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' Kunst Raum Goethestraße Kunst Raum Goethestraße

Ähnlich ambivalent lassen sich auch die Methoden junger Künstlerinnen dieser Generation – im Vergleich zu denen der 70er-, 80er- und 90er-Jahre – diskutieren. Die sogenannte „Girl Culture“ bedient sich der Unterhaltungsindustrie, um mit „Sex, Spaß & Style“ (Baldauf) auf sich aufmerksam zu machen. Die Generation f wiederholt, zerstückelt, kopiert und mischt „Found-Footage“-Mainstreamkultur neu, um damit Zeitgeist in verdichteter und übertriebener Form wiederzugeben. Sie besetzen Termini um oder kontextualisieren bekannte Labels oder Kategorien neu. Daraus lässt sich in einer oft skurrilen Art und Weise die Konstruiertheit unserer Gesellschaft und unseres sozialen Umfelds visualisieren.

Ein Beispiel für solch ein künstliches Konstrukt ist aber auch der Ursprung des Cyberfeminismus: „ ... Künstlerinnen, Aktivistinnen und Theoretikerinnen (...) nutzen das Potential des Begriffes Cyberfeminismus, das durch seine Widersprüchlichkeit und Ungeklärtheit entsteht. (...) Eine wichtige Strategie des Cyberfeminismus ist dabei der Einsatz von Ironie. Ironie handelt von Humor und ernsthaftem Spiel. Nur durch Ironie lassen sich die unvereinbaren Standpunkte und Ausgangspositionen zusammenhalten. Alle diese unvereinbaren Standpunkte sind notwendig und wichtig und erzeugen eine fruchtbare Spannung. Damit ist der Cyberfeminismus nicht nur eine rhetorische Strategie, sondern auch eine politische Methode. Ein neuer Politik-Begriff ist dringend gefragt. Modelle früherer Jahrzehnte greifen nicht mehr. Der erweiterte Politik-Begriff muss die Möglichkeit bergen, paradox und utopisch zu sein. Er ist oppositionell, kann von verschiedenen Standpunkten aus gleichzeitig argumentieren und ermöglicht trotzdem sinnvolles politisches Handeln. Ein Politik- Begriff, der Politik simuliert und gleichzeitig politisch wirksam ist. Mit einem solchen Politik- Begriff begeben wir uns wieder in die Nähe von Kunst.“ (C. Sollfrank in: netz.kunst, Jahrbuch 98/99‚ hrsg. Institut für moderne Kunst Nürnberg, S. 78).

Feministinnen der zweiten Frauenbewegung nehmen hingegen das subkulturelle Umfeld als Voraussetzung für Kritik und gesellschaftliche Veränderung. So kritisierte z. B. Nova kürzlich im Panel Room der moo xxero, dass es nicht der Traum der 70er-Jahre-Feministinnen sei, der mit der Befreiung der Last zur Reproduktionsarbeit in Erfüllung gegangen sei. Jedoch wollten die Feministinnen nie eine Freiheit, die abhängig ist von multinationalen Konzernen. Die Macht des Kapitalismus sei es, den Leuten die Utopien und Träume zu nehmen, indem sie sie wahr macht und sie ihnen für viel Geld wieder verkauft.

Junge Künstlerinnen jedoch kreieren nach wie vor Utopien. Sie konstruieren sich selbst neu und schaffen soziale Einheiten, die sie selbst oder aber auch die Gesellschaft haben möchten – denn die Maskerade und das Switchen zwischen den Geschlechtern und Systemen lässt traditionelle Rollen verschwimmen. Medien (Video und Computer) nehmen hier schon immer eine wichtige Rolle ein, innerhalb derer experimentiert werden konnte, ohne mit den tradierten, patriarchalen Strukturen konfrontiert zu werden.

Dennoch finden Umwandlungsprozesse statt, die eine Auseinandersetzung mit veränderten Anforderungen von Kommunikationstechnologien, Formen der Existenzsicherung und einer sich in ihrer Struktur neu zu definierenden Gesellschaft unausweichlich machen. Diese Umstände kreieren neue Verhaltensmuster: im Bereich Fähigkeiten/Kompetenzen und methodischen Ansätze, Analyse von Alltagskultur und sozialer Zusammenhänge.

Frauen benutzen das Netz anders, heißt es immer wieder. Die neue Generation f benutzt Frauennetzwerke nicht in erster Linie als Netzwerk von und für Frauen, sondern vielmehr als Mechanismus, sich auszutauschen und zu treffen. Dass das Netzwerk selbst zum Gegenstand der künstlerischen Strategie wird, liegt am Fokus seiner Betreiberinnen. Sogenannte Patch-Work-Biografien sind dabei Teil der Strategien im künstlerischen Bereich: Adaptierung von Produktionsmethoden und Arbeitsansätze aus dem wirtschaftlichen und sozialen Bereich sowie die Mechanismen einer Fun Culture bilden einen fließenden Übergang von Produktion, Dienstleistung und der Darstellung gesellschaftlicher Zusammenhänge. Im Projekt ff bearbeiten sieben Künstlerinnen und unter Pseudonymen arbeitende Künstlerinnengruppen den Cluster von sogenannten weiblichen Strategien in der Verknüpfung der nicht-materiellen Welt des WWW mit der materiellen Welt des Real Life.

Konfrontiert werden Methoden feministischer Praxis (der Netzkunst, in dem Kathy Rae Huffman, Faith Wilding, Cornelia Sollfrank, Victoria Vesna u. v. m. als Pionierinnen gelten, die sich mit bedeutenden und richtungsweisenden Arbeiten im WWW behaupten) und Strategien junger Künstlerinnen (Nine Budde, Snergurtuschka, Lina Hoshino, Cue P Doll, N.N.), die vermeintlich feministische Fragestellungen in generalisierbareren, offeneren und oft ironischen Formen diskutieren. Um so die Frage zu initiieren: Was wären adäquate Strategien zum Feminismus, geht man davon aus, dass die Generation f von diesem Konzept Abstand nehmen möchte? Und: Erfordert die rasche Halbwertszeit von Arbeiten, Themenstellungen und Auseinandersetzungen flexiblere Netzwerke im Gegensatz zu den langfristigen Konzepten?