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Ars Electronica 1993
Festival-Programm 1993
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Festival 1979-2007
 

 

Gentechnik-Impressionen


'Lothar Müller Lothar Müller

Mit Goethes "Zauberlehrling" beginnt ein Bericht über ein Symposium zum Thema "Chancen und Grenzen der Gentechnologie" (1989). Bezeichnend die Titel der darin folgenden Artikel "Vom Vertrauen in den Meister", "Die Geister der Gentechnologie untertan machen", "Verantwortung im Widerstreit". "Problemzonen der Gentechnologie".

Heute, nach Abschluß der ersten Enquetekommission des Nationalrates, nach Abschluß des Begutachtungsverfahrens für ein österreichisches Gentechnikgesetz, erweitern sich Wissens-, Bewußtseins- aber auch Gefühlszustand beträchtlich.

DIE IMPRESSIONEN
  • Gentechnologie ist mehr als ein bloßer "Satz von Methoden". Sie ist eine Technologie, die Leben sowohl als Instrument wie auch als Ziel betrachtet.


  • Gentechnologie geht in ihrer angestrebten, ausgeprägten Form "quer durch unser persönliches und gesellschaftliches Leben". Ihr "Optimierungsangebot" reicht von der medizinischen Diagnostik über neue Nahrungsmittel bis hin zur Veränderung von Pflanzen und Tieren. Natur wird auch in der Substanz beliebig gemacht.


  • Bis jetzt wurden breitflächiger Verbrauch und damit Zerstörung ("Zerbrauch") der natürlichen Gegebenheiten durch sogenannte "Biotope" kompensiert. Ich bin überzeugt, daß auch die Tage dieser "Naturfassaden", die uns Natur quasi im Freilichtmuseum zeigen, gezählt sind. Die Zukunft gehört – wenn wir es zulassen – den "Technobiotopen".
    Wird Leben – durch die Möglichkeit gezielter Veränderung, durch Substanzaustausch, durch Strecken der Artgrenzen usw. beliebig, dann ändert sich auch das Bewußtsein. Dimensionen wie Integrität, Einmaligkeit, Autonomie treten hinter die Begriffe Machbarkeit, Austausch und Optimierung zurück. Der Triumph der Segmentierung!


  • Die zu akzeptierenden Seiten der Gentechnik (etwa Anwendungsbereich Medizin, Umwelt) resultieren vielfach aus den negativen unserer "Zivilisation". Mikroben werden Müll fressen, Pflanzen resistent gemacht, Lebewesen optimal angepaßt. Statt Ursachenbekämpfung also eine Sanierungstechnologie!


  • Wer Gen sagt, muß auch Ethik sagen!