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Ars Electronica 1994
Festival-Programm 1994
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Festival 1979-2007
 

 

Das Medium als Baustoff
Über Coop Himmelb(l)au

'Katharina Gsöllpointner Katharina Gsöllpointner

1. DER KÖRPER ALS MEDIUM
Die Transformation und Erweiterung von Körperfunktionen war bei Coop Himmelblau von Beginn an zentraler Punkt ihres Umgangs mit Architektur und Umwelt. 1968 gaben sie folgendes Statement ab:

"Unsere Architektur hat keinen physischen Grundriß, sondern einen psychischen. Es gibt keine Wände mehr. Unsere Räume sind pulsierende Ballons. Unser Herzschlag wird zum Raum, unser Gesicht ist Hausfassade."
Mit Projekten wie dem "Herzraum" oder dem "Harten Raum" (beide 1969) wurden Körperfunktionen entweder medial umgesetzt oder fungierten direkt als "Architektur". Cyberspace und VR-Datenanzug waren bereits 1969 Realität. Beim "Weißen Anzug" wurde die audiovisuelle Information, die auf und in dem Projektionshelm des Anzugs erschien, durch Geruch bzw. haptische Information der pneumatischen Weste unterstützt. Coop Himmelblau sahen dies unter dem Aspekt: "Das kalte Medium Fernsehen wird heiß."
2. DIE ARCHITEKTUR ALS MEDIUM
Projekte, die als Informationsmedien für elektronisch vermittelte Kommunikation dienen. Die lnformation besteht aus Daten über das Environment. Beim "Medienturm" – 1991 für den Wiener Europaplatz konzipiert – besteht die Fassade aus 4 zum Teil elektronischen "Schichten", die jeweils verschiedene Informationsbereiche abdecken:
  • die neutrale, materielle Schicht der gebauten Architektur

  • die Schicht mit Information über die Umgebung (Wetter, Temperatur, Datum, Zeit etc.)

  • die Schicht der "Mutation", die auf die Bewegung und An- bzw. Abwesenheit der Menschen rundum reagiert

  • die kommerzielle" Schicht für Anzeigen und Werbespots
Für Strawinskis Opern-Oratorium "Ödipus Rex", das von Peter Sellers bei den Salzburger Festspielen 1994 inszeniert wird, haben Coop Himmelblau eine quasi immaterielle, zumindest unsichtbare Wand geschaffen, die erst bei der Blendung des Helden für das Publikum sichtbar wird, damit aber gleichzeitig die Sicht auf das Bühnengeschehen verdeckt.
3. DAS MEDIUM ZWISCHEN KÖRPER UND ARCHITEKTUR
Für das Museum Groningen (Ostpavillon) wurde der Computer zum Entwurf von Architektur und zu deren Konstruktion verwendet.

Die erste Entwurfszeichnung wurde über das Foto eines Arbeitsmodelles gelegt und die daraus entstehende zweidimensionale Grafik als weitere Schicht auf das 3D-Modell getragen. Das so entstandene Modell wiederum wurde mit einem speziell entwickelten Abtastverfahren digitalisiert und mit all den aus dem Entwurfsprozess entstandenen Fehlern und zufälligen Formen gespeichert. Diese Daten dienten wiederum dazu, eine exakte Version des Ostpavillons, wie er tatsächlich gebaut werden kann, zu planen. Der Computer hat sich hier durch seine Verwendung als "Medium der Möglichkeit" in die Ästhetik der Architektur eingeschrieben.

Katharina Gsöllpointner