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Ars Electronica 1994
Festival-Programm 1994
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Festival 1979-2007
 

 

15 Jahre Ars Electronica


' OÖ. Landesmuseum Francisco Carolinum OÖ. Landesmuseum Francisco Carolinum

"Was ich jedoch aus den Veröffentlichungen über vorangegangene Treffen gelesen habe und während des letzten Treffens (von Ars EIectronica) selbst erleben durfte, hat mich in der Überzeugung bestärkt, daß wir hier mit einem Zentralthema der Gegenwart konfrontiert sind."

Vilém Flusser
Die – nunmehr bereits 15jährige – Geschichte von Ars Electronica, des konsequent auf die Zukunft ausgerichteten Linzer Festivals für Kunst, Technologie und Gesellschaft, das sich dem kreativen Umgang mit den neuen elektronischen Medien widmet, ist – gleichsam aus der Eigendefinition heraus – eine sich permanent in ihren Grundstrukturen verändernde.

Ars Electronica legt sich weder hinsichtlich des Zielpublikums noch der fachlichen Zuordnung Einschränkungen auf; das kreative, auf die Weiterentwicklung in der Zukunft ausgerichtete Element blieb und bleibt stets das hauptsächliche Anliegen: So veranstaltet Ars Electronica zum einen hochkarätige Fachsymposien mit internationalen Experten, zum anderen Klangwolken, die bis zu 150.000 Besucher im Linzer Donauraum konzentrierten. Ars Electronica präsentierte Computerkunst als Bildvorstellungen, als Klangräume, als komplexe Rauminstallationen, aber auch als künstlerische Eingriffe in den öffentlichen Raum. Immer wieder wurden neue Formen der Inszenierungen von Farben, Formen und Klängen gezeigt. So überschritten die Veranstaltungen des Linzer Festivals beständig Grenzen der Zuordnungen und der Erwartungen: Die Kunst drang als Wirkungskraft immer prägnanter in neue gesellschaftliche Kontexte vor.

Die Ausstellung in der OÖ. Landesgalerie versucht daher nicht die (unlösbare) Aufgabe, eine Art "Hitliste" der interessantesten, nachwirkendsten, aufregendsten, diskutiertesten, umfangreichsten, komplexesten, prominentesten u.s.w. Veranstaltungen aus der Geschichte des vielgesichtigen Festivals zusammenzustellen, sondern möchte durch konzentrierte Schwerpunktsetzungen jene Bereiche herausstreichen, in denen Ars Electronica prägend wirksam wurde. Die Auswahl hat natürlich Zitatcharakter und bezieht sich vor allem auf die Kraft des jeweiligen Erlebnisses. Durchwegs alle Produktionen von Ars Electronica waren ja auf die Einmaligkeit eines genau orts- und zeitspezifischen Erlebnisses hin ausgerichtet und wurden zudem in den umfangreichen Katalogpublikationen sehr detailliert dokumentiert. In diesem Sinne bemüht sich die Ausstellung mit Hilfe elektronischer Medien darum, die 15jährige Geschichte von Ars Electronica nicht als distanziert historisches Ereignis nachzuvollziehen, sondern als geistiges und sinnliches Erlebnis zu vermitteln.

Die Ausstellung gliedert sich in folgende Bereiche:

1. Information:
  • Grundsätzliche Informationen über die bisherigen Ars Electronica-Festivals, die Hauptthemen, die Programmgestalter, die präsentierten Projekte, die Symposien, Konzerte und Inszenierungen werden über ein durchlaufendes Schriftband, in das einzelne Fotografien integriert sind, vermittelt.

  • Einen speziell gestalteten Informationsüberblick bietet zudem eine von der Station Rose erarbeitete CD-Rom zum Thema "15 Jahre Ars Electronica", die dem Besucher – über interaktive Zugriffsmöglichkeiten auf die in Schrift-, Bild- und Filmform gespeicherten Daten – ermöglicht, sich einen eigenen Informationsweg zu schaffen (vgl. hierzu Band 1, S. 201)

  • Eine filmische Zusammenfassung der wichtigsten Programmpunkte der einzelnen Ars Electronica-Festivals wurde in den speziell zu jedem Festival gestalteten Fernsehdokumentationen erarbeitet. Dieses schon als historisch zu bezeichnende Filmmaterial bietet somit einen sehr direkten und lebendigen Einblick nicht nur in die Programmabfolge, sondern auch in die Stimmungen der Festivals. Im Rahmen der Ausstellung werden diese Dokumentationen in einer permanenten Abfolge zu sehen sein; es besteht aber auch die Möglichkeit, sich einzelne Dokumentationsfilme auf Wunsch separat zu betrachten.

