SUNDAY files
'Nik Thoenen
Nik Thoenen
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'Maia Gusberti
Maia Gusberti
Mit SUNDAY files sammeln wir konsequent nur Sonntags Bildmaterial von Webcams, welche in Echtzeit Arbeitsräume überwachen und die Daten ins Internet einspeisen. Meist sind dies Schulungs-, Büro- und Arbeitsplätze, in welchen wochentags die Produktionstätigkeit der Mitarbeiter durch Kameras kontrolliert wird.
Die Informationstechnologien haben unsere Arbeitswelten verändert. Viele Tätigkeiten finden nur noch am Computer bzw. in den digitalen Netzen statt. Entfällt sonntags das Personal in den Arbeitsräumen, wird eine anonyme, zweckorientierte Architektur und Infrastruktur sichtbar. Die im Sleep-Modus bereitstehenden Ein- und Ausgabegeräte demonstrieren maschinelle 24-Stunden- Verfügbarkeit. Sie warten auf die menschliche Arbeitskraft und stellen diese zugleich in Frage. Und sie verweisen auch auf die Aufweichung der geregelten Arbeitszeit, die Flexibilisierung und Globalisierung der Arbeit. In die globalen Netze gespeist, verkörpern diese entleerten Arbeitswelten eine räumliche, geografische und zeitliche Austauschbarkeit des Raumes und der Arbeitskraft an sich.
Während im Westen der sonntägliche Ruhetag – noch – Status quo bedeutet, weichen sich die gesellschaftlichen Einschränkungen der Sonntagsarbeit mehr und mehr auf und wird der gesetzlich festgeschriebene Ruhetag zunehmend auch politisch in Frage gestellt.
Die langsamen, automatisierten, fast andächtigen, vom Monitor abgefilmten Bilder der durchgehend aktiven Webcams werden durch akustische Fragmente unseres Arbeitsprozesses an SUNDAY files – also durch die Produktions- und Betriebsgeräusche am Projekt selbst – ergänzt. Es entsteht ein zeitlich und geografisch verschachtelter Raum, in dem unsere Kamera die Räume durch die Linse einer fremden Kamera dokumentiert und diesem stillen, telematisch aufgeladenen Raum die Tonspur unserer eigenen Arbeits- und Betriebsgeräusche einschreibt.
Idea: Maia Gusberti Concept, sound, graphics and editing: Maia Gusberti and Nik Thönen
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