Memesis
'Gerfried Stocker
Gerfried Stocker
DIE ZUKUNFT DER EVOLUTION lautet das Thema der diesjährigen Ars Electronica. Das Symposium, Performances, Workshops, Installationen, Netzwerkprojekte und Events beleuchten jenen aktuellen Moment der "digitalen Evolution", in dem die Existenz der Apparate selbstverständlich wird und der Umgang mit digitalen Technologien den Schritt von der Kulturtechnik zur neuen "Natur" macht.
Memesis steht als Synonym für die gegenwärtige Beschleunigung und Verdichtung kultureller und technologischer Entwicklungsvektoren hin zu einem noch nicht näher beschreibbaren Aggregatszustand unserer massenmedialen Lebensräume.
Der von Richard Dawkins geprägte Begriff "meme" beschreibt in Analogie zu den biologischen Grundelementen, den Genen, kulturelle Informationseinheiten, kognitive Verhaltensmuster, die sich durch Kommunikation verbreiten und replizieren als Denkmodell einer "kulturbestimmten Entwicklungsgeschichte". Vor diesem Hintergrund sollte ein Diskussionsprozeß initiiert werden, der unterschiedliche Denkrichtungen des Themas vorantreibt und Meinungen polarisiert. Nicht um Utopien vorzudenken, sondern zur Kritik und Reflexion des aktuellen Szenarios, das einmal mehr die Einlösung oft prophezeiter Zukunftsvisionen verspricht.
Das Zusammenfallen des organischen Körpers mit seinem mechanischen und nun auch informationellen Clone, neurobionische, robotische Prothetik stellen unser Verständnis von Individuum, Körper und Geschlecht in Frage, Cyborgtheory und Cyber-Body-Fetish formulieren erste Reaktionen.
Media Memory: Gedächtnis, das durch Medien geformt wird oder kollektive Erinnerung und Erfahrung der Menschheit externalisiert in weltweiten Netzwerken. Welche Geschichte wird sich auf der anderen Seite des Medienfilters, im Cyberspace, verewigen?
Die zumindest in unserem Kulturkreis zur Selbstverständlichkeit gewordene Realität der digitalen Vernetzung ist 1996 der eigentliche Schauplatz des Symposiums. Seit März läuft in Vorbereitung der Grundlagen zum Festival das Ars Electronica Netzwerk-Symposium.
Damit soll nicht nur ein neues Format der Veranstaltung erprobt werden, sondern eine permanente Plattform entstehen von der aus Diskussionen immer wieder in spezifische Segmente des techno-kulturellen Umbruchs vorstoßen.
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