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Ars Electronica 2007
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Dr. Whippy


'Demitrios Kargotis Demitrios Kargotis

Dr.Whippy ist eine Maschine, die den Unglücklichkeitsgrad des Patienten misst und dementsprechend große Portionen Soft-Eis verabreicht. Während man gezielte Fragen beantwortet, wird die Stimme einer Stressanalyse unterzogen. So wird ermittelt, wie unglücklich der Patient ist, und die entsprechende Eismenge zugeteilt: Je unglücklicher man ist, desto mehr Eiscreme braucht man.

Die Performance-Installation Dr.Whippy beschäftigt sich mit der Frage, wie man mit gezieltem Design und unter Berücksichtigung der zentralen Rolle, die der Benutzer für die Gestaltung des Endergebnisses spielt, ein einzigartiges Produkt oder eine ganz spezielle Erfahrung entwickeln kann. Dabei geht es um die Rolle von Placebos ebenso wie um die Frage, was Glück ist und was die Menschen glücklich macht. Die Performance-Installation entführt den Benutzer in eine Welt, in der bestehende kulturelle Normen völlig neu gedeutet werden. Erinnerungen an unsere Kindheit werden wach: der Eisverkäufer, sein bunter Wagen, das Gebimmel der Glocke, das köstlichcremige Eis, der Park, ein warmer Sommertag – Nostalgie pur. Diese Erinnerung wird nun vollkommen unterminiert; die Eismaschine wird zu einem medizinischen Apparat, das Soft-Eis zur Arznei, zum Heilmittel, der Eisverkäufer wird zum Arzt, der die Eis-Medizin verabreicht, der Park wird zur Ordination. Der Patient wartet im Warteraum der Eiscreme-Ordination, bis er von der Arzthelferin weitergebeten wird. Betritt der Patient die Ordination, begrüßt ihn Dr.Whippy und bittet die Assistentin, den Patienten auf die Behandlung vorzubereiten. Der Patient bezieht also vor der Dr.-Whippy-Eismaschine Position, und die Arzthelferin erklärt ihm, wie der Apparat funktioniert. Anschließend bekommt der Patient eine leere Eistüte in die Hand gedrückt. Dann überlässt man ihn der Maschine mit dem Auftrag, sämtliche Fragen zu beantworten, die diese ihm stellt. Dieser Vorgang dauert insgesamt ca. 20 Sekunden. Sobald die Analyse abgeschlossen ist, wird der Benutzer von der Maschine aufgefordert, die Tüte unter den Eisspender zu halten und auf die endgültige Diagnose zu warten. Je unglücklicher er ist, umso mehr Soft-Eis wird ihm verabreicht.

Dieses Projekt vermischt Elemente der Würde und des Humors und löst beim Benutzer einen Prozess der Selbstreflexion aus. Macht das Eis ihn glücklicher? Denkt er nach dieser Erfahrung gezielter darüber nach, was Glück für ihn ist? Dr.Whippy hinterfragt außerdem, wie man über Humor, Design und Performance Erfahrungen vermitteln kann, die die Menschen zum Nachdenken anregen. Dabei werden Forschung und Entwicklung in Wissenschaft und Technik einem breiteren Publikum verständlich gemacht – ganz ohne den Zuhörer durch komplizierte Sprache und Terminologie vor den Kopf zu stoßen.

Aus dem Englischen von Susanne Steinacher

The project was partly funded by the Royal College of Art-Platform 11. Technical Assistance: Bjorn Franke. Special Thanks to: Noam Toran, Carey Young, Clemence Seilles