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Ars Electronica 1993
Festival-Programm 1993
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Festival 1979-2007
 

 

AUGen


'Leopold Larcher Leopold Larcher / ' Rich.art Rich.art

QUALIFIZIERENDER EMOTIONSANSATZ
Der Computer wird zum menschlichen, endlichen Universum – er simuliert lebende Systeme.
Wir leben in einem nicht-künstlichen System, in welchem wir neue Systeme kreiern.
Der Mensch wird zum künstlichen Schöpfer in diesem System.
Wir geben die Lebensregeln. Erst der Benutzer macht uns zum künstlichen Schöpfer.
Man ist Herr über seine Schöpfung, deren Code der ZUFALL bestimmt hat.
Wer gibt dem nicht-künstlichen Schöpfer die Lebensregeln? Das Speichermedium / HW wird zum künstlichen Nucleus. Der Speicherinhalt / SW wird zur künstlichen DNA. (1)

Der Speicher des Computers (bestehende Binärzeichenkette) wird durch Licht/Strahlung direkt vom Benutzer manipuliert d.h. künstlich "evolutioniert". (2)

Der Speicher ersetzt nicht-künstliche Versuchsobjekte. (3)

Der kreierte Binärcode definiert einen generierenden, künstlichen, genetischen RNA Code, der nur dann transkripiert wird, wenn zumindest ein Genetisches Startcodon AUG existiert. (4)

Es ist ein zufälliger, einzigartiger Objektcode, welcher ein individuelles Objekt/"Lebewesen" definiert, das interaktiv vom Benutzer der Installation beeinflußt / gesteuert werden kann. (5)

Der Objektcode bestimmt das Interface der künstlichen Lebewesen mit nicht-künstlichen Lebewesen. Das Interface des künstlichen Objektes sind Augen, weil nur künstliche Lebewesen nicht-künstliche simulieren können. Die Eigenschaft des Interfaces, unseren menschlichen Augen ähnlich zu sein, verleiht ihm die Fähigkeit menschenähnlichen Kontakt zu simulieren. Die Augen sind nur in dieser, unserer zur Zeit noch einzig bekannten, dreidimensionalen globalen Welt das erste Kommunikationsmittel zwischen verschiedenen "Kulturen", deren gemeinsame Sprache noch unbekannt ist.

Die Steuerung/Eingabe erfolgt über einen Brain-Wave-Analyzer. Der Gedanke an ein Gefühl wird zur universiellen Kommunikationsbasis/Sprache. Kann das kreierte künstliche Lebewesen verschiedene Kommunikationsformen entwickeln, bzw. verstehen? Das Objekt/"Lebewesen" lebt" und interagiert mit oder von Gefühlsstrukturen des Benutzers.

Wird der Benutzer dadurch zum Benutzten?!
Die Gefühle des Benutzers in Verbindung mit der Bewegungssprache des Objektes ergeben ein dynamisches System, in welchem das Verhalten der jeweiligen "Gesprächspartner" in einem geschlossenen Kreis darstellbar ist.

Nach Ablegen des Interface "stirbt" das Lebewesen und ist nicht mehr reproduzierbar. Das künstliche Leben wird nicht mehr gedacht.
FORMALER ABSTRAKTER DENKANSATZ
Vier Basen in der DNA (Desoxyribonukleinsäure) deren sequentielle Reihenfolge den genetischen Code (Sinnstrang) definieren
A Adenin
T Thymin (wird bei RNA durch U für Uracil ersetzt)
G Guanin
C Cytosin

In der Doppelhelix der DNA bilden jeweils
A-T
C-G
durch Wasserstoff verbundene komplementäre Paare (der Sinnstrang wird komplementär durch den Matrizenstrang ergänzt)

Bei RNA Polymerase wird der DNA Code auf die messenger-RNA (m-RNA) umgeschrieben (Transkription)
CODIERUNGSFOLGE:
  • Farbe des Hintergrundes

  • Art des Objektes

  • Farbe des Objektes

  • BewegungsSprach



(1)
Durch Binäre Zuordnung
00 – A Adenin
11 – U Uracil (statt Thymin – siehe oben)
01 – G Guanin
10 – C Cytosin
entsteht quasi ein m–RNA, und ist digital einsetzbar.
In der künstlichen DNA wird, gleich wie in der nicht künstlichen DNA, ein Promoter erkannt = die Startposition der Transkription. Die Doppelhelix wird aufgebrochen, eine m–RNA als Komplement des Matrizenstranges gebildet. jeweils drei aufeinanderfolgende Basen (Basentriplet) der m–RNA bilden ein Codon. zurück

(2)
Anmerkung: Die Dauer und Intensität der Bestrahlung ist direkt proportional zur Menge des gelöschten Binärcodes. zurück

(3)
(Vgl. Strahlungs– und Mutationsversuche mit lebenden Drosophila Fliegen –Hermann J. Muller, Schüler von Thomas Hunt Morgan zur Jahrhundertwende) zurück

(4)
Um anzuzeigen, wo in der Kette der Startpunkt ist, ab dem die Triplets gelesen werden, gibt es einen allgemeinen Startcodon: AUG q
Diese Codons bestimmen im Ribosom die Bildung der Aminosäuren (Translation).
Als DNA dient ein, mit Binärcode 0 (default–Wert) definiertes Speichermedium, welches durch Strahlung zufällig gelöscht wird (entspricht Code 1), Es entsteht eine unwillkürliche Reihenfolge von 0 bzw. Löschung (1). zurück

(5)
Dieser Code wird sequentiell gelesen (d.h. als Triplet behandelt = 6 Binärzeichen entspricht 64 Variationen) und dient nach erkennen des Startercodons AUG (00 11 01) zur Objektbestimmung. zurück

DANK AN:

Werner Petricek / Klosterneuburg – Programmierung
Apple Friends / IBVA
Glasfachschule Kramsach
Der Raum – P. Binder, Linz