www.aec.at  
Ars Electronica 2007
Festival-Website 2007
Back to:
Festival 1979-2007
 

 

Klangpark 2007
Acoustic Memories of Landscape Soundings - Vienna 1990 von Bill Fontana



Anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums des Radiosenders Ö1 und des 20-Jahre-Jubiläums des ORF Kunstradio soll mit dem Remix der Landscape Soundings von Bill Fontana aus dem Jahr 1990 auf die äußerst wichtige Rolle experimenteller Radiokunst als Vorläufer der aktuell gehypten Medienformate des Web 2.0 hingewiesen werden.

Im Mai 1990 realisierte das ORF Kunstradio in Zusammenarbeit mit den Wiener Festwochen Bill Fontanas 14-tägige Klang- und Radioskulptur Landscape Soundings / Klanglandschaften, die räumlich zwischen den beiden großen Museen im Zentrum Wiens angesiedelt war und auf allen ORF-Kanälen ausgestrahlt wurde.

Landscape Soundings entwickelte sich zu einem Projekt, das einige der wichtigsten Aspekte telematischer Kunst/Radiokunst berührte, nämlich das Phänomen der Gleichzeitigkeit und der Auflösung der traditionellen Vorstellung vom („geschlossenen“) Kunstwerk, die gemeinsame Autorschaft von KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen sowie eine Neudefinition der Rolle des Künstlers als Initiator, Manager, Ermöglicher: jemand, der andere zum Finden unorthodoxer Lösungen motiviert.

aus: http://www.kunstradio.at/FONTANA/LS/index.html

Im Mai 1990 verbrachte ich viele Stunden im Kontrollraum, der für Landscape Soundings im Keller des Kunsthistorischen Museums eingerichtet worden war. Ich erstellte massenhaft Stereoaufnahmen und Mehrkanal-Mixes von Live-Klängen aus der Hainburger Au, ein in seiner Art als akustische Überwachung eines Feuchtgebiets einzigartiges Unternehmen. Beim Wiederhören dieser Aufnahmen frappiert mich heute, welch intime klangliche Vereinigung mit der Natur Landscape Soundings zustande gebracht hat.

Mit dieser Klangskulptur schuf ich ein in Echtzeit ablaufendes musikalisches Informationsnetzwerk aus 16 in der Hainburger Au installierten Mikrofonen, deren Klänge live nach Wien übertragen wurden. Das Klangüberwachungsnetzwerk wurde zu einem Teil des Walds und ermöglichte, die Au aus der Perspektive der Bäume zu hören. Keine offensichtliche menschliche Gegenwart hielt die scheuen und argwöhnischen gefiederten Bewohner auf Distanz. Eine Installation aus 70 Lautsprechern verstärkte Kuckucke, die sich in die Nähe eines Mikros setzten, zu Überlebensgröße, vielleicht sogar zu einer ihrem Leben entsprechenden Größe.Wenn ich leibhaftig durch das Augebiet streifte, erlebte ich die Klänge immer wie von weither kommend. Die übertragenen Klänge gaben mir dagegen eine Vorstellung davon, wie die akustischen Perspektiven eines Vogels, der diese Klänge erzeugt und zu ihnen wird, beschaffen sein könnten.

Die verschiedenen Aufnahmen, die ich von der ursprünglichen Live-Installation machte, bilden das Ausgangsmaterial für eine neue Klangraumkomposition auf dem Gelände vor dem Brucknerhaus in Linz.

Aus dem Englischen von Wilfried Prantner