikel tragen. Dann gibt es insgesamt elf Instrumente, die auf die stummen Noten einwirken, um ihnen einen expliziten instrumentalen Ausdruck zu verleihen. Ein C bleibt ein C, kann aber mit einer Gitarre, einer Flöte oder einer menschlichen Stimme ausgedrückt werden, je nach Orgelpfeife, durch die es sich bewegt. Schließlich gibt es noch Weichen in der Kreuzoder T-Form, die gleich große Anteile Klangzutaten in unterschiedliche Richtungen verteilen. Diese unprätentiösen und enttäuschend einfachen Elemente sind der Schlüssel zum kompositorischen Prozess von Pâte à Son.

Durch Hinzufügung von Weichen in den Kreislauf wird gewährleistet, dass die Klangpartikel Schleifen ausführen und früher oder später an ihren Ausgangsort zurückkehren. Generiert man Schaltkreise, so werden einfache Melodien komplexer. Zusätzliche Durchgänge durch dieselben Weichen ergeben Überlagerungen und exponentiell komplexere Melodien. Aus der nahezu unendlichen Zahl an möglichen Schaltkreisen resultiert das breite Spektrum und die Mannigfaltigkeit der Musik, die vonPâte à Son generiert wird. Interessant ist ein unerwarteter Nebeneffekt – ein visuell ästhetischer Schaltkreis kreiert auch eine musikalisch ansprechende Komposition. Aus grafischer und kompositorischer Schönheit geht melodische Musik hervor.

Aus dem Englischen von Martina Bauer