RADIATION
Eine Klanginstallation für computergesteuerte Kurzwellenempfänger
'Robert Adrian
Robert Adrian
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'Norbert Math
Norbert Math
Im ersten Jahr des 20. Jahrhunderts begannen die Signale von Guglielmo Marconis transatlantischer Rundfunkübertragung ihre Reise durch das Sonnensystem. Seit damals sind Radiowellen so normal geworden wie die Luft zum Atmen, und unser Planet hat sich in eine neue Radioquelle in unserer Galaxie verwandelt. Alle Radiosignale, die seit Marconis Experiment gesendet wurden, strahlen weiterhin in den Weltraum hinaus. In den dunklen Räumen zwischen den Welten existiert die Geschichte unseres Jahrhunderts in Lichtgeschwindigkeit.
Marconis Radio arbeitete im Langwellenbereich, wo für Übertragung und Empfang sehr große Antennen erforderlich waren. Das blieb ungefähr 20 Jahre lang so, bis die für den Ersten Weltkrieg ausgebildeten Techniker heimkehrten und mit der Kurzwellentechnologie zu experimentieren begannen. Man fand heraus, daß sich Kurzwellensignale über tausende Meilen hinweg übertragen lassen, wenn man sie in die Ionosphäre hinauskatapultiert. Ab Mitte der dreißiger Jahre verwendeten alle größeren Länder für militärische und diplomatische Kommunikation den Kurzwellenfunk. Während des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer weiteren Entwicklung der Rundfunktechnik, da es notwendig war, die Kommunikation zwischen den über die ganze Welt verstreuten Einheiten der Armee und der Kriegsmarine aufrechtzuerhalten sowie den raschen Einsatz und die rasche Kontrolle der Luftwaffe zu gewährleisten. Weiters diente die neue Technik auch einer subversiven informationsgestützten Kriegsführung in Form von Verschlüsselung, Täuschung und Propaganda.
Das Projekt Radiation konzentriert sich auf den Kurzwellenfunk – auf die Wellenlängen, die hauptsächlich von Sicherheits- und Spionageagenturen, staatlichen Propaganda- bzw. Informationsstationen und Amateurfunkern verwendet werden.
Viele Kurzwellenübertragungen werden als Bündel kodierter oder verschlüsselter Signale empfangen – Morse-, Fax- oder Bildübertragungen und geheime wirtschaftliche bzw. politische Daten. Das Kurzwellenspektrum umfaßt jede menschliche Sprache und jede Art von Musik. Kurzwellensignale werden oft durch atmosphärische Störungen beeinträchtigt, durch Ausbrüche elektromagnetischer Sonnenaktivität, durch andere Sender oder statische Aufladungen – beim Kurzwellenfunk steht das ”Radio” selbst im Vordergrund.
Bei Radiation werden die Geräusche von vier Kurzwellenempfängern, die auf verschiedene Sendequellen eingestellt sind, in einen Verstärker eingespeist und auf vier an der Fassade des Brucknerhauses installierte Lautsprecher verteilt. Ein Computerprogramm steuert die Empfänger so, daß sie immer auf aktive und interessante Quellen abgestimmt werden.
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