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Ars Electronica 1996
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RAYS (work in progress)


'Gudrun Bielz Gudrun Bielz

RAYS [work in progress] ist Teil eines umfangreichen Projektes mit "Strahlen" wie Licht, radioaktiver Strahlung, Kurzwellen, Mikrowellen etc. Die Installationen Ohne Titel 1 [1992] und Ohne Titel 2 [1992] sowie No empty space available? [1994] sind Video-, Licht- Objektinstallationen, wobei bei No empty space available? ein Weißlichtlaser [im Idealfall] 150 Meter in 20 Linien gespanntes Bandsägeblatt [im Idealfall] unendlich lange abtastet. Ein Suchlicht, das gleichzeitig "Waffe" [Laser] und Tastsignal ist, wird durch die hochpolierten Sägeblätter reflektiert. Das könnte ins Auge gehen.

Die Arbeiten wie KELOIDs of HEARTs und Protective Sculpture [1996] benötigen schwach radioaktives Material als Impulsgeber für die Videoinstallation bzw. als radioaktive Quelle, um die "Schutzskulptur" tatsächlich zur schützenden Skulptur zu machen. Das radioaktive Material wird wie ein Schmuckstück präsentiert, auf einem Sockel, gesichert durch eine Absperrung, deren eigentliche Funktion es ist, den Betrachter zu schützen. Der Betrachter will und muß geschützt werden, er kann sich dem Material nicht nähern, ohne sich die Finger zu verbrennen.

Der Japaner Kazuo M., Dichter aus Hiroshima, wurde zum Mörder auf Grund der Auswirkungen der Atombombe. In einem seiner Gedichte spricht er von Keloiden in den Herzen, Narben, die in den Herzen [den Gefühlen] der Menschen von Hiroshima zurückgeblieben sind. Die starke thermische Strahlung nach dem Bombenabwurf ließ Schatten auf den Häuserwänden zurück, Schatten von Dingen und von Lebewesen. [Viele sind nur noch Schatten ihrer selbst. Der Tod hat seinen Schatten auf sie geworfen.]

In der Installation KELOIDs of HEARTs dient das radioaktive Material [schwach radioaktiv, geringe Halbwertszeit] als Impulsgeber für die Videoprojektion. Die schwachradioaktive Quelle schaltet die Maschine [Videoplayer] ein und aus, die primär für die Schatten an der Wand [Projektionsfläche] verantwortlich ist. Ein Geigerzähler mißt die Partikel und dient als Impulsgeber für den Ein- und Ausschaltmechanismus. Der Ausstellungsraum ist schwach verstrahlt. Die Strahlung aus den Baumaterialien ist eingerechnet. KELOIDs of HEARTs ist eine scheinbare [virtuelle] Closed-Circuit-Installa-tion, in der die Schatten zu Gefangenen und zu Tanzenden der Quelle werden. Die Schatten aus der Vergangenheit sind jederzeit abrufbar, gespeichert in Archiven, Museen, Datenbanken, dem Gedächtnis. Sie sind jederzeit projizierbar auf Wände, Projektionsflächen, Menschen.

RAYS [work in progress] kann nur mit Unterstützung von Physikern/innen [PhysikerInnen] durchgeführt werden [Österreichisches Atominstitut der Universitäten in Wien, in Planung: Cambridge University].