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Ars Electronica 1995
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LogIN:speed


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Ein Telekommunikationsprojekt des ÖKS, gemeinsam mit dem BMUkA. Black.Board, Ars Electronica

Es gibt jene Jugendlichen, die sich bereits unbekümmert im Datenstrom bewegen. Einmal hinter die Oberfläche des Monitors gelangt, macht ihnen Technologie, Tempo, Entfernung und Sprache keine Schwierigkeiten, reine Zeichen ersetzen jeden gutgemeinten Inhalt und jede Argumentation. Sie sind angekommen in der Parallelwelt (und die kann auf Nichteingeweihte reichlich banal wirken).

Schule ist eine andere Welt, konservativ und idealistisch in der Wissens-und Wertevermittlung, zentralistisch in ihrer Struktur und Methodik. Der Umgang mit Computer ist seit Jahren im naturwissenschaftlichen Unterrichtsfach Informatik kanonisiert und bereitet die Schüler auf Programme und Textverarbeitung an ihrem künftigen Arbeitsplatz vor.

Selten ist in der Schule Raum dafür da, die vielfältigen und komplexen Möglichkeiten der neuen Technologie zu ergründen und erproben, geschweige denn, das Medium theoretisch und reflexiv zu behandeln. Gleichzeitig gibt es aber auch Schulprojekte, die die Grenzen des Unterrichts überschritten haben und auf dem Weg zu Telekonferenzen, ästhetischen Versuchen oder fächerüberschreitenden Experimenten sind.

In diesem Spannungsfeld hat der ÖKS seine Aktion LogIN zwischen schulischer (Kunst-)Vermittlung und der virtuellen Realität angesiedelt. Voraussetzung und Focus für das Projekt ist die inhaltliche Auseinandersetzung mit einem zentralen Thema der Informationsgesellschaft: Geschwindigkeit – speed.

Der konzeptive Rahmen für dieses Projekt vernetzt Reflexion, dezentralisierte Aktion, Informationstransfer/-verarbeitung und Interaktion.

AUSSENSTELLEN VERKEHRSKNOTENPUNKTE
Nach einem Planungs- und Koordinationstreffen verteilt sich die Aktionskerngruppe der beteiligten Schüler in kleinen Teams – betreut von Netzspezialisten und ausgestattet mit PC und Telefon – auf Flughafen, auf Autobahnraststätten, Bahnhöfe, Fernseh/Radiostationen und Industrielehrwerkstätten, um vor Ort die Phänomenologie der Geschwindigkeit – des rasenden Stillstands – zu recherchieren.

Im Passagierstrom des Flughafens (oder Bahnhofs) Zeichen für das Schrumpfen von Entfernungen und die Zeitverschiebung zu orten; Begriffen wie Medienmacht, Simulation, Zugang zur Information, Datenfülle auf der Spur sein in den Schaltzentralen des ORF; an der Autobahn den Zwang zu Tempo, Aggressivität und Rausch auszumachen; die Diskussion zu führen über den rasenden Technologisierungsprozeß und seine Auswirkungen auf zukünftige Generationen im Industriebetrieb, über Halbwertszeit von Hardware/Software und Wissen – das sind Schlagwort-Vorgaben an die Aktionisten und Berichterstatter an den Außenstellen.
Ihre Dokumentationen und Momentaufnahmen in Text/ Bild/Ton senden sie via Modern auf dem Infohighway an die Zentrale: den Newsroom der Ars Electronica.
ZENTRALE NEWSROOM
Dort arbeitet die Newsgroup an der Selektion, Vernetzung und Bearbeitung der einlangenden Information. Zusätzlich zu der Kommunikation mit den Außenstellen müssen die Schüler in diesem Team Beiträge koordinieren, mit denen sich Schulen aus Österreich und Bayern zum ausgeschriebenen Thema speed in die Diskussion einschalten (u.a. die Zentralstelle "Computer im Kunstunterricht" München). Diese Gruppe ist für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, es ist ihre Aufgabe, aus dem vielfältigen Material eine Dokumentation in Form einer WorldWideWeb Seite zu gestalten.
INTERFERENZEN
Natürlich kann es auch vorkommen, daß sich vereinzelt Teilnehmer zum Chat in das Netz hängen und eher auf den Nerv der Teilnehmer treffen als Information und Reflexion … In diesem Sinn ist dieses Netzwerkprojekt zum Informationsaustausch und Wissenstransfer auch eine Versuchsanordnung, in der den Jugendlichen genügend Raum bleibt, ihre eigenen Ziele zu verfolgen und ihre eigene Form der Telekommunikation durchzusetzen.

Der ÖKS initiiert diese Aktion innerhalb der ars electronica ohne den Anspruch, Kunst zu produzieren. Mit dem aktionistischen Konzept gibt er den Teilnehmern eine Plattform, die ihnen die Möglichkeit einräumt, -eigensinnig – zu agieren und zu reagieren, und ihnen nicht kreative Schöpfung und Leistung abverlangt.

So können Schüler, Lehrer und Betreuer gemeinsam den Zugang und Umgang mit Telekommunikation innerhalb oder abweichend von Methoden des Datentransfers erproben. Die Chance. Erfahrungen zu beobachten und ausführlich zu dokumentieren, wird der ÖKS mit diesem Projekt wahrnehmen.

Elisabeth Loibl, Redaktion Kulturell/Cultural Editor


Zeit: 23. Juni 1995

Zentrale Newsroom: Ars Electronica/ Stiftersaal im Brucknerhaus. Linz

Außenstationen:
ORF Landesstudio Dornbirn
ORF Landesstudio Salzburg
ORF Landestudio Eisenstadt
ORF Landesstudio Klagenfurt
Autobahnraststätte Rosenberger St. Pölten
Autobahnraststätte Rosenberger Ansfelden Süd
ÖBB Hauptbahnhof Innsbruck
Flughafen Wien Schwechat
Lehrwerkstätte VÖEST

Netzwerkteilnehmer:
Schulen in Österreich und Bayern
Zentralstelle "Computer im Kunstunterricht", München
Jugendgästehaus Graz