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Kunst & Politik


'Robert Adrian X Robert Adrian X / 'Reinhard Braun Reinhard Braun / 'Robert Woelfl Robert Woelfl

http://residence.aec.at/rax/KUN_POL/

Kunst&Politik ist ein Projekt für das World Wide Web, bestehend aus etwa 400 Text- und Bilddateien.

Das Projekt geht auf einen 1990/91 [in Teilen] realisierten gleichnamigen Beitrag zum Jahresprogramm der Steirischen Kulturinitiative zum Thema "Kunst/Museum" zurück, der sich, im Jahr 1944 ansetzend, vor allem auf die Bergungsaktionen der für das projektierte Linzer "Führermuseum" gedachten Sammlung im Salzbergwerk Altaussee konzentrierte. Der Beitrag untersuchte anhand von vier ausgewählten Werken die verschiedenen Transaktionen, die sie schließlich zu einem Teil der geplanten "Führersammlung" werden ließen. Anhand dieser niemals realisierten Sammlung wurden gleichzeitig soziopolitische und ökonomische Aspekte, aber auch solche der Macht, der Sammlung als Form der Aneignung, skizziert, d. h. von Mechanismen, denen Kunst in ihrer Geschichte ständig ausgesetzt war und ist, was in ihrer Betrachtung aber oftmals völlig ausgeblendet wird – Vergessen als konstitutiver Teil der Geschichtsschreibung selbst.

Kunst&Politik arbeitet an der Darstellung von Schnittstellen zwischen Politik und Kunst, der Beschreibung von Mechanismen der Politisierung von Kultur und der Positionen von Kunst in der Bildung von normativen kulturellen Wertesystemen; daran, kulturelle Koordinaten ausfindig zu machen, die eine politisierte Ästhetik entwarfen. Die verschiedenen Institutionen und Einrichtungen, die der Ausführung [nicht nur] des "Sonderauftrages Linz" dienten, stehen dabei im Mittelpunkt. Grundlage ihrer Arbeit war in jedem Fall der Entwurf einer – wenn auch eklektizistischen und fragmentarischen – Kultur- und Kunsttheorie, die hier ebenfalls in Ansätzen nachgezeichnet wird. Das "Führermuseum" und das Projekt einer "Kulturhauptstadt Linz", beide nicht realisiert, bilden quasi den Horizont, vor dem diese Überlegungen entwickelt werden.

"Es ist ein Fehler, zu denken, die nationale Revolution sei nur politischer und wirtschaftlicher Natur. Sie ist vor allem anderen kulturell."

[Kampfbund für Deutsche Kultur, 1933]
Die Kunstpolitik bildete von Beginn an einen wesentlichen Teil der gesamten politischen Arbeit der Nationalsozialisten, die auf eine Neuformung der [deutschen] Kultur insgesamt zielte. Diese Arbeit an der Kultur, der soziogeografischen und -politischen Konstellation der Gesellschaft zielte darauf, einen Zugriff auf das Bewußtsein des Individuums zu ermöglichen und über diese psychosoziale Ebene die vemeintliche "neue" kulturelle Ordnung zu stabilisieren. Die Ideologisierung der Kunst entwickelte dabei ästhetische Identifikationsmuster für alle Bevölkerungsschichten und wurde zu einem zentralen Bereich jener symbolischen Ordnung, die die Nationalsozialisten zu formieren trachteten – die Instrumentalisierung richtete sich nicht nur auf die Kunst selbst, sondern auf das Individuum als Adressat dieser symbolischen Ordnung. Es geht also im Rahmen ästhetischer/architektonischer/emblematischer Darstellungsformen vor allem um kollektive Integrations- und Identifikationsmuster, ein möglichst totales Erfassen des Individuums. Die Instrumentalisierung der Kunst zur Bildung normativer ästhetischer Ordnungen der Konditionierung des Subjekts entspricht also einem Kampf um das Bewußtsein der Massen, der als Mobilisierung des Begehrens bezeichnet werden kann, da im Anschluß an die ideologisierten visuellen/ ästhetischen Normen auch ein Anschluß des Subjekts an das Kollektiv vollzogen werden kann, ein Kollektiv, das als "neue" Ordnung der Kultur formuliert wird, als eine absolute Ordnung, die jedes "Andere" ausschließt und schließlich ausmerzt. In der Ambivalenz von Idealisierung und Disziplinierung zwang die nationalsozialistische Kunstpolitik das kollektive Imaginäre, das Begehren des Subjekts in ein Bild, in eine konkrete Darstellung, durch welche der umfassende Zusammenschluß des "Volkskörpers" möglich wurde; in einen symbolischen Raum, der innerhalb der normativen ästhetischen Werte lag und alles, das außerhalb dieser Norm lag, negierte. Das kulturtheoretische Streben der Nationalsozialisten ist durchgehend durch die "Liquidierung" des Anderen gekennzeichnet, der Eliminierung von Komplexität, durch ein "Ausmerzen" von "verunreinigenden" Komponenten: die Herstellung ethnisch reiner Gebiete, die Befreiung der Welt vom Juden, die Neuerschaffung eines reinen Kunstideals –alle diese Ansätze formulieren den Anspruch auf Reinheit, Klarheit, Eindeutigkeit, von Homogenität und Einheitlichkeit. Schließlich wurde auch das geplante Linzer "Führermuseum" als ein solcher Raum entworfen, in dem sich das idealtypische Bild der nationalsozialistischen Kultur- und Kunstauffassung spiegeln sollte.
"In der geläuterten Neuen Weltordnung sollte alles perfekt und homogen sein, unerwünschte Gedanken, Klänge, Bilder und Lebewesen eliminiert, alles aufs wunderbarste organisiert, effizient und sauber, klassifiziert und in strahlenden neuen Städten arrangiert – dies alles zum Ruhm des Deutschtums."

[Lynn H. Nicholas, Der Raub der Europa, München 1995]