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Ars Electronica 1994
Festival-Programm 1994
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Festival 1979-2007
 

 

Mit den Augen der Architektur
Ein Ausstellungsprojekt

' Offenes Kulturhaus Offenes Kulturhaus

Die Kraft der Architektur ist erlahmt. Die Moderne ist nicht mehr in der Lage, die zentralen Fragen zu stellen; die Postmoderne hat es nie wirklich riskiert.

Das Projekt stellt sich die Aufgabe, junge ArchitektInnen vorzustellen, die abseits des Mainstreams eines instrumentalisierten Zweckrationalismus versuchen, architektonische Aufgaben zu lösen, ohne die reale Umsetzung architektonischen Konventionen zu unterwerfen, ohne die konkrete Öffentlichkeit durch eine anonyme, hypothetische zu ersetzen. Fällt die Entscheidung für solch eine Vorgangsweise, wählt man den schwierigen, komplexen Weg, abseits von Fließbandproduktion und Schubladenprojekten. Vielleicht ist dies jedoch der einzige, der Architektur in ihrem widersprüchlich-vielschichtigen Gehalt erkennt.

Das Projekt will durch unkonventionelle Perspektiven Grundfragen des Architektonischen auf sinnliche Weise reflektieren. Verschobene Blickwinkel durchleuchten das Verhältnis der Gesellschaft zum ästhetischen Befinden. Architektur versucht sich als Transportmittel, als Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf die Gegenseite zu richten und Entgegnungen zu formulieren.

Fünf Künstler-ArchitektInnen zeigen Einstiegsluken für veränderte Sichtweisen auf Architektur und ihre Prinzipien. Es geht nicht um Architektur als gebautes Ambiente, sondern um die Strukturierung des architektonischen Blicks in einer medialisierten Welt.

TeilnehmerInnen:

ADOLPH-HERBERT KELZ / BRIGITTE LÖCKER
So wie die Architektur immer auf die Verkörperung des Denkens hinweist, verfolgt das Projekt "Denklaboratorium" die Absicht, ein Ereignisfeld zu schaffen, das eine Welt projizieren im Stande ist, in der Art eines simultanen Ereigniskontinuums, eines totalen, reflexiven Wirkungsgefüges, das in seiner gesamten Handlungsdichte sowie seiner architektonischen Morphologie mit Konzepten aus Literatur und Film assoziativ wie auch konkret in Analogie steht.

PRINZGAU / PODGORSCHEK
x-house or shrine for the goddess of in-between, Chicago 1993
If art is an organism, like a kind of hermaphrodite, then one kind of art or the other is the ear, the testicle, the cerebellum, the armpit hair, the blood, the excrement, the melanin, the eye, the liver, the rage … (pod 91)

WOLFGANG TSCHAPELLER
Gewinn von Tiefenschärfe bedeutet Verlust von Lichtintensität. Das Objektiv (1) ist immer eine Übereinkunft, eine Art Vertrag des abwechselnden Schweigens zwischen eintretender Lichtstärke und Sehschärfe. Versuche ich sehr scharf zu sehen, wird es dunkel, und zwar in einem Maß, daß das Sehen selbst obskur wird (2) und das zu Betrachtende nicht mehr sichtbar sein könnte.

Der blinde Fleck umschreibt die Gegend im Auge, die keine visuelle Informationen liefert. Der bewegte Blick läßt den blinden Fleck als Zensurbalken (3) (reflexiv) über die Umgebung gleiten. "Vom Auge gehen unsichtbare Strahlen aus, die die Umwelt abtasten. Diese Strahlen sehen wie Nadeln (vgl.: Stricknadeln) oder wie lange Füße aus. Was immer sie berühren verschwindet, Die Füße des Körpers sind Nadeln. Sehen ist Löschen. What is read is eaten (gelesen ist gelöscht). The grounds are white. What is read is white."
(1) kollektives Schiedsgericht, (2) sich verdunkelt, (3) Schlafstelle (reflexiv)