Eine kleine Genealogie des künstlichen Lebens
'Ayre Wachsmuth
Ayre Wachsmuth
STEREOLITHOGRAFISCHE MODELLE (1) + 3-D-ANIMATIONEN. Im Gegensatz zu den uns vom Museum her bekannten naturwissenschaftlichen Modellen, die als Manifestation des Fortschritts und symbolischer Beweis für einen hohen Wissensstand betrachtet werden können, entsteht hier eine andere Art Modell. Es sollen stereolithografische Modelle erzeugt werden, die Ideen und Visionen (die das künstliche-Leben-betreffen) aus der Literatur, dem Film und der Wissenschaft angreifen und zeigen. Dabei soll es nicht darauf ankommen, ob sie nun der Realität oder einer Fiktion entsprechen.
Diese Ideen und Beispiele reichen von Arthur Rimbauds Vision des Menschen der Zukunft bis zu "Blutmusik" von Greg Bear: Er läßt in diesem Buch die Hauptfigur mit intelligenten Lymphozyten injizieren, die den Körper verändern. Diese Veränderung ist mitunter eine Veränderung der Wirbelsäule, die zu einer Buckminster Fuller artigen Konstruktion wird. C.-D. Simaks "CITY": 1952 in den USA erschienen ist die Geschichte von Menschen und Hunden in der Zukunft. Ein wichtiges Detail ist, daß der Mensch dem Hund, "seinem besten Freund", das Sprechen beibringt, indem er durch operative Eingriffe im Kehlkopf des Hundes die Stimmbänder verändert. Diese Fähigkeit zu sprechen wird weiteren Generationen genetisch vererbt.
Es kommen ein "Kink", fraktale Wachstumsmodelle, eine Frau die im Wassertropfen lebt, eine Schlange mit Seriennummer und andere Dinge vor. Scheinbar in eine konventionelle museale Präsentationsform verpackt, stehen diese Modelle aber nicht für das schon Bewiesene und Gültige, sondern für das Offene, noch Machbare an sich. Mit anderen Worten: "Only when we are able to view life-as-we-know-it in the larger context of life-as-it-could-be will well we realy understand the nature of the beast". (2)
Die stereolithografischen Modelle sind mit CAD und 3-D Modelling (ALIAS) geometrisch konstruiert und entworfen und werden dann mit Hilfe der Polymerchemie synthetisch zusammengestellt. Dieser Ansatz der Verknüpfung (Synthese) von Einzelteilen, sowohl materiell wie auch thematisch zu einem neuen Ganzen (wie bei anderen Verfahren zur Herstellung von organischen und anorganischen Verbindungen), läßt sich hier als eine Verbindung bzw. Durchquerung von Kunst zu Wissenschaft modellhaft versinnbildlichen. Für die Zukunft könnte gelten: "Nature will be known and remade through technique and will finally become artificial, just as culture becomes natural". (3)
Also: Cross Culture and Cross Nature.
(1) Stereolithografie: Ein Verfahren zur Erzeugung dreidimensionaler Musterteile und Modelle mit Lasertechnik und CAM/CAD aus lichthärtendem Kunststoff. zurück
(2) Christopher G. Langton: Artificial life, volume VI, Santa Fe Institute studies in the sciences of complexity, 1987. zurück
(3) Paul Rabinow: Artificiality and Enlightment: From Sociobiologiy to Biosociality, Zone Band 6/Incorporations 1992 N. Y. zurück
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