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Ars Electronica 2007
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Festival 1979-2007
 

 

Trail


'Hiraki Sawa Hiraki Sawa

Digital video, 14 minutes, black and white, stereo sound

In Trail wandern die Schatten von Kamelen, Elefanten und anderen Tieren schemenhaft und auf leisen Sohlen durch die Fugen und Ritzen eines gewöhnlichen Innenraums, der bis auf diese flüchtigen, scheuen Geschöpfe völlig leer ist. Ein unaufhaltsamer Zug von Tieren, der sich ohne Stillstand, ohne Tempowechsel fortbewegt. Sie tänzeln in einem eigentümlichen Rhythmus, einem nur minimal angedeuteten Walzer der Dämmerung … Die Wege, die sie beschreiten, führen den Betrachter auf eine Reise voller Details, zu den unbeachteten, verborgenen Höhen und Niederungen, aus denen sein alltägliches Umfeld besteht – Fenstersimse und Tischplatten, der Faltenwurf einer Steppdecke oder der Abfluss eines Waschbeckens.Wand und Zimmerdecke werden zum Himmel, Türsturz und Regale zum Horizont. Sobald die Karawane der Schatten aus dem Blickfeld entschwindet, breitet sich Stille aus.

Welche Wesen leben, schlafen und bewegen sich hier, und womit sind sie beschäftigt? Wem gehören diese Räume? Wo endet der meine und beginnt der ihre? Und welcher ist realer? Künstliche Landschaften, ungeahnte Welten, vertraute und imaginäre Räume, die ineinander greifen, Präsenzen, die spürbar sind oder nur in der Erinnerung existieren … Derzeit beschäftigen mich vor allem Dinge, die in Nischen, an Rändern, in Zwischenräumen, im Unsichtbaren etc. zu finden sind. Meine Arbeiten sollen im Vertrautesten und Alltäglichsten neue Räume erschließen und sich verändernde, verschiebende Perspektiven auf die Dinge eröffnen. Dahinter steht einerseits die Vorstellung, in die Ferne zu schweifen,während ich in meinen eigenen vier Wänden verharre. Eine Ferne, die sich vielleicht in dem Maß konkretisiert, in dem man sich ihr in der Vorstellung nähert. Andererseits besteht im Zustand großer Ruhe aber auch die Möglichkeit, alles Sehund Hörbare gleichsam in Großaufnahme bzw. verstärkt zu sehen und zu hören, alles, was hier und jetzt geschieht, in unmittelbarer Nähe, vor meinen Augen, unmittelbar über meinem Kopf … Der Schwarzweißfilm wird in einem Raum, der bis auf zwei hoch oben in den Ecken außer Sichtweite angebrachte Lautsprecher leer ist, auf eine großformatige Leinwand projiziert. Der Soundtrack ist minimalistisch, von Stille und zarten Themenwiederholungen gekennzeichnet.

Aus dem Englischen von Martina Bauer

Trail was commissioned for the Yokohama Triennale 2005. Soundtrack by Dale Berning.