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Variable Objekte als Mikromodelle möglicher Architekturen


'Helmuth Gsöllpointner Helmuth Gsöllpointner / 'Christian Möller Christian Möller

VOM ERAHNEN EINER WELT, DIE VIELSCHICHTIG UND DOCH EINS IST
Christian Möller, der nicht nur international anerkannter Computerkünstler, sondern auch ausgebildeter Architekt ist, wurde von den Objekten Helmuth Gsöllpointners in der Oberösterreichischen Landesgalerie dazu angeregt, mit ihm ein gemeinsames Projekt zu realisieren. Vor allem die architektonischen Aspekte, die sich durch die Variabilität im Inneren von Gsöllpointners Plastiken ergeben, erweckten Möllers Interessse. Er erkannte, daß sich diese Formen ausgezeichnet dazu eignen, digitale Fahrten durch virtuelle Architekturen anzutreten. Da sich Gsöllpointner ebenfalls seit langem mit begehbaren Plastiken und den konzeptuell-konstruktiven Problemen sich öffnender und veränderbarer Räume beschäftigt, konnten sich die zwei Künstler schnell über die Konzeption einer gemeinsamen Arbeit verständigen. Die Möglichkeiten, Gsöllpointners Plastiken als begehbare Architektur zu realisieren, sind aus technischen und finanziellen Gründen beschränkt. Auch wenn bei seinen Großplastiken Beweglichkeit und Intraformalität potentiell verwirklicht sind, stößt die Variablität in der Praxis auf natürliche Grenzen. Durch die Virtualisierung eröffnen sich jedoch Möglichkeiten, räumliche Aspekte der Kleinplastik in jede gewünschte Dimension zu übertragen und sie so dem Rezipienten als plastische Architektur erfahrbar zu machen.

"Die Relation zwischen der vollen Materialität und den möglichen Zwischenräumen, die sich durch Verändern der Ordnung, durch Verschiebungen der Geometrie entfalten und dadurch Mikrokosmen offenbaren, deren Räumlichkeit das Gehirn nur durch Nachvollziehen und Durchwandern lesbar machen kann, führt direkt in spezifische architektonische Aspekte." (1)

"Die Objekte erinnern an die Diskussion über die "wirkliche Wirklichkeit", die wir intensiv seit Einstein führen, aber seit dem Entstehen von Mythen und Religionen immer geführt haben, an die Hypothesen unserer Quantenphysiker im Hinblick auf Geist, Energie und Materie. Ich verstehe dieses Ineinandergreifen der einzelnen Teile als eine lllustration der Frage der Dimensionen und des Nebeneinanders und Ineinanders von Universen im Sinne von E.M. Hawking." (2)

Drei variablen Objekten aus Stahl werden dieselben in visualisierter Form gegenübergestellt.

(1)
Pascal Schöning, Die Eröffnung von Räumen durch das Schmelzen gefrorener Geometrie, S.19fzurück

(2)
Siegfried Korninger, Tausenderlei Formen in kosmischer Ordnung, S. 93ff, in: Gsöllpointner - Objekte und Plastiken 1955-1995, OÖ Landesgalerie, Linz 1995zurück