  • Im Festsaal des OÖ. Landesmuseums wird durch eine Videogroßprojektion eine Kinosituation geschaffen: Hier werden sowohl alle Preisträgerarbeiten des Prix Ars Electronica seit Bestehen dieses Preises aus der Sparte der Computeranimation wie auch speziell für Ars Electronica geschaffene Videobänder präsentiert.
2. Relikte
Aus der großen Fülle an künstlerischen Projekten, die im Rahmen von Ars Electronica verwirklicht werden konnten, wurden für diese Ausstellung einige markante ausgewählt: Sie stehen als Beispiele für die große Vielfalt sowie für die beständigen Grenzüberschreitungen. Als Hinweise auf diese Projekte werden einige Relikte, also Materialreste – kombiniert mit kurzen filmischen Sequenzen bzw. Fotografien der Projektsituation -gezeigt.

3. Tunnel der Feststellungen und Visionen
Im Verlauf der einzelnen Ars-Electronica-Festivals wurden vielfach, zumeist bei den wissenschaftlichen Fachsymposien, sehr prägnante Äußerungen über die gesellschaftliche, technologische und künstlerische Problematik der elektronischen Medien formuliert. Neben aktuellen Erläuterungen beziehen sich diese Feststellungen auch immer wieder auf zukünftige Visionen oder Erwartungen.

Bei der Ausstellung werden solche markante Formulierungen aus der 15jährigen Ars-Electronica-Geschichte thematisch geordnet und somit in neue historische Zusammenhänge gebracht. Zukunftsprognosen, die teilweise inzwischen in überraschend präziser Weise Realität geworden sind, lassen sich so überprüfen und verraten zudem viel über den geistigen Umgang mit der Computerwelt in den vergangenen 15 Jahren.

4. Klangwolke
Auch wenn die Linzer Klangwolke inzwischen nicht mehr Teil von Ars Electronica ist, sondern nun alljährlich im Rahmen des Brucknerfestes realisiert wird, ist sie dennoch aufs engste mit der Geschichte von Ars Electronica verbunden. Bereits die erste Ars Electronica im Jahr 1979 präsentierte als gesellschaftlichen Höhepunkt des Festivals das spezielle "Klangwolkenerlebnis" eines raumgreifenden Konzertes mit entsprechender optischer Umsetzung in der freien Natur, Dieses besondere Klangwolkenerlebnis wird bei der Ausstellung über eine interaktive Klanginstallation nachvollziehbar gemacht.

5. Interaktives Fernsehen
Als eine der speziell wichtigen Innovationen von Ars Electronica ist die sehr früh begonnene und permanent fortgesetzte Auseinandersetzung mit interaktiven Fernsehprojekten anzusehen, Neben der aktuellen Realisation eines solchen Fernsehprojektes im Linzer Brucknerhaus (vgl. S 12) präsentiert die Ausstellung in der OÖ. Landesgalerie eine Rauminstallation der Stadtwerkstatt Linz, in der auf die vergangenen Projekte – sei es von dieser Institution oder von Van-Gogh-TV – hingewiesen wird.

6. Prix Ars Electronica 1994
Die 15-Jahre-Ars-Electronica-Ausstellung in der Landesgalerie beschränkt sich jedoch nicht allein darauf, Geschichte zu zeigen: Im Sinne eines Hinweises auf die aktuellsten künstlerischen Formen der Auseinandersetzung mit elektronischen Medien werden – in Ergänzung zu den anderen Ausstellungsorten von Ars Electronica eine Auswahl der im heurigen Jahr beim Prix Ars Electronica ausgezeichneten Projekte aus den Sparten "Computergraphik" und "Interaktive Projekte" präsentiert.

PETER ASSMANN

Konzeptions- und Koordinationsverantwortung: PETER ASSMANN
Ausstellungsrealisation: OÖ. Landesgalerie, ORF-Landesstudio Oberösterreich, Brucknerhaus Linz.
Ausstellungsgestaltung: Sepp Auer und Robin Hood Inc.

Für die großzügige Unterstützung, ohne die eine Realisation dieses Ausstellungsprojektes nicht möglich gewesen wäre, danken wir folgenden Firmen: SHARP / PHILIPS / EBG (Elektro Bau AG) COMPUTER CORNER / SILICON GRAPHICS