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Ars Electronica 2007
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Festival 1979-2007
 

 

Closeness vs Dislocation
Contextualising Net-Based Art

'Gunther Reisinger Gunther Reisinger

Konferenz des Ludwig Boltzmann Instituts Medien.Kunst.Forschung. zur Ars Electronica 2007

In den 1990er Jahren erweiterte sich das Feld der Medienkunst um das Genre der Netzkunst. Explorierend und impulsgebend, die Grenzen des Mediums und des Kunstbegriffs kritisch auslotend wie überschreitend – und trotzdem oftmalig für obsolet erklärt.

Das 2005 gegründete Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung. in Linz hat es sich zur Aufgabe gesetzt, diese verhältnismäßig junge Spielart der Medienkunst in kunstwissenschaftliche Forschungsabläufe zu integrieren, hierzu werkspezifische Beschreibungsformen zu entwickeln und bestehende quellentheoretische Herangehensweisen miteinander zu kombinieren. Anhand der Diskussion dreier methodischer Zugänge versucht die Konferenz „Closeness vs Dislocation – Contextualising Net-Based Art“, Internetkunst in einen notwendigerweise interdisziplinären Kontext der Medienkunstforschung zu stellen und im Sinne des „Digital Cultural Heritage“ Fragen der Archivierung und Re-Präsentation dieser Kunstform zu thematisieren.

Neben der mediengeschichtlichen Aufarbeitung der erfolgten Konstitution des Mediums Internet und den daraus zu folgernden Auswirkungen auf künstlerische Schaffensprozesse (Ted Nelson, Lev Manovich, Marc Ries) werden explizit kunsthistorische Annäherungen und Referenzen zwischen netzbasierten und traditionellen Kunstformen erörtert (Julian Stallabrass, Verena Kuni, Charlie Gere). Die Vorstellung des Archivierungs- und Dokumentationsprojektes netzpioniere. at (Gunther Reisinger, Dieter Daniels) stellt die Verbindung der theoretischen Basis mit restauratorischen und archivarischen Anwendungen her und schließt demnach als angewandte Grundlagenforschung den Rahmen der Veranstaltung.

Die konzeptionelle Dreiteilung der Konferenz gibt die Struktur des Forschungsprojektes am Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung.(1) wieder, das der Veranstaltung inhaltlich zugrunde liegt. Das Projekt stellt die Verbindung quellenkritisch-methodischer Fragen der Kunstwissenschaft mit der medientechnischen Kategorie „net.art“ als künstlerischem Fallbeispiel her:

The medial Constitution of Internet. Media-philosophical Settings

Anhand des fokussierten medien- und kunstphilosophischen Blicks auf einstige und aktuelle Setzungen des Mediums Internet und deren Rückwirkungen auf künstlerische Ausdrucksformen, entsprechende Community-Bildungen und phänomenologische Anpassungen innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte, wird die in Hinsicht auf künstlerische Fragen oftmals unterschätzte technologisch-soziale Konstitution des Mediums Internet thematisiert.

Nach Vannevar Bushs Memex (1945) und vor Douglas Engelbarts Augment (1968) oder Tim Berners- Lees HTML (1989) setzt Ted Nelson mit seinem System Xanadu(2) bereits 1960 eine der Grundlagen für die nunmehrige Conditio des WorldWideWeb als hypertextuelles Geflecht: 1965 veröffentlicht Nelson den Begriff „Hypertext“. Künstlerische Community-Bildungen, betrachtet aus einer explizit medienphilosophischen Sicht sowie medienarchäologische Methodik in Hinblick auf informations-ästhetische Erscheinungsformen, führen die Betrachtungen in die Gegenwart.

Art with(out) History? References, Art-Historical Classifications and Definitions

Über eine kritische Standortbestimmung kunsthistorischer Annäherungen an netzbasierte Kunstformen wird versucht, einen methodisch neu überdachten Zugang zu der beinahe 20-jährigen Geschichte künstlerischer Arbeiten mit dem Internet abzuleiten: aus unterschiedlichen Blickrichtungen innerhalb der Kunstwissenschaft werden Positionen der Herangehensweisen an dieses junge Genre der Medienkunst erörtert, um daraus notwendigerweise eine Adaptierung der kunstwissenschaftlichen und speziell der kunsthistorischen Methodik abzuleiten.

Das Panel setzt einerseits die parallele Entwicklung der Technikgeschichte und der kunsthistorischen Avant-Garde in Richtung einer partizipativen Kunst und Kultur in Bezug zur netzkünstlerischen Historie und entwickelt über einen Blick zurück nach vorn eine produktive Perspektive in Bezug auf aktuelle Notwendigkeiten und künftige Aussichten einer kunsthistorisch fundierten Auseinandersetzung mit webbasierten künstlerischen Arbeiten.

Applied Media-Sciences: The Net Pioneers-Project

Aus Erkenntnissen zu medialen Konstitutionen des künstlerisch genutzten Internet (Teil I), zu Adaptierungen traditionell-kunsthistorischer Annäherungen hinsichtlich etwaiger Einordnungen und neuer kunstgerechter Werkbeschreibung (Teil II) soll eine methodische Symbiose zu konkreten Fragen der Restaurierung, Archivierung und Dokumentation Internet-basierter Arbeiten in ihrem eigenen künstlerischen Medium entwickelt werden.

Die mediale Einheit von künstlerischem Werk, Archivalie und Dokumentation im digitalen Online-Medium wirft in Hinblick auf eine wissenschaftlich valide Re-Edition früher Netzkunst vielfältige quellentheoretische Fragestellungen auf, die im Rahmen des vorzustellenden Forschungsprojektes netzpioniere.at über einen Zeitraum von drei Jahren Beantwortung finden sollen.

(1) „Werk, Abbild und Quelle. Kunsthistorische Aspekte der Archivierung, Dokumentation und Re-Präsentation netzkünstlerischer Arbeiten.“ Forschungsprojekt des Ludwig Boltzmann Instituts Medien.Kunst.Forschung unter der Leitung von Gunther Reisinger. http://media.lbg.ac.at/de/content.php?iMenuID=30.zurück

(2) Project Xanadu, http://xanadu.comzurück