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Sakura—Visual interactive installation


'Federico Díaz Federico Díaz

Die Installation Sakura wurde durch unsere paradoxe Beziehung zur globalen Technik angeregt. Der moderne Mensch ist gezwungen, in Symbiose mit der Technik zu leben, die zum Teil die Funktionen des menschlichen Körpers übernimmt. Mit der Digitalisierung verschwindet der Körper, und der Mensch wird zu einer Komponente der Datenbank.

Sakura steht für eine Firma, die mit modernsten Techniken arbeitet, und verweist gleichzeitig auf die Samurai-Tradition, in der der Kämpfer auf seinem Weg Entscheidungen treffen muss. Insofern stellt die Arbeit die Spannung zwischen Widerstand und Loyalität dar. Die Videoprojektion vermittelt einen Eindruck von der Propaganda und Selbstdarstellung der IT-Firma Sakura.

Zitat aus einem Buch über japanische Kampfkunst: „Die Menschen verwechseln Illusion und Wirklichkeit und entwickeln Einstellungen, die ungünstig dadurch beeinflusst sind, dass sie an den Illusionen festhalten und ihr Geist folglich mit gierigen, böswilligen und verworrenen Ideen überschwemmt wird. Während sie sich für alle möglichen Arten des psychischen Leidens entschieden haben, die sie ihres ursprünglichen Verstands berauben, erkennen sie, dass sich ihr Geist in einem verstörten Zustand befindet, unfähig sich zu konzentrieren und jedem Gedanken folgend, der sich eröffnet. Sie leiden unter diesen fehlerhaften Denkmustern, die ihnen Schmerz und Leid bereiten. Es fehlt ihnen an geistiger Leichtigkeit und Lebhaftigkeit, sie fühlen sich niedergeschlagen und deprimiert, ihr Leben entbehrt jedweden Sinns und sie verstehen sich selbst nicht, weshalb sie ihre Aufmerksamkeit materiellem Besitz zuwenden.“

Eine solche Verwirrung und Abhängigkeit von materiellen Gütern wird zur Matrix für Sozialtechnologen, Werbeagenturen und religiöse Sekten. Sie manipulieren durch Propaganda und entwerfen mithilfe von Illusionen und Tricks Szenarien eines glücklichen Lebens.
Die Samurai glauben, ihr Gott lebt in einem Garten voll blühender, aber seltener Sakura-Bäume. Dieser geheimnisvolle Baum mit gelben und rosa Blüten besitzt die Fähigkeit, Kranke zu heilen und den Schwachen ihre Kraft zurückzugeben.

Die Sakura-Blüten müssen sehr vorsichtig gepflückt werden, um Tee daraus zu machen. Das Sakura-Teeritual wird immer am Ende der Ausbildung abgehalten, wenn ein junger Kämpfer in die Reihen der Samurai aufgenommen wird. Anschließend begeben sich die jungen Samurai auf Pilgerschaft zum heiligen Vulkan Fuji-san, der 3.776 Meter in die Höhe ragt und am Gipfel einen 800 Meter tiefen Krater aufweist. Jeder Samurai kniet vor seinem Gott, übergibt ihm eine Sakura-Blüte und kehrt am nächsten Morgen in sein Kloster zurück.

Der Besucher hat eine einfache Aufgabe: den Mechanismus einzuschalten und nachzudenken.