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Ars Electronica 1999
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Festival 1979-2007
 

 

[prints] vier aminosäuren in folge


'Robert Spour Robert Spour / 'Mario Veitl Mario Veitl

  • ein raum

  • eine hand, eine rose, ein ei, ein fisch

  • vier dna-sequenzen

  • vier mal vier klangliche und rhythmische entsprechungen

  • im zentrum ein visueller und audieller [ur-]suppentopf

  • evolutionsspezifische algorithmen erzeugen immer neue variationen

  • der komponist als GJ (gene jockey) beim erforschen von ästhetischen positionen im performativen prozeß
wie klingt eine humanoide genstruktur, eine pflanzliche, tierische? gibt es hörbare unterschiede dieser transformierten strukturen? und wie klingen daraus entstehende neoorganismen?

Bereits in der Arbeit der geklonte Klang, ein Auftragswerk für die Eröffnung der Ars Electronica 93 für das KRONOS QUARTET experimentierte ich, damals zusammen mit Klaus Obermaier, mit der musikalischen Umsetzung eines genetischen Fingerabdrucks. Wir verwendeten einen Ausschnitt aus der digitalen Rasterung eines Fingerprints als Pattern, das das rhythmische Gerüst für den tonalen Aufbau der vier Streichinstrumente bildete.

Bei [prints] möchte ich zusammen mit Mario Veitl einen Schritt weiter gehen, indem wir einerseits die gesamten genetischen Fingerabdrücke von vier verschiedenen Ausgangsmaterialien – eine menschliche Hand, eine Pflanze, ein Ei, ein Fisch – als digitale und in weiterer Folge musikalische Darstellung ihrer Stofflichkeit verwenden (jedem Nukleotid und in weiterer Folge jeder Aminosäure wird ein Klang zugeordnet, damit ergeben sich vier Klänge für die vier Nukleotide [Basen] und zwanzig Klänge für die Aminosäuren, die im zeitlichen Ablauf ausgelöst werden). Andererseits erzeugen evolutionsspezifische Algorithmen immer neue Variationen dieser vier DNA-Strings und deren Kombinationen. In diese “Neoorganismen” bzw. deren musikalischen Abbildungen mische ich in der Performance klangliche Partikel von Fremdsubstanzen (genetische Fingerprints von Schweinen). Die daraus entstehenden Mutationen werden in der klanglichen Entsprechung mittels spezieller Filter und Equalizer nochmals quasi kosmetisch verändert. Es ergeben sich neben den “automatisch” oder evolutionär ablaufenden Generierungsprozessen für den Performer sowohl substanzielle als auch ästhetische Eingriffs- und damit Gestaltungsmöglichkeiten.

Die räumliche Konzeption dieser Installation/Performance stellt für uns einen wesentlichen Teil des Projekts dar. In den vier Ecken des Raums platzieren wir vier Podeste mit den vier Ausgangsmaterialien (Hand, Rose, Ei, Fisch). Jedes Podest ist mit einer unabhängigen Lautsprechereinheit und Lichtquelle ausgestattet. Beim Durchschreiten des Raums wird man, je nach Art der individuellen Rezeption, die Unterschiede, Ähnlichkeiten oder Äquivalenzen der vier Substanzen in ihrer klanglichen Entsprechung wahrnehmen. Im Zentrum des Raums befindet sich ein visueller und audieller [Ur-]Suppentopf, in dem die Neoorganismen sozusagen “gekocht” werden. Dort befindet sich auch die elektronische und computergestützte “Schaltstelle” für den Performer/GJ, als der ich in den evolutionären bzw. musikalischen Ablauf gestaltend eingreifen werde.