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Ars Electronica 2008
Festival-Programm 2008
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Festival 1979-2007
 

 

Ars Electronica 2008




Das Zeitalter von Copyright und geistigem Eigentum ist abgelaufen. Eine Entwicklung, die sich schon in den technischen Grundlagen des Internet manifestiert hat, ist in den Nutzungspraktiken der jungen Generation zum Leben erwacht und bringt eine neue Ökonomie desTeilens und des offenen Zugangs hervor.Mit dieser provokanten Formulierung stellt Ars Electronica eine der Kernfragen der modernenWissensgesellschaft in den Mittelpunkt des diesjährigen Festivalprogramms: Es geht um denWert geistigen Eigentums, um Informationsfreiheit und Urheberrechte, um das große Geschäftund die Vision einer offenen Wissensgesellschaft, die ihre neue ökonomische Basis auf Kreativität und Innovation aufbauen will. Es geht aber auch darum, dass es weithin an brauchbaren undtragfähigen Regeln und Gesetzgebungen für diese neue Realität fehlt, und nicht zuletzt darum,dass die Arbeit daran nicht nur Juristen und Wirtschaftsexperten alleine überlassen werdensollte. Denn egal, von welcher Seite man sich der Frage nähert – von den Netzpiraten über die Neuerfinder der Allmende zu den Pionieren einer Sharing Economy oder den Apologeten der CreativeIndustries – wenn Wissen und Content tatsächlich das neue Kapital der postindustriellen Gesellschaft sein sollen, dann muss es fließen, dann muss es zugänglich sein, für alle.
Gerfried Stocker, Christine Schöpf

Computer und das Internet haben die Kosten der Kommunikation und der Erzeugungund Verbreitung von Information so verringert, dass viele fundamentale Vorstellungen von Organisationen, Wirtschaftssystemen und geistigem Eigentum sich vollständig verändert haben odermaßgeblich auf den neuesten Stand gebracht werden müssen. Weltweit gibt es eine neueJugendgeneration, die den Vorstoß in diese sich verändernde Welt anführt: Diese Jugend modifiziert ihre grundlegenden Verhaltensweisen und stellt sich somit auf die jeweilige technologische Entwicklung ein. Einige Unternehmen und KünstlerInnen waren in der Lage, mit diesenTrends Schritt zu halten, andere dagegen kämpften und scheiterten. Das Rechtssystem, bei demsich diese Anpassung sehr viel langsamer vollzieht, wird an seine Grenzen gedrängt mit Organisationen, die sich auf allen Seiten der neuen Kernfragen hartnäckig um die Neuanpassung veralteter Rechte bemühen. Die meisten neuen Verhaltensweisen und Organisationen, die Werteschaffen, sind durch eine völlig andere Auffassung von geistigem Eigentum gekennzeichnet.Denn geistiges Eigentum, das für die Unternehmensstruktur der postindustriellen Revolutionnoch zentral war, stellt für den auf das Teilen aufbauenden Schaffensmodus des heutigen Inter-nets eher ein Hindernis denn einen Gewinn dar. In diesem Jahr werden wir die AnwenderInnen, KünstlerInnen, Unternehmen, politischen EntscheidungsträgerInnen und WissenschaftlerInnen,die absichtlich oder jenseits ihrer Kontrolle an dieser Veränderung beteiligt sind, zusammenbringen, damit sie die neue Welt verstehen und versuchen können, sich auf sie einzustellen.
Joichi Ito