transpublic
'Hans Kropshofer
Hans Kropshofer
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'Michael Kurzwelly
Michael Kurzwelly
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'Oliver Schürer
Oliver Schürer
Im Zeichen des weltweiten Wandels „des Transitorischen“ sind gesellschaftliche Umbrüche respektive Stadtentwicklungsprozesse zu Herausforderungen unserer Zeit geworden. Die Symptome und Krisenerscheinungen der „Wachstumsgesellschaft“ treten dabei allerorts immer deutlicher zu Tage und verändern die politischen, sozialen, ökonomischen, aber auch kulturellen Verhältnisse, deren Identitäten sowie das bisherige Verständnis von Stadt-Raum-Strukturen radikal und nachhaltig.
Die Bezeichnung „Brache“, ein Begriff, der im eigentlichen Sinne aus der Landwirtschaft kommt und hier im positiven Sinn eine so genannte Regenerationszone, eine Vorbereitungsphase bezeichnet, taucht dabei auch immer öfter in Bezug zum urbanen Raum auf. Durch die Absiedlung des ehemaligen Frachtenbahnhofs ist in Linz eine innerstädtische „Brache auf Zeit“ entstanden, welche in ihrer Dimension von ca. 200.000 Quadratmetern eines der größten Stadtentwicklungsprojekte des nächsten Jahrzehnts darstellt. Derart weit reichende Übergangssituationen und Neuplanungen von Stadträumen generieren auch immer enorme Potenziale, um das Temporäre als qualitatives Moment und strukturelle Basis gelebter Alltagsrealität zu re_kultivieren und als Teil urbaner Strategien einzubetten.
trans_areale_brachlandgarten, exemplarisch der „Botanische Brachlandgarten“ wendet sich daher explizit gegen das langjährige Aus- und Wegblenden solcher Transformationsräume. Das Erkunden, Selektieren und Abstecken von Brachzonen am Areal nach dem botanischen Prinzip der Clustermethode sowie das Bestimmen und Beschildern standorttypischer Pflanzenarten, so genannter Neophyten / Pionierpflanzen, bieten in diesem Zusammenhang Erkenntnis- und Aktionsmodelle an, um eine interessierte Öffentlichkeit an das Gelände heranzuführen, dieses also real und im übertragenen Sinne zu erschließen.
Anliegen der offerierten „philosophischen Spaziergänge“ mit Wolfgang Kil durch den „Botanischen Brachlandgarten“ ist es, die spezifische Ortsituation in einen aktuellen, übergreifenden Stadtentwicklungsdiskurs zu stellen und im offenen Gespräch Erfahrungen und Bedürfnisse auszutauschen. Das Öffnen, Forschen, Kommunizieren, Vernetzen, Vermischen und Integrieren sind daher als unverzichtbare begleitende Bestandteile der Reurbanisierung zu begreifen, um schrittweise eine neue, polymorphe Identität für den Stadtteil zu entwickeln. Die angewandten künstlerischen Handlungsprinzipien und Kommunikationsstrategien schaffen diesbezüglich das Klima und die Voraussetzungen, die „brachliegenden“ Qualitäten des Ortes auf eine unkonventionelle Weise erlebbar zu machen und Bottom-up-Prozesse zu fördern.
Prozesshaftes Agieren ist dabei prinzipiell nicht auf die Kunst oder Architektur beschränkt, sondern als erweitertes operatives Handlungsfeld, als begleitender Baustein zur Stadtplanung/Realisierung angedacht. Das mehrjährige Stadtforschungs- und Entwicklungsprojekt trans_areale_brachlandgarten widmet sich im speziellen dieser Vermengung unterschiedlichster Gesellschaftsstrukturen und Interessenssphären/Disziplinen, der produktiven Verschiebungen von Wirkungs- und Handlungszusammenhängen, ihrer Analyse und Bearbeitung. Diskursiver Erkenntnisaustausch und die Entwicklung integrativer Nutzungsmodelle mit der Zielsetzung einer längerfristigen Mehrwertbildung ist somit Programm und Intention des Konzepts. Aus diesem Selbstverständnis heraus wurden auch im Rahmen der Ars Electronica 2005 eine Kooperation mit Oliver Schürer geknüpft und eine Gastpräsentation von Michael Kurzwelly integriert.
trans_areale_—an urban-social R&D project was initiated by Hans Kropshofer in cooperation with Daniela Herold and Rolf Touzimsky. Konzept/Text: Hans Kropshofer Credits: Maria Wöss, Leonore Geißelbrecht-Tafferner, Friedrich Schwarz, Bernd Geiger/city-vans, Clemens Mock/Image
Redundancy versus Synergy Oliver Schürer
Redundanz versus Synergie prägen die multipel geschichtete Stadt der heraufdämmernden Wissensgesellschaft. Urbanität präsentiert sich als hypermediale Chimäre mit neuen Verdichtungen und Territorien. Die Auswirkungen der chimärischen Segregationen sind unmittelbare Fruchtbarkeit und auch Brache, erzeugt von Telekommunikationsnetzen entlang von Bruchlinen wie Markt und Platz, Ökonomie und Kultur, regionaler Pluralität und Architekturen der Zentralität, subversiven und differenzierten Praktiken des Konsums sowie zwischen transitorischen und integrativen Räumen, denn die Stellung des öffentlichen Raums korrespondiert via Medien der populären Kultur mit einem sich fortwährend re-technisierenden privaten Environment.
