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Ars Electronica 1999
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The Michael Nyman Band Concert


' The Michael Nyman Band The Michael Nyman Band

Vor 25 Jahren veröffentlichte Michael Nyman sein Buch Experimental Music – Cage and Beyond. In dieser Einführung “aus erster Hand” in die Konzepte von Zeit, Raum, Klang und Aufführung als situative Beziehungsgrößen der experimentellen Musik, deren radikalste Ausformung John Cage’s 4’33’’ war, sind darüber hinaus auch fundamentale Stilbestimmungen dokumentiert, unter anderem auch des von Nyman mit Bezug auf die Bildende Kunst erstmals so genannten Minimalismus. Weiters enthält dieses Buch seine Thesen über die Verfügbarkeit vor allem der Musik früherer Epochen als kompositorische Ressource. Darauf basierende Verfahrensweisen Nymans, die dieser als “Notentexter” praktiziert, wurden indessen von einer jungen Generation von SoundArtisten und Digital Musicians – zuweilen nicht älter als das Buch selbst – auf dem technologischen Level ihrer Zeit radikalisiert.

Nymans musikalische Praxis zur antizipatorischen Theorie des späteren Sampling ist an vielen seiner Werke (deren Interpretation seit Bestehen der 1976 als Campielo Band gegründeten Michael Nyman Band vielfach mit diesem Klangkörper assoziert werden) nachzuvollziehen. Am deutlichsten vielleicht am Cembalokonzert (1994/95), am Konzert für Posaune und Orchester (1995) sowie am Doppelkonzert für Saxophon, Violoncello und Orchester (1996).

Der Vergleich Nyman'scher Thesen der Verfügbarkeit mit denen des Sampling mag zwar gewagt erscheinen, ist jedoch keineswegs abwegig. Sie spiegeln sich natürlich eher in der Struktur seiner Musik als im Produktionsprozess wieder. “Gesampelt” wird in Form des Zitierens – oft eigener, werkimmanenter, kompositorischer Patterns, die variiert, repetiert und umspielt werden.

Die strukturelle Verwandtschaft mit den wichtigsten Stilmitteln der modernen Digital Music, Nymans Offenheit, Attitüden ebenso wie Rhythmen und Formen der Dynamik des Pop aufzugreifen, seine Musiken für Projekte der populären Kultur, etwa zum interaktiven CD-ROM-Spiel Enemy zero und zuletzt für den Film Gattaca, prädestinieren ihn geradezu für ein Festival wie Ars Electronica. Das Michael Nyman Band Concert ist somit zugleich Hommage an das vielschichtige Schaffen des englischen Komponisten und Musikers wie auch konzeptiver Aspekt in der Konfrontation dieses Schaffens mit der Digital Music.

Text: Heimo Ranzenbacher