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Ars Electronica 1999
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Festival 1979-2007
 

 

Stages Elements Humans
Eine digitale Videoinstallation

'Gina Czarnecki Gina Czarnecki

Schiebt man den Vorhang am Eingang zur Seite und begibt man sich in den Raum, findet man sich mit dramatischen und beunruhigenden Bildern und Tönen konfrontiert. Eine Videoprojektionswand – sie zeigt neun nackte Gestalten, die das Publikum anstarren – spannt sich über die gesamte Breite des Ausstellungsraums. Die lebensgroßen, auf eine zwei Meter hohe und acht Meter breite Fläche projizierten Gestalten erscheinen zunächst reglos, scheinen dann aber nach und nach mit unterschiedlicher Geschwindigkeit zum Leben zu erwachen, werden sich ihrer Umgebung und des Publikums bewusst. Die Gestalten erleuchten den ansonsten leeren, dunklen Raum; die unterschiedlichen Nuancen dessen, was gemeinhin als "weiße Haut" bezeichnet wird, leuchten, als seien die sich gegen die Leinwand pressenden Gestalten hinter ihr gefangen, eingeschlossen und zusammengedrückt in der Dunkelheit, sich der Gegenwart der anderen scheinbar unbewusst. Die abstrakten Töne des Soundtracks umhüllen den Betrachter und lassen ihn die Isolation der Gestalten noch stärker empfinden. Die Bilder existieren in einem engen Zyklus hinter dem Bildschirm, werden angezeigt, geringfügig manipuliert, wobei sich jeweils andere Gestalten ihrer Umgebung und ihrer Gefangenschaft bewusst werden.

In einem gewissen Sinne sind wir alle in diesem Raum eingeschlossen. Wir sind gezwungen, über die Vergleiche nachzudenken, die wir bewusst oder unbewusst zwischen unseren eigenen und fremden Körpern anstellen, und darüber, was wir für ideal oder perfekt halten oder wie wir oder sie im Vergleich dazu abschneiden.

Das Medium Video als Dokument des “Realen” wurde in sein Gegenteil verkehrt. Die Bilder sind nicht real, sie wurden alle digital verändert – und scheinen trotzdem möglich zu sein. Die digitale Kultur ändert unsere Wahrnehmung der Welt. Wir können der Wahrheit des fotografierten Bildes nicht länger Glauben schenken. Was real und was nicht real ist, scheint keine gültige Frage mehr zu sein. Kosmetische Veränderung, Organersatz, Prothetik, Kryonik, Geschlechtsumwandlung, Klonen und gentechnische Veränderung haben unsere Wahrnehmung des physischen Körpers verändert. Stages Elements Humans greift Fragen über die Möglichkeiten der Gentechnik auf und beschäftigt sich mit dem Problem, was dies in einer Zeit bedeuten könnte, in der gentechnische Veränderung / Korrektur / Modifikation / Verstümmelung so einfach zu kaufen ist wie kosmetische Verbesserungen.