Habitat und Fassade als Einschließendes und Ausschließendes des globalen öffentlichen Raumes reformulieren die urbanen Ordnungen der technischen Vernetzungen im kulturellen Kontext. Technologie wird zum eminenten Faktor bei der Erforschung von Synergien des Chimärischen: Welche Wechselwirkungen entstehen, wenn Doppel- oder Mehrfachlösungen redundant für vergleichbare Funktionen eingesetzt werden – eben weil sie einen jeweils unterschiedlichen inneren Aufbau besitzen? Während Ars Electronica 2005 reflektieren der Diskurs und die Installation im transpublic / Linz neueste technologische Forschung.
re:form „Habitat as Prosthesis as Cybernetic Assemblage“ Ludger Hovestadt (CH), ETH Zürich, und Dietmar Dietrich (D), Computertechnologie Wien Lectures und Diskussion zum zum Ende des Habitats von einem Ort des Rückzugs zu einer neuen Form des elektro-physikalischen Medium. Darüber hinaus, wie wohnen: Wenn der seit jeher tote Hintergrund menschlichen Handelns synthetisch belebt ist? Wenn das digitale Habitat mittels seiner Wahrnehmungen ein Bewusstsein entwickeln sollte?
re:fine „Ornaments as Facade as Dissolved Screen-Net“ Kari Jormakka (FI), a-theory Wien, und Peter Cornwell (UK), ZKM Karlsruhe, street-vision Lectures und Diskussion zum Ende der Fassade als Haut oder Screen zu einem neuen urbanen Medium. Fassade wird zur Membran der Osmose zwischen elektronischem und physischem Raum. Eine, für die Postmoderne Architektur grundlegende Dialektik von Ornament und Fassade, löst sich im Potential einer neuen Technologie auf. Denn neue Technologien ermöglichen bisher undenkbare Ausmaße und Formen für medial bespielbare Flächen.
Slubfurt City? At the border of two countries that do not exist Michael Kurzwelly
Slubfurt ist die erste Stadt, die zur Hälfte in Polen und zur Hälfte in Deutschland liegt. Wir sind eine junge, dynamische Stadt, die ihre Kraft gerade aus dem Zusammenleben zweier Kulturen schöpft. Darauf sind wir stolz. Ein neues Identitätsgefühl ist gewachsen. Dennoch möchten wir nicht Probleme verbergen, denen wir uns gerade in Slubfurt stellen müssen. De facto existiert die Stadt bisher nur in den Köpfen einiger weniger.
Jedoch lässt sich die Verortung der eigenen Identität heute immer schwerer an nationalstaatlichen Gefügen festmachen. Viele Menschen verlassen zeitweise oder auf Dauer die Kultur und die Strukturen, in die sie hineingeboren wurden. Sie werden zu Trägern multipler kultureller Identitäten und übernehmen gerne Elemente anderer Kulturen, wenn sie den Schritt aus freien Stücken vollziehen. Wird der Nationalstaat dieser Form kultureller Identität noch gerecht? Die Staatsgrenzen sind zwar noch da, aber für Slubfurter sind sie bedeutungslos. Wie können Grenzen anders gedacht werden im Spannungsfeld zwischen Orientierung, Schutzfunktion und Einengung? Haben unsere eigentlichen Grenzen überhaupt noch einen Ort auf der geografischen Landkarte? Auch wenn die Stadt Slubfurt noch nicht für alle existiert, so ist sie dennoch für alle wahrnehmbar, denn Grenzen existieren vor allem in den Köpfen der Menschen.
Eine Präsentation im transpublic durch den Stadtplaner/führer, der Slubfurt anhand zweier Filme, „Slubfurt – Stadt an der Oder“ und „Slubfurt?“ und verschiedenster Produkte und Materialien wie Postkarten, City Guide oder der Stadtzeitung PROFIL vorstellt. Die mobile Slubfurter Touristeninformation im Stadtraum von Linz informiert ebenfalls über die Stadt Slubfurt und vermittelt Einblicke in die Untersuchungsergebnisse.Für alle Interessierten bietet www.slubfurt.net beziehungsweise die Slubfurt Infobox eine ideale Zusammenfassung aller bisherigen Aktivitäten und Entwicklungen rund um Slubfurt City.
Credits: Ingo Randolf, Tanja Tomic, Jan Poppenhagen, Holger Mai, Marek Gut, Christoph Schaffer, Stiliana Mitzeva
trans_areale_—an urban-social R&D project was initiated by Hans Kropshofer in cooperation with Daniela Herold and Rolf Touzimsky. Konzept/Text: Hans Kropshofer Credits: Maria Wöss, Leonore Geißelbrecht-Tafferner, Friedrich Schwarz, Bernd Geiger/city-vans, Clemens Mock/Image
trans_areale_ FBhf / Linz – Daniela Herold, Hans Kropshofer and Rolf Touzimsky (A) Technology Discourse “Redundancy versus Synergy": Oliver Schürer (A) Guest Presentation: “Sl¼ubfurt City?”: Michael Kurzwelly (D) Overall Program and Organization: Hans Kropshofer trans_areale_ in cooperation with Oliver Schürer
Credits Sl¼ubfurt City: Ingo Randolf, Tanja Tomic, Jan Poppenhagen, Holger Mai, Marek Gut, Christoph Schaffer, Stiliana Mitzeva
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