Liquid Meditation
'Margaret H. Watson
Margaret H. Watson
Vom Ufer eines kleinen Sees in Chicago aus beobachtete ich Myriaden herrlicher Lichtreflexe. Flüssige Abstraktionen der Natur, so verschiedenartig und außergewöhnlich wie eine endlose Palette aufeinanderfolgender Sonnenuntergänge, treiben unbemerkt im Schatten der Bäume. Ihre einfachen, mesmerisierenden Bewegungen versetzen den Betrachter in einen Zustand, der über Äußerlichkeiten hinausgeht. Indem er in die Phantasie eintaucht und eine inneren Bezug herstellt, entsteht eine innere Verbindung zwischen Natur und Mensch. In solchen Momenten der Klarheit offenbart sich die Wahrheit.
Liquid Meditation ging von einer zweifachen Zielsetzung aus: diese Momente zu teilen und ein physisches Eintauchen in sie zu ermöglichen. In der virtuellen Realität konnten die Reflexe auf dem Wasser auf neue Weise eingeführt werden: als Bilder innerhalb einer fremden architektonischen Struktur. Im Raum sind diese Bilder Realität und die Welt Kunst. Aber die Besucher dieses Raumes sind noch unsicher. Die Abstraktion der Bilder überzeugt uns davon, daß sie nicht echt sind.
Durch die Abstraktion innerhalb des Werkes kann der einzelne Besucher außerdem einen realen Moment in der Zeit auf neue, aufregende Weise erleben. Schöne reflektierende Oberflächen verwandeln sich in Welten, die den Benutzer einschließen. Bruchstücke flüssiger Fotografien wirbeln durch einen virtuellen Springbrunnen und werden wiederverarbeitet oder durch mathematische Animation zum Leben erweckt. In einer Welt, in der Augenblicke eine Ewigkeit dauern können, pulst und fließt unaufhörlich Video-Wasser.
Die konzeptuellen Ziele des Projekts umfaßten die Einbettung von Lebensphilosophie und Reflexionen in die Architektur und in das Werk insgesamt. Durch individuelle Entdeckungen in dieser Welt werden die Teilnehmer hoffentlich in der Lage sein, neue Einsichten in die Fragen des Lebens zu gewinnen.
Liquid Meditation wurde für das VR-System CAVE™ im Electronic Visualization Laboratory an der University of Illinois, Chicago, erstellt. Der Sound stammt von Eric Butkus.
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